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Nevermore

Nevermore

Titel: Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Creagh
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Zeit dazu nutzen sollten, dieses Ungetüm von einem Projekt zu besprechen.
    Sie fragte sich, ob sie aufstehen und zu ihm hingehen sollte, da er nicht den Anschein machte, in naher Zukunft zu ihr herüberzukommen.
    Resigniert stand Isobel auf und nahm ihren Schreibblock. Sie tastete nach dem Träger ihres Rucksacks und wiederholte in Gedanken sämtliches Getuschel, das sie jemals im Zusammenhang mit seinem Namen gehört hatte. Es gab Gerüchte, dass er manchmal mit sich selbst sprach, dass er Hexerei betrieb und dass er den Bösen Blick auf das linke Schulterblatt tätowiert hatte. Dass er im Keller einer verlassenen Kirche wohnte. Dass er in einem Sarg schlief.
    Dass er Blut trank.
    Sie näherte sich ihm mit festem Schritt, etwa so, wie man sich an eine schlafende Schlange heranpirscht.
    Zurückgelehnt auf seinem Stuhl, ein Arm hing über dem Tisch, war er eine einzige lange schwarze Linie; seine abgetragenen, fest geschnürten Stiefel hatte er an den Knöcheln überkreuzt. Unter seinem Arm klemmte das schäbige schwarze Buch, in das Isobel ihn mehr als einmal während des Unterrichts hatte abtauchen sehen.
    Im Grunde sah es eigentlich immer so aus, als würde er gerade schnell irgendetwas hineinschreiben oder -skizzieren, obwohl sie nur Vermutungen anstellen konnte, was es war. Und vielleicht war die ganze Sache deshalb so seltsam, weil Swanson ihn nie deswegen ermahnte, genau wie er Varen nie dazu aufforderte, vorzulesen oder Fragen zu beantworten. Und das war ebenfalls merkwürdig, weil bei Swanson nie jemand darum herumkam.
    Isobel blieb im sicheren Abstand von einem Meter vor Varen stehen. Sie wartete und verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Was sollte sie bloß sagen? Wie geht’s, Partner?
    Sie blickte auf die Uhr an der Wand. Noch sieben Minuten bis zum Mittagessen.
    Peeeiiinnnlichhh, dachte sie, als er einfach weiter dasaß und in die Luft starrte, als ob es sie gar nicht gäbe. Sein Enthusiasmus war fast schon ansteckend.
    »Okay, also ich werde nicht die ganze Arbeit alleine machen«, sagte sie schließlich und beschloss, das recht dicke Eis mit diesem kleinen Holzhammer namens Nur-zu-deiner-Information zu brechen.
    Er bewegte sich nicht, aber er sagte etwas. »Habe ich das verlangt?«
    Isobel spürte einen Hauch von Überraschung beim Klang seiner Stimme. Es war fast so, als hätte sie erwartet, dass er aus Wachs wäre. Seine Stimme war ruhig und tief, gar nicht so schroff, wie sie angenommen hatte. Aber er hatte auch noch nie zuvor im Unterricht gesprochen. Nicht ein einziges Mal, soweit sie sich erinnern konnte.
    »Nein«, sagte sie, versteifte sich und war versucht, einfach auszusteigen. Nikki würde das nie glauben, dachte sie. Sie hatte den König aller Goths als Partner bekommen? Das waren mal Neuigkeiten. »Ich dachte nur, ich sollte dir Bescheid geben«, sagte sie und räusperte sich. »Ich meine … weil du einfach gar nichts sagst.«
    Weil sie sich blöd dabei fühlte, als Einzige im Raum noch zu stehen, glitt Isobel schließlich auf den Stuhl neben Varen und ihr Blick huschte durch das Zimmer.
    Ein leises Murmeln begann sich unter den Grüppchen auszubreiten und wurde lauter, während alle damit beschäftigt waren, Ideen zu sammeln. Nachdem sie ein paar bekritzelte Blätter ausgetauscht hatten, standen zwei Gruppen sogar schon auf und gingen. Isobel hingegen saß immer noch da und versuchte, mit einem Mitglied der lebenden Toten Zwiesprache zu halten.
    Ihr Kiefer versteifte sich. Sie begann zu glauben, dass Mr Swansons Behauptung, dass alle Paare »nach dem Zufallsprinzip« ausgewählt worden waren, ein Haufen Mist war. Das war vermutlich seine Auffassung von einem tollen Scherz; seine Art, es ihr heimzuzahlen, dass sie diesen blöden Aufsatz über Don Quixote nicht abgegeben hatte.
    »Wo wir gerade dabei sind, die Karten auf den Tisch zu legen«, sagte Varen und lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf seinen Tisch in der Ecke - es war so seltsam, ihn sprechen zu hören. »Ich ziehe es auch nicht alleine durch.« Er drehte den Kopf und sah sie an.
    Isobel erstarrte, gefesselt von der Intensität seines Blicks. Seine Augen waren klar und kalt und hatten das intensive Grün heller Jade. Sie waren mit verwischtem schwarzem Kajal umrandet und auf sie gerichtet. Er starrte sie, ohne zu blinzeln, durch die Strähnen seines pechschwarzen Haares hindurch an und sie fühlte sich, als würde eine selbstgefällige, berechnende Katze sie aus einem Käfig heraus beobachten. Unbehagen stieg

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