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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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aus der Bibel geworfen haben und da hinein haben sie alle mit shell shock geworfen aber nicht aus Bruderneid wie den Josef sondern aus Verlegenheit und vielleicht auch weil sie Angst hatten dass das ansteckt denn in einem finstersten Winkel ihrer Seele glauben die Leute dass seelische Sachen ansteckend sind und als ich dann beim Regimentsarzt war und sagte ich könne seit das passiert ist überhaupt nicht mehr schlafen und dass ich den Eindruck habe ich hätte einen Splitter im Körper der sich da festgesetzt hat und drinbleibt da hat er mich ohne Begleitung dorthin geschickt und bis heute versteh ich nicht wie er mich ohne Begleitung dorthin hat schicken können denn die Grube war am anderen Ende des Camps noch hinter den Toilettenbaracken umgeben von großen Rollen Stacheldraht und als ich die Klappe aufmachte sah ich die Geister der Toten und hab sie gleich wieder zugemacht wie den Deckel von einem kochenden Topf nachdem man nachgeschaut hat wie weit der Reis ist du siehst jetzt benutz auch ich schon Metaphern wenn es zu hart ist in die Grube zu gucken siehst du Nurik und da bin ich abgehaun hab einfach die Beine in die Hand genommen und mich abgesetzt hab tatsächlich bei jemandem nach Hause mitfahren können unterwegs waren viele Unfälle weil alle wie wild rasten um dem Feuer zu entkommen und ihre Autos haben sich in den Kurven überschlagen und die Leute denen es gelungen war sich aus den Granaten zu retten sind bei völlig idiotischen Verkehrsunfällen im Sinai umgekommen aber der Fahrer der mich mitgenommen hat der ist langsam gefahren ohne uns werden sie nicht anfangen hat er gesagt er hat während des Krieges eine Tochter bekommen und wollte sie sehen und so hat er sich gebremst und klassische Musik eingelegt um sich noch mehr zu bremsen und so sind wir zu Beethovens Fünfter nach Eilat eingefahren und die kann ich bis heute nicht hören abends steig ich hier auf den Hügel und esse im Restaurant Imperio Amara Steaks auf einem Bett von Quinoa und hoffe dass sich keine Israelis neben mich setzen die mein Bild aus der Wirtschaftszeitung kennen und dass nicht eine Mutter in meinem Alter auftaucht die beschlossen hat sich der Reise ihrer Tochter anzuschließen und eine Frauenreise mit ihr zu machen ich hab jetzt keine Epidermis dafür und dieser israelische Schmerz lastet zu sehr auf mir bitte lieber Gott setz Australier an den Nachbartisch von denen geht so eine segensvolle Arglosigkeit aus und so eine Freude die keine Wunde im Herzen hat oder von mir aus setz sogar Amerikaner neben mich die sind so total unreal alles ist mir lieber als dieser israelische Schmerz von der ersten oder zweiten Intifada oder von der »Aktion Schutzschild« in Gaza welcher Krieg ist völlig egal alle haben dasselbe Entsetzen in den Augen was wird wenn es uns einmal nicht mehr gibt
    mitten im Titicacasee gibt es eine kleine Insel wirklich klein nur Grünzeug und Schlamm nicht mehr als hundert Quadratmeter und auf dem Grünzeug stehen zwanzig oder dreißig Strohhütten und alle Bewohner sind vom Stamm der Aymara keine hundert Leute aber sogar dort herrscht ein wirtschaftlicher Krieg denn es gibt zwei Stände mit Andenken in einem Abstand von zwanzig Metern und die wettstreiten um das Geld der Touristen jeder istaus einer anderen Familie und jeder macht die Ware des anderen schlecht – einer versucht mit Stoffen und Teppichen in wilden Farben zu werben und der andere mit Gratislimonade für jeden Kunden der etwas kauft der eine hängt ein Schild auf Englisch raus der andere eins auf Deutsch und dennoch ist allen klar dass vor dem endlosen Türkis hier keiner ein Messer zücken würde ganz zu schweigen von einem Panzer der hier ohnehin nicht hinkäme und wenn doch dann würde er langsam das Stroh platt walzen zu braunem Matsch in dem die ganze Besatzung untergeht außer dem Kommandanten der überlebt natürlich immer
    bloß nicht zum Panzerkorps hat mein Vater zu mir gesagt bloß nicht zu den Panzern denn in den Panzern verbrennen die Leute bei lebendigem Leib deshalb tu mir den Gefallen mein Junge geh nicht zu den Panzern und ich habe mir gedacht was versteht schon dieser Vater aus dem Exil mit seiner Mundharmonika was versteht der von Panzern und ich bin grade zu den Panzern gegangen um ihm zu beweisen dass ich vielleicht kein Instrument spielen kann aber kämpfen schon
    Rafi mochte Thunfisch so viel er nur kriegen konnte und außer Thunfisch gab es nur noch eine Sache die Rafi mochte und das war Thunfischsalat er hatte in seinem

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