Bibi Blocksberg - 10 - Das feuerrote Nashorn
Papi hat gewonnen!
Um elf Uhr zeigte das Thermometer in Bibis Schule 28 Grad im Schatten und der Direktor gab ab der vierten Stunde hitzefrei. Innerhalb weniger Minuten waren die Schulkinder in alle Himmelsrichtungen davongesaust und das Schulgebäude lag einsam und verlassen da.
Auch Bibi war glücklich wegen der beiden geschenkten Stunden, denn es fielen Erdkunde und Mathe bei der strengen Frau Müller-Riebensehl aus. Statt sich mit der verhassten Bruchrechnung abzuquälen, flog Bibi nun gemütlich auf Kartoffelbrei durch die Luft und trällerte vergnügt ein soeben erst komponiertes Lied: » Hitzefrei, hitzefrei, ist das Schönste, was es gibt! Hitzefrei, hitzefrei, ist das, was ein Schüler liebt!«
Bibi hatte leicht lachen, denn hoch oben über der Stadt wehte eine kühle Brise. Unten in den Straßen jedoch war es heiß und die Sonne knallte unbarmherzig auf das Pflaster. Kurz vor ihrem Haus entdeckte Bibi unter sich auf der Straße den Briefträger Herrn Klappermann in seiner engen, warmen Uniform.
»Hallo, Herr Klappermann!«, rief sie und winkte ihm zu. »Wie wär’s mit einer kleinen Abkühlung?«
»Das wäre nicht schlecht«, antwortete der Briefträger und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Würdest du das für mich tun?«
»Kein Problem!« Bibi lachte. » Eene meene kleine Sause, hier kommt eine kalte Brause. Hex-hex!«
Sternchen blitzten, Funken sprühten und im Nu prasselte eine kalte Dusche auf den schwitzenden Briefträger herunter. Er lachte und prustete und machte schnell seine Posttasche zu.
»Halt, Bibi! Nicht so viel! Die ganze Post wird ja nass. Oje! Die beiden Briefe hier für deinen Vater haben ordentlich was abgekriegt. Er wird nicht gerade begeistert sein.«
»Schon vorbei!«, sagte Bibi. »Und die Briefe hex ich schnell trocken. Wollen Sie auch wieder trocken werden?«
»Nein, danke!«, wehrte Herr Klappermann ab. »Die kleine Abkühlung war sehr angenehm bei der Hitze.«
Bibi nahm die Briefe für Vater Blocksberg und Briefträger Klappermann setzte seine Runde fort. Bevor Bibi die Briefe ihrem Vater gab, hexte sie sie erst einmal trocken.
» Eene meene nasse Socken, die Briefe hier sind knochentrocken. Hex-hex!«
So, jetzt konnte ihr Vater sie haben!
Herr Blocksberg hatte seine Mittagspause ein wenig vorverlegt und war bereits zu Hause. Er saß auf der schattigen Terrasse und ließ vergnügt die Eiswürfel in seinem Saftglas klingeln. Bibi landete im Garten und winkte ihrem Vater zu.
»Küsschen, Papi!«, rief sie. »Wir haben hitzefrei!«
»Du hast es gut«, erwiderte Herr Blocksberg lachend. »Das müsste es für die arbeitende Bevölkerung auch mal geben. Was war denn das eben für ein Geschrei auf der Straße?«
»Ach, das war nur Herr Klappermann. Der arme Mann hat so geschwitzt, da habe ich ihm eine kleine Erfrischung gehext. Es ist aber alles wieder in Ordnung«, fügte sie schnell hinzu. »Hier, er hat mir zwei Briefe für dich mitgegeben.«
Herr Blocksberg warf einen kurzen Blick auf die Umschläge.
»Hm, bestimmt nur Rechnungen«, stellte er fest. »Eine vom Elektrizitätswerk und eine von der Neustädter Zeitung. Wahrscheinlich die Monatsrechnung für unser Abonnement.«
In diesem Moment trat Frau Blocksberg auf die Terrasse und brachte ein Glas Saft mit viel Eis für Bibi und ein weiteres Glas für Bibis Vater.
Ihr Blick fiel auf die Briefe.
»Ist Post für mich dabei?«, fragte sie.
»Nein, bloß Rechnungen. Wie meistens«, antwortete ihr Mann und wollte die Briefe achtlos zur Seite legen. Doch Bibi griff neugierig nach einem der beiden Umschläge.
»Der von der Zeitung sieht aber nicht nach einer Rechnung aus«, stellte sie fest. »Darf ich ihn aufmachen, Papi?«
»Von mir aus«, sagte ihr Vater und nahm seiner Frau das Saftglas ab. Bibi riss den Umschlag auf, holte den Brief heraus und faltete ihn auseinander. Dann las sie laut vor: »Sehr geehrter Herr Blocksberg! Wir gratulieren ganz herzlich! Sie sind der Hauptgewinner unseres großen Ferienpreisausschreibens…« Bibi ließ den Brief sinken und stieß einen spitzen Schrei aus. »Papiiii!«
»Ich bin was, bitte?« Herr Blocksberg beugte sich zu Bibi hinüber. »Zeig mal her.« Er nahm Bibi den Brief aus der Hand und las weiter: »Wir freuen uns Ihnen zum Gewinn einer Afrika-Reise für zwei Personen gratulieren zu dürfen. Ich muss mich setzen!«
»Du sitzt doch schon!«, kicherte Bibi und stieß dann einen leisen Pfiff aus. »Afrika! Das ist ja der Wahnsinn!«
Das fand ihre
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