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Neubeginn in Virgin River

Neubeginn in Virgin River

Titel: Neubeginn in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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war und die scharfen Kurven, die jähen Abhänge und die steilen Anstiege sie erschreckt hatten. Jetzt, wo Jack den Hummer lenkte, fühlte sie sich wohl. Es dauerte nicht mehr lange, und sie hatten die Berge hinter sich gelassen und fuhren schnell durch das Tal. Da Mel sich auf Doc konzentrieren musste, konnte sie die Landschaft nicht in vollem Maße genießen. Es fiel ihr allerdings auf, dass jedes Mal, wenn sie in dieser Gegend irgendwohin fuhr, die Schönheit der Landschaft sie so in Erstaunen versetzte, als sähe sie so etwas zum ersten Mal.
    Einen Moment lang überlegte sie, dass alles von ihr abhängen würde, falls Doc etwas Schlimmes zustoßen sollte. Wie aber könnte sie ein Baby haben und gleichzeitig für das Dorf sorgen?
    Sie dachte an Joeys Frage: Wirst du dort bleiben? Sie musste lächeln. In diesem herrlichen Land ihr Leben zu verbringen wäre wohl kaum eine Strafe.
    Es war erst Mels zweiter Besuch auf der Notfallstation. Das erste Mal war sie mit Connie dort gewesen. In der Nacht, als das Baby kam, hatte sie Jeremy und Anne auf die Geburtsstation gebracht, daher kannte sie das Personal der Notaufnahme noch nicht. Doc aber kannten alle. Mehr als vierzig Jahre lang war er regelmäßig dort erschienen. Und auch Mel wurde von allen herzlich begrüßt, als wäre sie eine alte Freundin.
    Doc gehörte nicht zu den Leuten, die es zuließen, dass man viel Aufhebens um ihn machte. Er stellte klar, dass er es eigentlich für unnötig hielt, überhaupt dort zu sein. Mel und Jack mussten vor dem Untersuchungszimmer warten, während der zuständige Arzt ihn durchcheckte. Dann ging ein weiterer Arzt in das Untersuchungszimmer, und man konnte Doc brüllen hören: „Adh, um Himmels willen! Kann ich nicht einen Chirurgen haben, der besser ist als du? Ich will nicht auf dem verdammten Tisch hier sterben!“
    Mel erblasste. Dann aber bemerkte sie, wie jemand vom Personal kicherte. Kurz darauf kam der Chirurg zu ihnen heraus. Mit einem Lächeln reichte er ihr die Hand: „Dr. Simon … Miss …?“
    Sie erhob sich und reichte ihm die Hand. „Monroe“, sagte sie. „Mel Monroe. Ich arbeite mit Doc zusammen. Wird er alles gut überstehen?“
    „Oh, ich denke schon. Wir Ärzte sind wirklich prima Patienten, nicht wahr? Ich kümmere mich um ihn. Seine Gallenblase muss entfernt werden. Aber wir können ihn nicht operieren, solange er noch diese Kolik hat. Das kann einen Tag dauern oder auch eine Woche. Gut gemacht, Miss Monroe. Ich gehe mal davon aus, dass er ihnen nicht im Geringsten geholfen hat.“
    „Zumindest hat er sich bemüht, es nicht zu tun. Kann ich ihn sehen?“
    „Selbstverständlich.“
    Doc saß aufrecht im Bett, während eine Schwester mit der Infusion beschäftigt war. Der Notarzt füllte die Krankenkarte aus, und als er sie sah, nickte er ihr zur Begrüßung zu. Doc hatte wieder diesen missmutigen Ausdruck im Gesicht, der sie jedoch nicht mehr störte, sondern – ganz im Gegenteil – sogar Zuneigung in ihr auslöste.
    Mel sah sich um. Hier war alles viel kleiner und auch weniger überfüllt als das, was sie aus L. A. kannte. Und dennoch wurde sie von Erinnerungen überschwemmt: Die Tage und Nächte, die sie in einer solchen Umgebung verbracht hatte. Der Adrenalinstoß, wenn es einen Notfall gab. Die aufregende Atmosphäre, die sie nervös gemacht, aber auch positiv stimuliert hatte. Im Schwesternzimmer stand ein junger Arzt über eine Krankenschwester gebeugt und las über ihre Schulter hinweg in einer Akte. Dabei brachte er sie mit einer geflüsterten Bemerkung zum Lachen. Vor einiger Zeit hätten sie das sein können, sie, Mel, und Mark. Als ihr bewusst wurde, dass sie das alles vollkommen hinter sich gelassen hatte, schloss sie die Augen. Die schmerzliche Sehnsucht, die sie gewöhnlich plötzlich überfiel, plagte sie jetzt nicht mehr. Jetzt wartete der einzige Mann, nach dem sie sich sehnte, gleich draußen vor diesem Raum und war bereit, alles mit ihr gemeinsam durchzustehen. Ohne dass es ihr bewusst war, glitt ihre Hand auf ihren Bauch und blieb dort liegen. Alles ist in Ordnung, stellte sie fest. Was ich erlitten habe, war sehr schlimm. Was ich jetzt habe, ist sehr gut.
    „Junge Frau“, polterte Doc los. „Wird Ihnen schlecht?“
    „Wie bitte?“, fragte sie und riss sich aus ihren Gedanken. „Nein, natürlich nicht.“
    „Einen Moment lang sah es aus, als würden Sie anfangen zu weinen. Oder sich übergeben.“
    Sie lächelte ihn an. „Tut mir leid. Ich war bloß einen Moment lang auf

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