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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Theisen
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rein.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob sie nun schlecht gelaunt ist.

    Yvonne geht in den Kommandoraum am Rande des Beckens. Ich schaue durch die Glasscheibe zu ihr hinein. Sie zieht am Pult einen von sechs Hebeln nach unten. Ein kurzer Ruck ist zu hören, dann ein Blubbern. Langsam hebt sich der Boden des Beckens. Es wirkt wie in Batmans Halle, kurz bevor die Pforte für das Batmobil geöffnet wird.
    Sie kehrt aus dem Kommandoraum zurück.
    »Hüpf rein, Nerd. Das Wasser ist höchstens noch einen Meter tief.«
    Es spielt keine Rolle, ob du einen Föhn in eine volle oder eine halbvolle Wanne wirfst, du bekommst einen Stromschlag. Es spielt auch keine Rolle, ob ein Nerd in ein volles oder ein halb volles Becken springt. Am Ende wird er im Schwimmbecken des Grauens ertrinken.
    »Du bist wasserscheu. Stimmt’s, Schlaumeier?«
    Dass sie mich immer Schlaumeier nennt, ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie wütend auf mich ist. »Als wasserscheu würde ich es nicht definieren. Kein Nerd hat je schwimmen gelernt. Das ist ein Gesetz wie die Schwerkraft.«
    »Wenn du meinst. Die Regel könnte also lauten: Ein Apfel fällt nie nach oben, ein Nerd springt nie ins Wasser.«
    Sie hat mich verstanden.

    Dann kommt sie zu mir. Wir sehen uns an und … sie schubst mich. Ich stolpere rückwärts, falle über den Beckenrand ins Wasser, bin unter Wasser. Meine Nase ist voll Wasser. Wasser wird in meine Lungen eindringen. Ich drehe mich, werde sterben. Dann spüre
ich den Boden unter meinen Füßen und stelle mich aufrecht. Nur diesem Boden und den Schwimmärmchen ist es zu verdanken, dass ich wieder auftauche und euch meine Geschichte überhaupt noch erzählen kann.

    Yvonne hüpft zu mir ins Becken. »Beginnen wir mit dem Unterricht. Brustschwimmen. Streck die Arme vor dem Körper nach vorne.«
    »Ich würde lieber duschen.«
    »Jetzt nimm die Arme nach vorne, Nerd. Du nervst, weißt du das eigentlich?«
    Wenn sie das mit den Armen so unbedingt möchte, kann ich es ja tun.
    »Lege die ausgestreckten Hände zusammen.« Sie zeigt mir die Armbewegungen für das Brustschwimmen und wiederholt sie mehrmals. »Immer schön beim Schwimmen den Kopf über Wasser halten. Hast du das verstanden?«
    »Letzteres ist nicht schwer zu verstehen.«
    »Ich meine die Schwimmbewegungen. Hast du kapiert, wie die Schwimmbewegungen gehen?«

    »Ich habe schon vor zwei Jahren die Programmierung Schwimmender Frosch an meinem damaligen Roboter XG3 vorgenommen. Das war ein ähnlicher Bewegungsablauf. Dort musste ich XG3 mittels eines Dialektes der Programmiersprache PB7.7 froschähnliche Bewegungen zur Fortbewegung im Wasser vorgeben. Bei seinem finalen Kampf gegen Pinki Panza nutzte ihm dies jedoch nichts.«

    Yvonne kennt weder Schwimmender Frosch noch Robota. »Ich bin nur an einem schwimmenden Nerd interessiert«, sagt sie. Doch sie unterbricht ihren Unterricht, denn sie muss hoch zu Herrn Ritter. »Er hat den Schlüssel für den Schrank mit den Schwimmnudeln. Die brauchen wir, um sie dir vorn unter die Achseln zu klemmen, damit du genügend Auftrieb hast. Die Schwimmärmchen reichen dazu nicht aus.«
    Das mag sein, trotzdem gebe ich ihr jetzt nur ungern die Schwimmärmchen ab.
    »Warte hier im Wasser. Es dauert nicht lange.«

Kapitel 21
»Schwimm, Nerd, SCHWIMM!!!!«

    Ich fühle mich nicht wohl. Ich muss über Fakten nachdenken, um mich abzulenken. Wenn die Wassertemperatur unter 18 Grad sinkt, dann schreitet bei Schwimmwettkämpfen der Jugendschutz ein. Das hätte ich ihr eben auch noch erzählen können. Ich frage mich, welche Temperatur dieses Becken hat und wo sie bleibt, und schaue zur Treppe. Doch dort steigt nicht Yvonne hinunter, sondern Rick – im Schlepptau hat er Alex.

    »Hey, wenn das nicht unser Nerd ist! Höhöhö!«
    Wieso sollte ich es nicht sein?
    Rick geht zum Kontrollraum und ruft: »Rache für die Schwimmärmchen!« Er drückt den gleichen Schalter wie Yvonne, nur in die entgegengesetzte Richtung. Der Boden unter meinen Füßen sinkt, erst langsam, dann schneller. Ich sinke ebenfalls. Ein Nerd sinkt im Wasser wie jeder andere Gegenstand.
    Ich habe weder Schwimmärmchen noch Poolnudeln. Das ist, als ob du ohne Schutzschilde in einen Asteroidenhagel hineinfliegst. Du kannst nur verlieren.
    »Höhöhöhö«, höre ich Ricks Lachen. Es hallt durch die Halle. »Höhöhöhö.«
    Ich muss raus, laufe zum Rand, wo meine Schwimmärmchen
liegen. Das Wasser steigt weiter, ist schon an meinem Hals. Geschafft! Ich klammere mich mit den

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