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Neue Bündnisse

Neue Bündnisse

Titel: Neue Bündnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Meile östlich so deutlich wie durch sein Fernglas sehen. Das Land war hier flach, die einzigen Erhebungen jene bewaldeten Hügel und dieser langgezogene, aus der Heide hervorragende Grat. Das nächste dichte Gestrüpp, das diese Bezeichnung auch verdiente, war annähernd zehn Meilen entfernt. Nur sturmzerschlagene, halb entlaubte Bäume und wirres Unterholz waren auf den Hügeln zu sehen, aber er wußte, was sie verbargen. Zwei-, vielleicht dreitausend der Männer, die Sammael hier versammelt hatte, um ihn an der Einnahme Illians zu hindern.
    Dieses Heer hatte sich aufgelöst, als die Soldaten erfuhren, daß der Mann, der sie gerufen hatte, tot war, daß Mattin Stepaneos verschwunden oder vielleicht ebenfalls tot war und daß es in Illian einen neuen König gab. Viele waren in ihr Heim zurückgekehrt, aber fast ebenso viele blieben auch noch zusammen. Meist nur zwanzig Mann hier, dreißig dort, aber ein großes Heer, wenn sie sich wieder vereinigten, und ansonsten zahllose bewaffnete Horden. Wie auch immer - man durfte nicht zulassen, daß sie das Land durchstreiften. Der Mangel an Zeit und die Verantwortung lasteten schwer auf Rands Schultern. Es war niemals genug Zeit, aber vielleicht dieses eine Mal... Feuer und Eis und Tod.
    Was würdest du tun? dachte er. Bist du da? Und dann zweifelnd und den Zweifel hassend: Warst du jemals da? Schweigen antwortete ihm, tief und unzugänglich in der ihn umgebenden Leere. Oder erklang irgendwo in den entlegenen Winkeln seines Geistes wahnsinniges Gelächter? Bildete er es sich ein wie das Gefühl, es sehe ihm jemand über die Schulter, jemand, der fast seinen Rücken berührte? Oder wie die Farben, die gerade außerhalb seines Sichtkreises umherwirbelten, mehr als Farben, und dann wieder verschwanden? Wahrnehmungen Wahnsinniger. Sein behandschuhter Daumen glitt an den sich um das Drachenszepter windenden Schnitzereien entlang. Die grünweißen Quasten unter der glänzenden Speerspitze flatterten im Wind. Feuer und Eis und der Tod würden kommen.
    »Ich werde selbst mit ihnen reden«, verkündete er, wodurch er jedoch einen Aufruhr bewirkte.
    Lord Gregorin, der die grüne Schärpe des Konzils der Neun schräg über seinen kunstvoll vergoldeten Brustharnisch geschlungen hatte, drängte seinen weißen Wallach mit den schlanken Fesseln von den Illianern heran, dicht gefolgt von Demetre Marcolin, Erster Befehlshaber der Gefährten auf einem kräftigen Kastanienbraunen. Marcolin war der einzige unter ihnen, der weder Seide noch Spitze trug, der einzige in einfacher, wenn auch glänzend polierter Rüstung, obwohl der auf dem Sattelknauf aufliegende konische Helm drei dünne goldene Federn aufwies. Lord Marac hob die Zügel an, ließ sie aber unsicher wieder sinken, als er sah, daß keiner der übrigen Neun sich regte. Als kräftiger Mann mit schwerfälliger Art und neu im Konzil, sah er trotz der üppigen Seide unter seiner verschwenderischen Rüstung und der darüber wogenden Spitze häufig eher wie ein Handwerker aus. Die Hohen Herren Weiramon und Tolmeran ritten eilig von den Tairenern herbei, ebenso gold- und silberglänzend wie jeder andere der Neun und wie auch Rosana, gerade erst zur Hochdame erhoben und mit dem Falken-und-Sterne-Emblem ihres Hauses auf dem Brustharnisch. Auch andere machten halbherzige Anstalten zu folgen, blieben aber dann mit besorgter Miene zurück. Der gertenschlanke Aracome und der blauäugige Maraconn sowie der kahlköpfige Gueyam waren tote Männer. Sie wußten es nicht, aber wie sehr sie sich auch ins Zentrum der Macht wünschten, fürchteten sie doch, daß Rand sie töten würde. Von den Cairhienern kam nur mit zerschlagener Rüstung, von der die Vergoldung abblätterte, Lord Semaradrid auf einem Grauen heran, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Semaradrid hatte ein hageres, hartes Gesicht; die Vorderseite seines Schädels war rasiert und bepudert wie bei einem einfachen Soldaten, und seine dunklen Augen schimmerten vor Verachtung gegenüber den größeren Tairenern.
    Es war überhaupt viel Verachtung im Spiel. Die Tairener und die Cairhiener haßten einander. Die Illianer und die Tairener verachteten einander. Nur die Cairhiener und die Illianer kamen einigermaßen miteinander zurecht und selbst unter ihnen gab es gewisse Spannungen. Ihre beiden Nationen konnten vielleicht nicht annähernd die lange schwierige Geschichte aufweisen, die sich Tear und Illian teilten, aber die Cairhiener waren mit ihren Waffen und Rüstungen noch immer Fremde

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