Neubeginn in Virgin River
seinem Mund kam eine Art Knurren, sein Blick war glasig, und in der Hand hielt er ein großes Jagdmesser. Sie schrie auf, verstummte aber sofort, als er sie an den Haaren packte und ihr das Messer an die Kehle hielt.
„Drogen“, sagte er nur. „Gib mir einfach, was du hast, dann werde ich mich so schnell wie möglich verziehen.“
„Sie sind da drin … Ich muss den Schlüssel holen“, sagte sie und deutete auf den Medikamentenschrank.
„Vergiss es“, sagte er, und während er sie weiter festhielt, versuchte er, die Holztür aufzutreten. Der Schrank bebte und schwankte. Sie konnte hören, wie der Inhalt durcheinanderpurzelte.
„Lassen Sie das!“, rief sie. „So zerbrechen Sie die Ampullen doch nur! Wollen Sie die Drogen nun haben oder nicht?“
Er hörte auf. „Wo ist der Schlüssel?“, fragte er.
„Im Büro.“
Er zog sie mit sich nach hinten und schloss die Küchentür. „Los jetzt. Wir gehen ihn holen.“ Einen Arm um ihre Taille gelegt und das Messer an ihre Kehle gesetzt, führte er sie aus der Küche. Es blieb ihr nichts weiter übrig, als mit ihm ins Büro zu gehen.
Wie eine Geisel hielt er sie vor sich, während sie sich langsam über den Flur zum Büro schoben. Als sie die Schublade öffnete, um den Schlüssel herauszunehmen, fing er plötzlich an zu lachen. Er ergriff ihre Hand und versuchte, ihr den Ring abzuziehen. „Der ist für mich.“
„Oh Gott!“, schrie sie und versuchte, sich von ihm loszureißen. Aber er zog sie an den Haaren zurück und hielt ihr bedrohlich das Messer direkt vor die Nase. Sie erstarrte und ließ zu, dass er ihr den Ring abzog.
Er steckte ihn in die Jackentasche und schnauzte sie an: „Beeil dich. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.“
„Bitte tun Sie mir nichts“, flehte sie ihn an. „Sie können ja haben, was Sie wollen.“
Er lachte. „Und was ist, wenn ich dich will?“
Sie glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen, zwang sich aber, stark und tapfer zu sein, damit diese Qual möglichst schnell ein Ende nahm.
Aber er würde sie umbringen. Sie wusste, wer er war, was er getan hatte, und plötzlich sah sie klar – er würde sie töten. Sobald er hatte, was er wollte, würde er ihr die Kehle durchschneiden.
Auf dem Schreibtisch lagen die Schlüssel für den Hummer, der durch das Markenzeichen und die Fernbedienung leicht identifizierbar war. Er schnappte sie sich und steckte sie zu dem Ring in seine Tasche, dann schubste er sie aus dem Büro zurück in die Küche. Dabei murrte er: „Das Arschloch zahlt mir nicht genug dafür, dass ich mit Maxine und einem Haufen alter Penner draußen im Wald hocken muss. Aber das hier wird es wieder ausgleichen.“ Und dann lachte er.
Als das Telefon schellte, sprang Jack aus dem Bett. „Mel steckt in Schwierigkeiten“, hörte er Docs raue Stimme. „Jemand hat versucht, von hinten ins Haus zu gelangen. Sie ist unten. Irgendwas ist zerbrochen.“
Jack legte auf und schnappte sich seine Jeans vom Stuhl. Für Hemd und Schuhe hatte er keine Zeit. Er zog seine 9-mm-Pistole aus dem Halfter, das an einem Haken in seinem Schrank hing, prüfte, ob sie geladen war, und rannte aus der Tür. Er raste über die Straße wie jemand, der um sein Leben rennt. Dabei überlegte er nicht – er handelte instinktiv. Sein Kiefer knirschte, seine Schläfen pulsierten, und er fühlte das Blut in den Ohren rauschen.
Außer Docs Truck und Mels Hummer stand vor der Praxis noch ein alter Truck. Jack wusste sofort, wer dort drin war.
Als er durch das Fenster in der Eingangstür blickte, sah er, wie Calvin Mel gerade von der Küche, in der der Medi-kamentenschrank stand, ins Büro schubste. Er lief ums Haus herum nach hinten und blickte durch die Glasscheibe in der Küchentür. Sie waren noch außer Sichtweite. Dann traten sie hinten im Flur wieder in sein Blickfeld, und Jack duckte sich – aber nicht ohne zuvor gesehen zu haben, dass Calvin ihr ein großes gezacktes Messer an den Hals hielt. Er wartete. Er würde diesem Schwein weder Zeit noch Gelegenheit geben zu entkommen oder gar vorher noch Mel irgendwelchen Schaden zuzufügen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, während er darauf wartete, dass sie in die Küche zurückkamen. Er konnte hören, wie sie sich bewegten, und auch die aggressive Stimme des Kerls, der Mel festhielt.
Sie waren schon fast am Medikamentenschrank, als Jack gegen die Tür trat. Sie flog krachend auf, und mit einem Riesensatz war Jack in der Küche. Mit gespreizten Beinen stand er da und hielt mit
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