Nibelungen 03 - Die Flammenfrau
war ihm verfallen, und auch keine andere Frau würde sich seiner Verzauberung entziehen können. Er fände immer das Bild der Sehnsucht, welches jede Frau in ihrem Herzen trug.
Pyros war nackt, bis auf ein schwarzes Tuch, welches er lose um die Lenden geschlungen hatte. Seine langen dunklen Haare fielen ihm ins Gesicht und verschleierten seinen Blick ein wenig. Antana fühlte, wie ihre weibliche Neugier erwachte. Auf seiner Brust brannte im rötlichen Licht des Feuers eine tiefe Narbe.
»Laß von dem Kind ab, Antana, und komm her zu mir an den Kamin.« Seine Stimme hatte einen warmen Klang.
»Niemals«, sagte Antana und umklammerte die kleine Brunhild, als wäre sie ihre eigene Tochter. »Bevor du das Mädchen bekommst, mußt du mich töten.«
Der Mann lachte, und Antana schaute ihn verwirrt an.
»Lege die Kleine zurück in ihre Wiege. Sie hat heute, am Tag ihrer Geburt, genug Aufregung gehabt. Ich werde der Braut meines Sohnes kein Leid zufügen, das kannst du mir glauben.«
»Der Braut deines Sohnes? Ich glaube dir kein Wort«, erwiderte Antana, doch sie ging willenlos zurück zur Wiege und legte das Kind wieder zwischen die Decken. Vielleicht ist es besser, die Arme frei zu haben, dachte sie. Wenn sie mit dem Mann kämpfen mußte, würde das Kind vielleicht verletzt werden. Sie umklammerte fest den Dolch in ihrer Rechten. Entschlossen schaute sie ihn wieder an. Dann lauschte sie, ob vielleicht jemand die Saite einer Laute angeschlagen hatte. Ihr war plötzlich, als habe sie Musik gehört, doch es war still, bis auf die Stimme in ihr, die sie in den Raum des Lichtes rief. Doch wie weit war dieser Raum plötzlich fort. Es erschien überhaupt, in diesem Augenblick alles sehr weit von ihr entfernt zu sein. So viel weiter weg als dieser schöne Mann, der langsam auf sie zuschritt.
»Du wirst Lursa helfen, ihr Kind zu bekommen.« Pyros schaute auf ihren Arm und schüttelte den Kopf. »Dir bleibt keine Wahl, wenn du leben willst.«
»Lieber werde ich sterben, als Eurem Sohn zu helfen, auf die Welt zu kommen«, zischte Antana und wollte zurückweichen, doch hinter ihr stand die Wiege.
Pyros lachte leise. »Liebe Schwester, beeile dich nicht so sehr mit dem Sterben. Vielleicht bist du schon tot, ehe die Sonne ein weiteres Mal aufgeht. Außerdem…« Er strich sich mit der linken nachdenklich über das Kinn. »… gibt es auch weit Schlimmeres als den Tod. Du solltest unseren Vater sehen. Elinor leidet tausend Qualen, weil er hinter dem Wasserfall nicht sterben kann.«
»Was geht mich Euer Vater an.« Antana umklammerte den Dolch in ihrer Hand.
Mit einem weiteren Schritt war der Magier ihr so nah, daß sie den warmen Duft seiner Haut roch. Seine tiefen, dunklen Augen begannen zu glühen wie die Lavaschlucht draußen vor der Burg.
»Du bist wunderschön, Schwester.«
»Ich bin nicht Eure Schwester. Meine Mutter starb bei meiner Geburt«, flüsterte sie. Der Widerstand brachte sie an den Rand ihrer Kräfte. Sie wollte fliehen, bevor es zu spät war.
»Du bist eine tapfere kleine Frau, Antana.« Pyros hielt ihr einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihm wieder in die Augen zu sehen. Zärtlich strich er eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht und näherten sich ihren Lippen.
Mit aller Anstrengung, zu der sie noch fähig war, drehte Antana den Kopf von ihm weg. Was dem Magier jedoch nicht mehr als ein sanftes Lächeln entlockte.
»Ich brauche deine Hilfe, damit mein Sohn leben kann«, drängte er leise und strich mit seinen warmen Lippen über ihre Wangen.
»Nein!« Antana schaute auf und spürte sofort, daß es ein Fehler war, ihm in die Augen zu sehen. In seinem Blick lag soviel zärtliche Magie, die ihre gesamte Willenskraft mit einem einzigen Lidschlag außer Kraft setzen konnte. Antana schluckte. Verzweifelt bäumte sie sich auf, doch ihr Körper blieb regungslos stehen.
Sanft berührten seine Lippen ihren Mund. In ihrem Kopf drehte sich alles. Nichts war mehr wichtig. Nicht die kleine Brunhild in ihrer Wiege, nicht Lursa in ihrer Höhle. Antana hörte in ihrem Inneren Luovana verzweifelt nach ihr rufen, sah den Raum des Lichtes und fühlte wieder einen stechenden Schmerz in ihrem Arm. Das Zimmer um sie herum verschwand in grauem Nebel, als Pyros seine warme Zunge wie eine Schlange über ihre Lippen gleiten ließ.
Als der Magier sie wieder freigab, schmerzte ihr Arm entsetzlich, und auch ihre Lippen taten ihr weh.
»Sei meine Gefährtin. Gib dich mir, du bist eine wundervolle
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