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Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin

Titel: Nibelungengold 04 - Die Hexenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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Rücken verkriechen zu wollen, so eng drängten sich die Menschen aneinander. Jene, die in den Kadavern kauerten, streckten neugierig die Köpfe hervor.
    »Nun gut«, zischte Hagen leise, dann hieb er seinem Roß die Stiefel in die Flanken und preschte aus dem Dickicht auf die Lichtung. Zweige brachen, und abgerissenes Laub wirbelte rund um ihn zu Boden.
    Die Aufregung unter den Flüchtlingen drohte beim Anblick des finsteren Reiters in Panik umzuschlagen, doch Noah befahl lautstark, die Ruhe zu bewahren. Tatsächlich schien es, als habe er die Leute gut im Griff. Doch dann rief plötzlich eine Stimme: »Seht doch! Es ist König Pest! Es ist der Schwarze König!«
    Die Menschenmenge schien zu explodieren.
    Männer und Frauen stürmten in alle Richtungen davon, einige suchten hinter den Karren Schutz, andere flüchteten zwischen die Bäume. Jene in den Kadavern zogen die Köpfe zurück und verbargen sich in ihren stinkenden Löchern, andere stürmten gar auf die leerstehenden Rinderleiber zu und krochen geschwind hinein. Von überall her erklang Weinen und Geschrei, Gebete und sakraler Singsang.
    Noah aber verharrte inmitten des Chaos, reckte den Stab mit dem Kreuz zum Himmel und blickte Hagen starr entgegen. Als hätte er sie herbeigerufen, fuhren plötzlich Windböen in die weite Kutte des Priesters, brachten sie zum Flattern und zerzausten seinen Bart. Seine Lippen bewegten sich lautlos, und Jorin ahnte, daß er eine seiner Beschwörungen murmelte.
    Hagen aber ließ sich von all dem nicht beeindrucken. Er ritt auf den Priester zu, zügelte sein Pferd an der Seite des Alten und trat ihm kraftvoll mit dem Stiefel vor die Brust. Noah kreischte auf, ließ den Stab fallen und flog rückwärts ins Gras.
    Gebete und Gesänge wurden noch lauter, und einige Männer, die tapfersten, lösten sich aus ihren Verstecken und wollten dem Priester zur Hilfe eilen.
    Hagen aber glitt in Windeseile aus dem Sattel, setzte dem am Boden liegenden Alten einen Stiefel auf den Brustkorb, zog sein Schwert und legte die Spitze an Noahs faltigen Hals. Die herbeistürmenden Männer wurden langsamer, blieben dann stehen. Haß, aber auch abgrundtiefe Furcht standen in ihren Augen.
    Zugleich setzte sich Jorins Schimmel ohne Aufforderung in Bewegung und trabte gemächlich durch die Schneise, die Hagens stürmischer Auftritt ins Unterholz gerissen hatte. Als Jorin auf dem Pferd ins Freie schaukelte, blickten ihm drei Dutzend Augenpaare entgegen.
    »Er hat die Krankheit!« schrie jemand. »Er reitet an der Seite von König Pest!« Geschrei und Gekeife wurden ohrenbetäubend.
    Jorin wurde sehr klein in seinem Sattel und wünschte sich ans andere Ende der Welt.
    Hagen hob seine freie Hand. Innerhalb weniger Augenblicke wurden die Schreie zu gedämpftem Flüstern, verstummten dann ganz. Gespanntes Schweigen legte sich über die Lichtung.
    »Sagt mir«, rief Hagen in die Runde, »was hat euch dieser Mann versprochen?«
    Keiner der Flüchtlinge wagte zu antworten, doch Noah brüllte: »Gesundheit. Frieden. Das ewige Leben. Und deinen Untergang, König Pest!«
    Jorin hatte Zweifel, daß Noah den Ritter wirklich für den hielt, als den er ihn darstellte. Jorin selbst war diesem Irrtum erlegen, aber er war noch ein Kind; Noah hingegen wußte sehr wohl, was er sagte und tat, und er schien bei aller Verschlagenheit äußerst klug und gewitzt.
    »Er lügt!« rief Jorin, und alle Gesichter wandten sich erneut zu ihm um. Sogar Hagen schaute ihn an. »Er ist ein aufrechter Ritter, und er ist gesund wie wir alle.«
    Eines der Mädchen, ein junges Ding, mit dem Jorin früher in den Gassen gespielt hatte, lachte auf, ein irrer, verzweifelter Laut. »Gesund wie wir?« rief es höhnisch. Dabei rannte es auf Jorin zu, blieb einige Schritte vor ihm stehen und riß beide Arme in die Höhe. »Sieh her, Jorin Sorgebrecht!« Und sie offenbarte große schwarze Pusteln unter ihren Achseln.
    Jorin zuckte voller Entsetzen zurück. Er hatte geglaubt, alle Mitglieder des Flüchtlingszuges seien bisher von der Krankheit verschont geblieben. Doch wenn das Mädchen die Male der Plage trug, dann vielleicht auch einige der anderen.
    Das Mädchen sah das Grauen in seinen Augen, warf den Kopf zurück und stieß ein schrilles Lachen aus. Dann brach es schlagartig in sich zusammen, wie von einem Pfeil getroffen, begann zu weinen und rollte sich am Boden zusammen wie ein getretener Hundewelpe.
    Einige der Flüchtlinge fanden neuen Mut und stürzten auf Hagen und Jorin zu.
    Der Ritter beugte

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