Nibelungen 03 - Die Flammenfrau
seltsame Gier war in ihm erwacht, daran zu saugen und zu trinken, wie ein kleines Kind es bei einer Amme tat.
Es jagte ihm Schauer über den Rücken.
Langsam ging Bruno zu dem Stuhl auf dem seine Kleider lagen und griff nach seinen Hosen. Niemals hätte er gewagt, Genovefa in einer solchen Wildheit nahezukommen. Gewiß, er hatte des Nachts bei ihr gelegen, es war ein zärtliches Kosen, mit dem sie ihn empfing. Alles an Genovefa war sanft und zart, nichts an ihr hatte ihn je zum Kampf gefordert.
Ein Bett war schließlich kein Turnierplatz.
Luovana war jedoch wie der Vulkan, in dessen Mitte sie lebte. Trotz all ihrer weiblichen Zartheit.
Bruno streifte sich das Hemd über. Luovana durfte von all dem nichts erfahren, niemals durfte sie auch nur eine Ahnung haben, wie sehr er sich schon jetzt nach ihr verzehrte. Den einzig wahren Gott würde er anflehen, ihm seine Sünden zu verzeihen. Er war ein Ritter, und nach Genovefas Tod konnte es nur noch eine edle Geliebte in seinem Leben geben: das Schwert! Entschlossen trat er zur Tür. Irgendwo in diesem Schloß mußte Luovana zu finden sein. Er würde sie suchen und ihr erklären, daß alles, was geschehen war, nur mit dem schweren Wein zu tun gehabt hatte.
5
ntana schwebte leichtfüßig durch die langen Flure, bis sie vor eine großen hölzernen Saaltür stehenblieb.
»Ihr könnt eintreten, die Hüterin des Feuers erwartet Euch«, sagte sie lächelnd und verschwand hinter einer der schwarzen Säulen.
Faramund sah ihr nach, bevor er sich der mächtigen schweren Holztüre zuwandte. Er öffnete die Tür und hielt den Atem an. Augenblicklich war ihm klar, warum Antana vom Raum des Lichtes gesprochen hatte. Hunderte von Kerzen erfüllten den großen Saal und wurden von glänzenden Kristallen, die an den Wänden angebracht waren, tausendfach gespiegelt. Doch seine Augen wurden trotz des Lichtes magisch in die Mitte des Raumes gezogen, wo ein kleiner Seerosenteich lag.
Vorsichtig schritt der junge Ritter näher und schaute in das klare Wasser. Bunte Fische tummelten sich darin, tauchten unter den grünen Blättern der Seerosen durch, schwammen im Kreis und verschwanden hin und wieder in den dunklen Tiefen, um sich seinen Blicken zu entziehen.
»Tretet ruhig noch ein wenig näher, Faramund, ich heiße Euch an dem Ort des Lichtes willkommen«, sagte Luovana und erhob sich von einem Kissen, das am gegenüberliegenden Ende des Raumes vor dem Kamin lag.
»Das ist das Schönste, was ich seit langem sah.« Faramund schaute über die Lichter.
Luovana lächelte. »Dies ist der Raum der Liebe, es ist ein Ort der Vereinigung von Wasser und Feuer. Hier ruht die lichte Seite der Göttin in beiden Elementen.«
»Dann seid Ihr also die Hüterin des Feuers?« fragte Faramund und wandte sie an Luovana. Sie sah anders aus, so ohne Umhang und Kapuze. Sie wirkte irgendwie leuchtender, nicht so zerbrechlich, sondern auf ihre eigene Art majestätisch. Vielleicht lag es auch an ihrem weißen Kleid. Im Licht der vielen Kerzen schimmerte es zart und bildete einen klaren Gegensatz zu ihren roten Haaren, die ungebändigt über ihre Schultern fielen.
»Setzt Euch eine Weile zu mir an das Feuer«, sagte sie und bot Faramund ein Kissen an. Er nickte, ging gehorsam um den Teich herum und ließ sich auf dem weinroten Samt nieder. Einen solch prachtvollen Raum hatte er noch nie gesehen. Es wunderte ihn, daß es nirgendwo Wachen gab, die diese spiegelnden Schätze bewachten. Er schaute sich um; vielleicht hatte er sie ja auch nur übersehen. Als er niemanden entdeckte, fragte er Luovana danach.
»Wozu sollte dieses Heiligtum bewacht werden?« Luovana lächelte. »Es gibt hier niemanden, der die Orte der Göttin schänden würde. Die Göttin straft einen solchen Frevel weit mehr, als die Wachen oder ich es je könnten.«
»Auch nicht diese Adlerfrau?«
»Auch Lursa nicht.« Luovana hob ihr Haupt. Faramund erkannte eine tiefe Traurigkeit in ihrem Gesicht. »Lursa liebt die Göttin auf ihre Art, und sie würde niemals zerstören, was der Göttin gehört.«
»Sie hat unsere Pferde getötet. Sind die Tiere denn nach Eurem Glauben nicht auch Geschöpfe der Göttin?«
»Deshalb ist das Unglück ja geschehen.«
Faramund schaute Luovana fragend an.
»Lursa hatte die Pferde bereits der Göttin geopfert, als ich sie fand. Sie konnte nicht zulassen, daß die Tiere in den Ring des Feuers oder gar bis in die Burg gekommen wären. Sie mußte sie töten. Sie hatte keine Wahl.«
»Deshalb das Blut
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