Neuland
er hat es nicht kapiert hat es immer wieder durcheinandergebracht und Nurik hat gesagt lass den Jungen doch in Ruhe und ich hab gesagt der Mensch muss zwischen rechts und links unterscheiden können sonst
Ze’ela hat mir schon eine Mail geschrieben aber ich gehe ihr nicht ins Netz ich will jetzt den blauen See will die Boote die zur anderen Seite und wieder zurück fahren ich habe ja gewusst dass der Mann meiner Tochter ein Idiot ist das habe ich von Anfang an gewusst aber ich dachte dir ist eben keiner gut genug für deine Tochter und ich dachte du bist eben eifersüchtig Meni dass er sie dir wegnimmt also tritt einen Schritt zurück sei einmal nicht der Befehlshaber und lass sie ihre Fehler machen und siehe da sie hat einen großen Fehler gemacht den man voraussehen konnte aber diesmal rette ich sie nicht diesmal nicht diesmal muss ich mich selber retten als ich aus dem Feuer zurückkam war es fünf Uhr am Abend und aus der Wohnung von Ben Eliahu hörte ich das übliche Geschrei und ich blieb auf der Fußmatte stehen und putzte die Füße ab sog den Geruch der Wohnung ein der durch den Schlitz unter der Tür herausdrang und erst dann hab ich geklopft – ich hätte auch selbst aufmachen können ich hatte ja einen Schlüssel – für den Fall dass Nurik gerade mit einem Liebhaber zugange sein sollte und erst dann ging ich rein aber von wegen Liebhaber die pureSorge um mich schaute mir aus ihren Augen entgegen und an ihre Beine klammerte sich Dori der erschrak als er mich sah und in sein Zimmer krabbelte und weinte und Nurik ging ihm hinterher um ihn zu beruhigen und Ze’ela hat mich mit ihren kleinen Ärmchen umarmt und gefragt Papa was für ein Geschenk hast du mir aus dem Krieg mitgebracht und jetzt kommt mir der Gedanke vielleicht sollte man wirklich Duty-free-Shops auf dem Weg in den Krieg und auf dem Heimweg einrichten so eine mehrwertsteuerfreie Zone für die Kämpfer denn in der Bibel ist damim dasselbe Wort für Blut und für Geld jedenfalls wusste ich nicht was ich tun sollte wo Nurik im anderen Zimmer war und Dori beruhigte und so hab ich in meinen Taschen nach Halwa gesucht von unserer Feldverpflegung aber es war nichts mehr übrig das Feuer hatte alles gefressen und bis heute rühre ich kein Halwa mehr an und damals hab ich sie angelogen und gesagt die Geschenke wären in dieser großen Tasche die man Seesack nenne und die ich erst morgen auspacken dürfe ist Seesack nicht ein lustiges Wort meine süße Ze’ela – und am nächsten Morgen hatte ich im Bett einen Moment lang das Gefühl ich könne mich jetzt entscheiden ob ich aufstehen und ins Leben zurückkehren wollte oder für immer weiterschlafen so hat es sich angefühlt aber ich bin aufgestanden und mit dem Splitter im Körper und mit fünfundvierzig Lira in der Tasche die wir als Kriegssold bekommen hatten zur Jaffastraße gegangen und habe Ze’ela einen riesigen Kasten Lego und Dori ein Spielzeugauto gekauft und habe gestaunt dass das Leben hier seinen ganz normalen Lauf ging und sie einen sauteuren Preis verlangten und ich quetschte die Geschenke heimlich in den Seesack auf dem noch Schlamm- und Blutspritzer waren und vor dem Abendessen machten wir ihn auf als wär’s der Sack vom Nikolaus und Dori weinte und konnte nicht aufhören weil auch er Lego wollte
zweimal in dreißig Jahren nur zweimal in dreißig Jahren bin ich ausgetickt und das eine Mal war auf dem Weg in den Sinai da hatte ich keine Angst und machte mir mehr Sorgen wegen Doron Aschkenasy der Sportlehrer war und Nurik immer bewunderte und siehatte einmal gesagt man sehe es seinem Körper an dass er Sport treibe – ich hab mir das gar nicht überlegt dass ich in den Sinai fuhr nur was sein würde wenn Doron Aschkenasy während ich mit den Kindern Schnorcheln gehe so sportlich wie er war Nurik im Zelt besteigen würde und ich wusste ich würde ihn umbringen wenn das passieren würde und dann kamen wir zur Grenze und plötzlich dieses Herzklopfen plötzlich Schweiß plötzlich stieg ein Mann aus seinem Auto und rannte davon zu dem Eiswagen und Nurik kam hinter mir her und sagte mir ich bin bei dir und es ist nicht wichtig ob wir in den Sinai oder nur bis nach Eilat fahren und ich dankte meinem Schicksal das mir eine so edle Frau beschert hat und dachte der werde ich nie ebenbürtig sein können und ich sagte ihr warte Liebes das geht gleich vorüber aber es ging nicht vorüber und wir fuhren ohne Doron Aschkenasy ins Sheraton Plaza Hotel in Eilat und Nurik fragte abends nachdem
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