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Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Titel: Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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mit jedem Schritt des Pferdes näher heran. Jorin wußte genau, daß er es fühlen würde, wenn ihn der Schatten erreichte. Er fragte sich, ob es weh tun würde.
    Das Hämmern der Hufe war jetzt auf einer Höhe mit dem Baumstumpf. Das vordere Pferd mit seinem schrecklichen Reiter trabte vorüber, das zweite folgte. Weder Schmerz noch Kälte stellten sich ein. Dennoch mußte der Schatten ihn gestreift haben. Möglich, daß die Krämpfe in Jorins angespannten Gliedern die Pein verschleiert hatten.
    Zögernd schlug er die Augen auf. Das hintere Pferd war bereits eine gute Mannslänge entfernt. Der Reiter schien ihn nicht bemerkt zu haben, denn er saß immer noch starr im Sattel, von hinten nur mehr ein finsterer Umriß, ein Helm über schwarzem Gewand.
    Jorins Plan stand fest, und mit dem Mut eines Todgeweihten machte er sich auf, ihn in die Tat umzusetzen.
    Bemüht, keinen Laut zu verursachen, schob er sich hinter dem Baumstumpf hervor. Geschickt stiegen seine Füße über zerbrochenes Geäst hinweg, senkten sich dann in weiches Gras. Das schmale Himmelsband über dem Einschnitt färbte sich allmählich blau, im Osten ging die Sonne auf; der halbe Tag würde vergehen, ehe ihre Strahlen den Grund der Schneise berührten.
    Früher hatten Jorin und seine Freunde an so manchem Sommertag das Reich vor fremden Mächten gerettet. Mit Holzknüppeln und Steinschleudern hatten sie ihren Ängsten den Krieg erklärt, in Würzburgs Gassen Ratten gejagt und blinden Bettlern die Münzen gestohlen. Doch nichts von alldem hatte ihn auf dies hier vorbereitet, auf die Befreiung der Unschuld aus den Fesseln des Bösen.
    Blitzschnell sauste er hinter dem Schimmel her, bewegte sich ganz nah an seinem Schweif. Er hoffte, der Pferderücken würde ihn schützen, falls König Pest nach hinten blickte. Eine Weile lang folgte er dem Reiter und seinen Rössern, bis er sicher sein konnte, daß er nicht bemerkt worden war. Dann machte er sich an den zweiten Teil seines Plans.
    Lautlos beschleunigte er seine Schritte und drängte sich an dem Schimmel vorüber, glitt langsam an seiner Flanke entlang und näherte sich Mähne und Kopf. Im stillen betete er, daß das Pferd seine Anwesenheit nicht durch Wiehern oder Scheuen offenbaren würde. Einen Augenblick später fand er die Befürchtung schon lächerlich. Das Gute, Reine, Vollkommene, das König Pest in Gestalt eines Rosses gefangenhielt, würde dankbar über seine Befreiung sein. Fraglos würde es nichts unternehmen, das Jorins Pläne vereiteln konnte.
    Jetzt mußte er nur noch die Hand ausstrecken, dann konnte er den Strick berühren, der vom Zaumzeug des Schimmels zum Sattel des Reiters führte. König Pest hatte das Seil um einen Riemen geschlungen, locker genug, um es in Windeseile lösen zu können.
    Jorin hatte keinen Gedanken daran verschwendet, wie es ihm gelingen sollte, den Strick zu kappen. Hatte er ja nicht einmal ernsthaft erwartet, überhaupt so weit vorzudringen! Doch nun, da die Fessel in greifbarer Nähe lag, drohte er zu versagen. Verzweiflung überkam ihn. Er hatte es doch nicht bis hierher geschafft, um jetzt tatenlos aufzugeben!
    Wenn es ihm allerdings gelänge, den Knoten am Zaumzeug des Pferdes zu lösen …
    Wie aber sollte er das zustandebringen, ohne daß der Reiter es bemerkte? Der Schimmel würde zwangsläufig langsamer traben, vielleicht sogar stehenbleiben. Spätestens dann war Jorins Schicksal besiegelt.
    Aber war es das nicht ohnehin? Der Schatten des Schwarzen Königs hatte ihn berührt, und mit ihm der Atem der Plage. Jorin was des Todes, auf die eine oder andere Weise.
    Er lief noch ein wenig schneller, bis er genau neben dem Kopf des Schimmels ging. Dunkle runde Augen musterten ihn neugierig. Jorin sah darin sein Spiegelbild, winzig klein. Ob auch das ein Zeichen war? Er bewegte die Lippen, um das Tier zu beruhigen, sprach aber keines der Worte laut aus. Seine Blicke rasten abwechselnd zwischen dem Knoten und dem Helm des Reiters hin und her. Ganz langsam hob er die Hände, seine Finger berührten das Seil.
    Der Knoten war sehr fest gezogen, mit Kräften, die jene von Jorin bei weitem überstiegen. Gut möglich, daß der Reiter einen Bann darüber gelegt hatte. Ein magischer Knoten, ja, so mußte es sein!
    Aber Jorin hatte schlanke Finger, und er wußte sie flink zu gebrauchen. Bald schon, fünf, sechs Atemzüge später, hatte er die erste Schlaufe ein wenig gelockert, nicht weit genug, um nachzugeben, aber doch schon mit Aussicht auf Erfolg.
    Ein kühler

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