Freche Mädchen... 08: Rosen, Chaos, Hochzeitsparty
»Carlotta
Bergmann! Ich frage dich hiermit: Willst du mich zum Ehemann nehmen und für immer und ewig lieben?«
Einen Moment lang schließe ich die Augen und diese Gelegenheit nutzt Jannis natürlich sofort, um mich zu küssen.
»Stopp!«, protestiere ich lachend. »Das gilt nicht! Ich bin gar nicht dazu gekommen, dir das Jawort zu geben. Folglich sind wir überhaupt noch nicht verheiratet, also zumindest nicht so richtig. Und wenn du nicht auf der Stelle wieder ganz lieb bist und gefälligst wartest, bis mir die richtige Antwort einfällt, musst du dir eben eine andere Braut suchen.«
Jannis grinst mich so lange erwartungsvoll an, bis ich schließlich sage: »Von mir aus, ich gebe mich geschlagen.«
Da ruft er: »Musik!«, und während er mich durchs Wohnzimmer wirbelt, trötet er mit gespitztem Mund etwas, was so ungefähr wie ein Hochzeitswalzer klingt.
Immer wenn er Luft holen will, habe ich Erbarmen mit ihm und er bekommt einen dicken Kuss. Minutenlang geht das so. Wir tanzen um den Esstisch herum, dann in die Küche, von dort aus durch die ganze Diele und wir bleiben erst stehen, als wir vor dem großen Spiegel angelangt sind.
»Du schaust so wunderschön aus, mein Schatz«, flüstert Jannis und schaut mich verliebt an. »Einfach nur wunderschön.«
Ich streiche meine Haare zurück, lächle meinem Spiegelbild zu und finde, dass Jannis ausnahmsweise mal recht hat. Vielleicht sollte man ab und zu ein Brautkleid tragen, zumindest eines von der Sorte, wie ich es gerade anhabe: schulterfrei, aus glänzender cremefarbener Seide, oben herum schmal geschnitten, mit Blüten und Strasssteinchen, die aufblitzen, wenn Licht darauffällt, und einem halblangen, schwingenden Tüllrock. Das Kleid ist ein wahnsinniger Hingucker. Dass ich das Oberteil mit weißen Tennissocken von Papa ausgestopft habe, fällt fast gar nicht auf.
Wenn ich mir jetzt Jannis in einem schwarzen Smoking, mit weißem Hemd und dunkler Fliege aus Samt vorstelle und nicht in tausendmal gewaschenen Jeans und blassgrünem T-Shirt mit dem Aufdruck What’s on? , dann würde ich ihn tatsächlich am liebsten vom Fleck weg heiraten.
Jannis scheint meine Gedanken zu ahnen, denn er legt den Arm um mich und flüstert mir zärtlich ins Ohr: »Ach komm, Carlotta, wir haben noch so viel Zeit. Erst mal heiratet Natascha.«
Ich gebe ihm ein Küsschen, ein leicht verrutschtes, weil Jannis sich in dem Moment vorbeugt, um einen Minifussel von meinem Rock zu pusten.
»Außerdem haben wir jetzt genug Hochzeit gespielt. Wie wär’s, wenn du das Kleid wieder in den Schrank hängst? Ich bin mir nicht sicher, ob es in Ordnung geht, dass du es einfach so anziehst. Wenn ich Natascha wäre …«
»Bist du aber nicht!«, unterbreche ich ihn und verziehe das Gesicht. »Natascha kriegt schon nichts mit, darauf kannst du dich verlassen. Ich hänge das Kleid nämlich millimetergenau so in ihren Schrank zurück, wie es war. Bist du jetzt zufrieden?«
»Ja, aber dann mach’s bitte auch gleich«, sagt er und entfernt schon den nächsten Fussel.
»O Mann«, stöhne ich. »Mach doch kein Drama daraus. Mit dem Kleid passiert hundertpro nichts. Ich verspreche dir, ab sofort ganz besonders aufzupassen, ja? Und nachher beim Essen nehme ich extra eine Riesenserviette. Statt dich aufzuregen, könntest du mich lieber mal wieder küssen.«
»Bitte versteh mich nicht falsch, Carlotta, aber irgendwie hatte ich eben das blöde Gefühl, es ist alles nicht okay.«
Ich mache ein paar Tanzschritte um ihn herum und bleibe vor ihm stehen. »Doch! Es ist sogar vollkommen okay! Es handelt sich hier sozusagen um ausgleichende Gerechtigkeit.«
»Ausgleichende Gerechtigkeit? Ist das nicht eine Nummer zu groß?«
Hätte ich mir gleich denken können, dass er mich nicht versteht. Deshalb sage ich geduldig: »Sieh mal, ich bin Brautjungfer, und diesen nicht ganz unwichtigen Job kann ich ja schlecht in Jeans und Flip-Flops erledigen, oder? Da ist es doch logisch, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, was ich zur Hochzeit anziehen könnte. Vor ein paar Tagen habe ich dann zufällig ein irre tolles Kleid in der Stadt entdeckt und Papa den Vorschlag gemacht, dass er es mir kaufen könnte. Weißt du, was er geantwortet hat?«
»Dass du jede Menge Klamotten hast, dass dein Schrank aus allen Nähten platzt und so weiter und so fort,« sagt Jannis und grinst.
Ich vermute, dass ist der Standardsatz, den männliche Gehirne beim Thema Kleidung immer wieder produzieren, denn genau so hatte es
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