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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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ein Hemdschoß, vor ihm auf dem Kai stand, beneidenswert gut aussah. Das Haar, das zwischen Ohr und Kappe hervorsah, strahlte wie Kirchengold. Das Gesicht spiegelte von der hohen Stirn bis hinunter zum Grübchen im Kinn eine Mischung aus Ungeduld und abgrundtiefer Geringschätzung.
    Nach dem Wappen zu urteilen, das sein Diener trug, war er ein Mann von Bedeutung. Das gleiche Zeichen zierte die Schabracke eines muskulösen Jagdhunds, den der Diener mit einer gewissen Vorsicht an der Leine hielt. Die Hand am Schwertknauf, stand sein Herr wie in einem Gemälde da, ein blaubestrumpftes wohlgeformtes Bein leicht angewinkelt, das andere, weißbestrumpft, steif durchgedrückt. Der gelangweilt schweifende Blick traf die aufgerissenen Augen eines jungen Dienstmädchens, und der Edelmann zog die Brauen hoch, während das Mädchen errötend seinen Eimer an sich drückte.
    Claes stand wie gebannt neben Julius, nur die Feder wippte. Julius nieste, ohne den Blick von diesem Ausbund an Schönheit und Eleganz zu wenden, der soeben amüsiert das Badebassin entdeckt hatte. Mit einem Fingerschnalzen ergriff er die Leine seines Hundes und ging gemächlich zur Schleuse, wobei er der jungen Dame eine Bemerkung zuwarf. Ganz, als wollte er auch sie mit einem Fingerschnalzen an die Leine nehmen, fand Julius. Aber sie folgte ihm nicht, wenn sie ihm auch nachschaute.
    Der gutgekleidete Edle kam näher. Er war nicht so jung, wie er aus der Ferne wirkte. Dreiunddreißig, vierunddreißig etwa. Das Wams aus blauer Taftseide, der über eine Schulter drapierte Umhang und die schrägsitzende Tellermütze mit dem Rubin waren französisch geschnitten. In den zwei Jahren, die er in Brügge lebte, hatte Julius ihn nie gesehen. Aber Felix kannte ihn. Er zupfte an seinem eigenen häßlichen Samtwams mit den gezackten Rändern herum und sagte mit widerwilliger Bewunderung: »Das ist Simon. Er wird einen Onkel aus Kilmirren in Schottland beerben. Es heißt, daß ihm noch nie eine Frau einen Korb gegeben habe. Die reichen denken, er heiratet sie, und den armen ist es egal.«
    »Was?« fragte Julius.
    Claes sagte nichts. Seine Feder stand jetzt still.
    »Die reichen …«, setzte Felix erneut an.
    »Schon gut«, unterbrach Julius.
    Simon von Kilmirren blieb direkt neben ihnen am Ufer stehen. Das Schleusentor unter Wasser hatte sich geöffnet. Das Wasser kräuselte sich bereits und bildete leichte Sogwirbel, und an der Schleusenmauer zeigte sich eine feuchte Linie. Der Schleusenwärter kam herauf.
    Der Mann namens Simon rief: »Ihr laßt euch wahrhaftig Zeit, ihr flämischen Tölpel, wie? Habe ich da nicht Bier gesehen?«
    Er sprach sehr gut flämisch. Der Schleusenwärter ließ sich Beleidigungen von feinen Herren gern gefallen, wenn dabei für ihn etwas heraussprang. »Das ist hier so Sitte, Mylord«, sagte er. »Bier auf der Hinfahrt nach Brügge und die Bezahlung auf der Rückfahrt. Ihr wollt nach Brügge, Mylord?«
    Julius fragte sich, wie irgend jemand, und sei es nur ein Schleusenwärter, in diesem lächelnden Gesicht eine Verheißung auf Freibier erkennen konnte. Simon von Kilmirren lächelte immer noch. »Mylord verspürt Durst«, sagte er. »Vom Warten darauf, daß dies Gesindel die Schleuse freigibt. Wenn du Bier hast, nehme ich es.«
    »Verzeiht«, sagte Julius.
    Vielleicht hatte er nicht laut genug gesprochen. Das Wasser außerhalb der sich leerenden Schleusenkammer drehte sich jetzt in Strudeln, auf denen das wartende Schiff zu schwanken begann. Derweilen sank der Leichter stetig, so daß Julius bald Simons schlanke Taille in Augenhöhe hatte. Simon drehte sich auf seinen Zuruf hin nicht herum. Nur sein Hund, der unten etwas entdeckt hatte, setzte sich mit gestreckten Vorderbeinen zurück und sprang, seinem Herrn die Leine aus der Hand reißend, zu Julius hinunter. »O nein! Kommt nicht in Frage«, rief Felix und packte den Hund beim Halsband, um ihn von seinem Jagdbeutel mit den Kaninchen zu trennen. Erst da drehte der Schotte sich überrascht herum und schaute zu ihnen hinunter.
    »Verzeiht, mein Herr«, sagte Julius noch einmal, »aber das Bier ist Teil unserer Bezahlung. Wenn Ihr dem Mann gegenüber gerecht sein wollt, müßtet Ihr ihm etwas dafür bezahlen.«
    Der schöne Simon starrte ihn an, musterte dann der Reihe nach die Gesichter von Felix, Claes und den Leichterschiffern und heftete am Ende seinen Blick wieder auf Julius. »Einem Edelmann den Hund zu stehlen«, sagte er, »darauf steht, wenn ich mich recht erinnere, eine strenge

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