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Neptuns Tochter 2

Neptuns Tochter 2

Titel: Neptuns Tochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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verschwunden war.
    Timea wollte das Knäuel wegwerfen. Die Hand schwebte bereits über dem Papierkorb, stoppte und zog sich wieder Richtung Schreibtischplatte zurück. Vielleicht hatte sie etwas überlesen? Möglicherweise stand da etwas zwischen den Zeilen . . .?
    Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. »Was kann man hier bitte falsch verstehen?«, fragte sie ihre Finger, die begonnen hatten, Mikas Bild wieder auszugraben.
    Das Läuten des Telefons hielt Timea schrill von ihrem Tun ab.
    Sie überlegte. Ihre Großmutter rief bestimmt nicht noch einmal an. Und sonst? Timeas Leben ging gerade den Bach runter, der Anrufer könnte ihr höchstens beim Hinterherschauen Gesellschaft leisten.
    »Jetzt reicht es«, schimpfte Timea mit sich selbst. Zynismus war noch nie ein probates Mittel gewesen und half ihr auch jetzt nicht weiter. Außerdem schien es wichtig zu sein, denn der Anrufer blieb hartnäckig.
    Nach dem gefühlt hundertsten Klingeln griff Timea nach dem Hörer und schlüpfte gleichzeitig in die Rolle der Immobilienmaklerin Timea Illay, die damit begann, ihre Begrüßungsfloskel aufzusagen.
    »Timea . . . endlich«, wurde sie unterbrochen, noch bevor sie ihren Vornamen zur Gänze nennen konnte.
    »Mika, schön, von dir zu hören«, erwiderte Timea für sich selbst überraschend ruhig.
    Vom anderen Ende der Leitung war ein leises Räuspern zu hören. »Du hast den Artikel wohl schon gelesen«, sagte Mika.
    »Du meinst den, in dem dein Vater stolz verkündet, dass du seinen Geschäftspartner Frank Schöffen heiraten wirst?«, fragte Timea. Im Stillen verfluchte sie den neuerlich aufflammenden Zynismus, den sie zu allem Überfluss nicht rechtzeitig aus ihrer Stimme verbannen konnte. Da es jetzt egal war, fuhr sie in unverändertem Tonfall fort: »Den habe ich eben gelesen, ja. Ein schönes Bild, übrigens.«
    »Hör zu, Tim. . .«
    »Du musst mir nichts erklären«, sagte Timea wieder beherrscht. »Ich denke, du hast die Entscheidung getroffen, die du für die beste hältst – für dich.«
    »Nein – du verstehst das falsch«, flüsterte Mika.
    »Tatsächlich?«, fragte Timea knapp.
    »Es ist schon das Beste . . . so ist das nicht«, stotterte Mika los. »Aber nicht für mich . . . zumindest nicht nur für mich . . . es ist eben nötig . . . weil . . . ich kann es erklären . . . ehrlich . . . aber nicht am Telefon.« Bis hierhin schien Mika kein einziges Mal Luft geholt zu haben. Der Atemzug, den sie jetzt machte, klang daher wie das Pfeifen einer Dampflok. »Bitte lass es mich erklären«, fügte sie leise hinzu.
    »Wozu?«, fragte Timea wieder nur knapp.
    »Jetzt pass mal auf«, brach es aus Mika heraus.
    Timea spürte ihre Mundwinkel zucken. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Mikas Temperament mit ihr durchging. Wenigstens darauf war Verlass.
    »Wenn du glaubst, dass du mich auf die Palme bringen kannst, weil du mir nur Fragewörter entgegenknallst, dann hast du völlig recht.« Jedes der Wörter wurde von einem dumpfen Klack begleitet. Es hörte sich an, als würde Mika auf irgendeinem Parkettboden hin und her wandern. »Erst ist meine Mutter nicht da, wenn man sie braucht. Papa lässt den Obermufti raushängen, und jetzt fängst du auch noch an.« Das Klacken hatte aufgehört. »Ich will einfach nur mit dir reden, Timea. Bitte«, flehte Mika.
    Timea ignorierte den Stich, der wie ein Blitz in ihr Herz einschlug. »Tut mir leid Mika, aber ich habe gerade überhaupt keine Zeit. Ich muss noch Einiges regeln – du weißt schon.« Ohne auf eine Reaktion zu warten, beendete sie das Gespräch. Den Telefonhörer warf sie auf den Apparat, als hätte sie sich daran verbrannt.
    Bemüht langsam ließ sie sich mit ihrem Stuhl zurücksinken. In die Position, die ihr immer half, sich zu beruhigen. Einfach nur auf die Zimmerdecke schauen, Gedanken abschalten.
    Eingehend betrachtete sie die hellen Paneele. Auf einmal fühlte sie sich unter die Sprinkleranlage zurückversetzt, die Mika in Gang gesetzt hatte.
    Wie paralysiert war Timea stehengeblieben, als wie aus heiterem Himmel dieser fürchterliche Alarm losgegangen war. Fast zeitgleich hatten sich über ihr die Schleusen geöffnet.
    Am liebsten hätte sie diese junge Frau erwürgt. Wie sie da stand, mit nach unten geklappter Kinnlade, ein lüsternes Leuchten in den Augen.
    Und Timea selbst?
    Wenn sie heute jemand fragen würde, warum sich ihre Brustwarzen so deutlich abgezeichnet hatten – sie würde steif und fest

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