Nevermore
eng um sich und ging zum Fenster - doch dann fiel ihr Blick auf ihren Kommodenspiegel.
Sie sah, wie die weißen Spitzenvorhänge um das Quadrat der leeren schwarzen Nacht peitschten. Wie Geisterzwillinge winkten sie ihr zu, doch dann nahm einer von ihnen eine vertraute Gestalt an - eine verhüllte, durchsichtige Gestalt mit einer Haut so perfekt und weiß wie Schnee.
Epilog
Er stand am äußersten Rand der Klippen. Asche bedeckte seine Stiefel.
Wie mit Klauen besetzte Finger überragten die schwarzen Felsen das träge Gewässer tief unter ihm und zeigten auf den weit entfernten Horizont. Ein regungsloses Meer, so weiß wie eine Leinwand und so still wie der Tod, streckte sich vor ihm aus. In der Ferne traf es auf die dünne schwarze Linie, die es von dem aufgewühlten violetten Himmel trennte.
Hinter ihm stand die skelettartige Ruine des einst so prächtigen Palastes. Jetzt war er nicht mehr als ein zerbröckelndes Bauwerk, errichtet aus vergessenen Worten und schon vor langer Zeit dem Schlaf übergebenen Gedanken.
Varen schloss die Augen und ließ zu, dass das tote Nichts um ihn herum seine Gedanken betäubte und den Rhythmus seines Körpers so lange beruhigte, bis alles, was er spürte, dieses statische Rauschen, diese dumpfe Vibration war, die ihm mittlerweile so vertraut war wie sein eigener Atem. Er konzentrierte sich darauf, wie kühl und weich sich das pinkfarbene Satinband anfühlte, das er um eine Hand gewickelt hatte und fest in seiner Faust hielt.
»Kommst du deshalb jeden Abend an diesen Ort?«
Beim Klang ihrer melodiösen, tiefen Stimme öffnete Varen die Augen, drehte sich jedoch nicht um. Wenn er hinsah, wäre er nur wieder gefangen von ihr, in die Falle gelockt von diesem elfenbeinfarbenen Engelsgesicht, eingerahmt von diesen schier endlosen schwarzen Locken.
Er richtete stattdessen den Blick auf den Horizont und schwieg, während der Wind sich regte, ihm das Haar aus dem Gesicht wehte und mit seinen kalten Fingern gegen die nackte Haut seiner Arme schnipste.
»Aber vergiss nicht, dass sie es war, die dich hier zurückgelassen hat.«
Tief unter ihm begann das frostige weiße Meer sich aufzubäumen. Die See wurde zusehends rauer und ihre Wellen schlugen jetzt ununterbrochen gegen die felsigen Klippen, so als wollten sie deren Standfestigkeit auf die Probe stellen.
In einer Woge aus hauchdünnem weißem Stoff schwebte sie heran und stellte sich neben ihn. Die Sturmwinde nahmen weiter an Geschwindigkeit zu und peitschten ihr das Haar wild ins Gesicht.
Unter ihnen steigerte sich die Stimme des Meeres von einem Flüstern zu einem Brüllen. Wellen brachen und warfen sich gegen die spitzen Felsen, so als wollten sie Selbstmord begehen.
Der Wind heulte an ihnen vorbei und hob ihren Schleier zu einem wilden Tanz.
Das Satinband kräuselte sich und flatterte heftig. Varen umklammerte es noch fester.
»Wenn du hier so lange alleine stehst… Wird dir nicht kalt?«, hörte er sie fragen.
Er starrte, ohne zu blinzeln, geradeaus, als ein blauer Blitz den Himmel wie ein Messer durchschnitt. »Nein«, entgegnete er.
Danksagungen
Es gibt so viele Menschen, denen ich Dankbarkeit schulde.
Ein riesiges Dankeschön und viele Umarmungen gehen an meine Ninja-Kämpferin und Agentin Nadia Cornier. Vielen Dank auch allen meinen Freunden bei Simon & Schuster und Atheneum; meiner Superheldin und Lektorin Valerie Shea und meiner großartigen Verlagsredakteurin, Namrata Tripathi, für ihre Genialität, dafür, dass sie meine Sparringspartnerin war, und dafür, dass sie Dinge aus mir herausgeholt hat, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie in mir stecken.
Ich möchte mich auch bei all meinen Komplizen aus dem Masterstudiengang Kreatives Schreiben der Spalding University bedanken, ganz besonders bei den Leuten aus dem Kurs Writing for Children. Vielen Dank für euer Verständnis, eure Freundschaft und dafür, dass ihr mein Cheerleaderteam wart. Splvoe und Spuddles, ich bin euch zu ewigem Dank verpflichtet. Danke auch meinen Mentoren an der Spalding, die mir geholfen haben, dem ersten Entwurf von Nevermore eine Form zu geben: Louel-la Bryant und Luke Wallin, mit besonderem Dank an Joyce McDonald, die an diese Geschichte geglaubt hat, als sie nur ein kleiner Funke war, und die mich stets ermutigt hat, mit voller Kraft voraus weiterzumachen.
Es gibt so viele großartige Menschen, die eine zentrale Rolle in meinem Leben gespielt haben, während ich Nevermore geschrieben habe, und ich
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