Neubeginn in Virgin River
wie Virgin River besonders passend ist. Es könnte ein wenig angeberisch wirken. Aber ich konnte nicht anders. Ich würde dir gerne die ganze Welt zu Füßen legen – aber das hier muss reichen.“
Sie öffnete die Schatulle und fand einen Diamantring darin. Er war von solcher Schönheit, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Es war ein breiter Goldreif, in den drei große Diamanten gefasst waren. Stilvoll und unaufdringlich, sehr edel und einzigartig. „Jack, was hast du dir dabei gedacht? Er ist wundervoll! Die Diamanten sind ja riesig!“
„Ich verstehe es, wenn du ihn bei deiner Arbeit nicht so oft tragen kannst. Und falls dir das Design nicht gefällt …“
„Machst du Witze? Der Ring ist einfach traumhaft!“
„Für mich habe ich dann auch noch einen entsprechenden Ring gekauft, ohne Diamanten. Ist das in Ordnung für dich?“
„Einfach perfekt. Wo um alles in der Welt hast du so etwas finden können?“
„Im Juweliergeschäft von Virgin River jedenfalls nicht. Dafür musste ich an die Küste fahren. Bist du sicher, dass er dir gefällt?“
Sie schlang ihm die Arme um den Hals. „Du hast mir schon ein Baby geschenkt“, sagte sie. „Das hier hatte ich nicht auch noch erwartet!“
„Dass ich dir ein Baby geschenkt habe, wusste ich nicht“, sagte er und grinste sie verschmitzt an. „Das hier habe ich mit Absicht getan.“
Sie lachte. „Die Leute werden uns ziemlich hochnäsig finden.“
„Mel, ich habe ihn schon vor geraumer Zeit gekauft. Schon damals, als ich zum ersten Mal daran dachte, dass du schwanger sein könntest. Wahrscheinlich schon, bevor du selbst auf den Gedanken gekommen bist. Und auch wenn sich herausgestellt hätte, dass ich mich irren sollte, dies hier hatte ich mir in jedem Fall vorgenommen. Ich meine, der Gedanke, dich zu heiraten, mein Leben mit dir zu verbringen … Es ist nicht so, dass ich es als Pflicht empfinde. Es ist das, was ich mir wünsche.“
„Nanu, wie konnte es denn dazu kommen?“, neckte sie ihn.
„Das ist mir völlig egal.“
Am nächsten Tag begleitete Jack sie, um Doc abzuholen und nach Hause zu bringen. Mel steckte den Alten ins Bett, und er erwies sich als ein überaus nervender Patient. Allerdings sah es so aus, als würde er sich vollständig erholen und in kürzester Zeit auch wieder sein altes Programm aufnehmen können. Voraussichtlich dürfte er zwar noch nicht in der Lage sein, sich um seine Patienten zu kümmern, wenn Mel und Jack für zwei Tage nach Sacramento verschwanden, aber bis dahin müsste er zumindest wieder so weit hergestellt sein, dass er sich selbst versorgen konnte.
Während Mel sich um die Praxis und Does Pflege kümmerte, wurde Doc das Essen von Jack, Preacher oder Ricky gebracht. Und so konnte Mel sich hin und wieder für eine Stunde auf einen kleinen Tapetenwechsel in die Bar stehlen. Nachts schlief sie in Does Krankenhausbett auf dem Flur neben seinem Zimmer. Allein.
Eines Nachts schreckte sie auf, weil sie von unten ein Klopfgeräusch hörte. Schläfrig setzte sie sich auf und lauschte. Es konnte schon mal vorgekommen, dass jemand außerhalb der Sprechstunden an die Tür des Arztes klopfte. Sie rollte sich auf die Seite und sah auf den Wecker. Es war ein Uhr, was darauf schließen ließ, dass es sich wahrscheinlich um einen Notfall handelte. Während sie sich den Bademantel überzog, überlegte sie, was zu tun wäre, wenn sie einen Patientenbesuch machen müsste. Jack könnte dann hierherkommen, um bei Doc zu bleiben – oder aber auch mit ihr fahren und Doc einmal allein bis zum Morgen durchschlafen lassen.
Sie erinnerte sich an einen Lastwagenunfall, der vor einigen Jahren fast tödlich ausgegangen war, und dachte: Was ist, wenn meine Hilfe nicht ausreicht? Wen könnte ich anrufen?
Als sie die Haustür öffnete, war keiner da. Dann aber hörte sie das Klopfen erneut – es kam von hinten an der Küchentür. Sie blickte durch die Glasscheibe und erkannte den Mann. Es war Calvin. Wenn er gekommen war, um sie zum Lager abzuholen, würde sie nicht mitgehen und ihn wegschicken müssen. Sollte er aber gekommen sein, um sie um Drogen zu bitten, würde sie eventuell Jack anrufen müssen.
Mit einer Entschuldigung auf den Lippen öffnete sie die Tür, und schon wurde sie mit seinem Unterarm an ihrem Hals zur Seite gedrängt. Er stieß sie mit so viel Wucht zurück, dass sie einen Stuhl umstieß und gegen die Arbeitsplatte krachte. Die Kaffeetassen, die in der Spülmaschine trockneten, zerbrachen scheppernd. Aus
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