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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Von der Bleigießerei in England aus hatte es die Meerenge zu den Niederlanden auf einer stabilen, windgebeutelten Karavelle überquert, war im geschäftigen Hafen von Sluis unter einigen Mühen abgeladen und, unter neuerlichen Mühen, von einer bunt zusammengewürfelten Mannschaft auf einem Kanalboot vertäut worden.
    Und hier war es nun. Mit Engelsköpfchen überladen: das Badebassin für den edlen Philipp, Herzog von Burgund, Graf von Flandern, Markgraf des Heiligen Römischen Reiches und was er sonst noch an einträglichen Titeln trug. In diesem Augenblick allerdings eher ein Gemeinschaftsbassin auf dem Weg zur zeitweiligen Residenz des Herzogs in der Handelsstadt Brügge - darin Julius, Felix und Claes, die sich die Schiffsreise mit Hilfsarbeiten verdienten Es war gerade nichts zu tun, und im Frieden des Augenblicks überkam Julius eine philosophische Anwandlung. »Was ist Glück?« fragte er und öffnete die Augen.
    »Ein neuer Jagdhund«, sagte Felix; er war siebzehn. Seine Armbrust lag quer auf seinem Schoß, und seine kleine spitze Nase war rot von der Sonne. »Einer mit langen Ohren.«
    Julius verzog nachsichtig den Mund. Soviel zu Felix. Er wandte sich Claes zu, achtzehn Jahre alt, mit Grübchen im Gesicht und gebaut wie eine Eiche.
    »Ein neues Mädchen.« Claes öffnete mit einem Ruck die Weinflasche, deren Hals er wie die Fessel einer jungen Stute umspannt hielt. »Eins mit -«
    »Das reicht«, unterbrach Julius. An die beiden war jeder philosophische Gedanke verschwendet. An Claes war überhaupt alles verschwendet. Manchmal war Julius froh, daß die Kultur eine so hohe Entwicklungsstufe erreicht hatte und Leuten wie Claes zu trotzen vermochte. Die alten Griechen hätten wahrscheinlich umgehend die Flucht ergriffen.
    Claes sah ihn gekränkt an. »Ich wollte doch nur -« Felix, neben ihm, lachte.
    »Trink!« sagte Julius. »Trink! Ich habe gesagt, das reicht. Ich will nichts mehr hören von Mädchen. Vergiß, daß ich überhaupt etwas gesagt habe.«
    »Na schön.« Claes war überrascht. Er trank. Er atmete tief ein. Seine Nasenlöcher waren indigoblau. »Hm, das ist gut!«
    Julius enthielt sich der Zustimmung. Ein Färberlehrling fand wahrscheinlich jede Abwechslung gut. Felix (sein Schützling, Sohn seiner Arbeitgeberin und seine tägliche Last) hatte an der heutigen Kaninchenjagd sein Vergnügen gehabt, ein ganz unverdientes allerdings. Er allein, Julius, hatte verantwortungsvolle Aufgaben in der Färberei und durfte sich daher einmal etwas gönnen.
    Die Kanalböschungen glitten vorüber. Die Leichterschiffer warfen sich Frotzeleien zu und stimmten hin und wieder ein paar Liedtakte an, während sie ruderten. Wange an Wange ruhten die sonnenwarmen Engelsköpfchen schläfrig auf dem Bassinrand. Julius fand die Weinflasche in seiner Hand und verdunkelte mit ihrem Boden die Sonne, Ein gewissenhafter junger Mann, jedoch von abträglicher Leichtfertigkeit des Charakters. So hatte man ihn während des Studiums in Bologna beurteilt.
    Zum Teufel mit allen Rechtsfakultäten! Das hier ist Flandern, nicht Italien. Da bietet man sich an, beim Abladen eines Badebassins von einem Schiff zu helfen; ist damit einverstanden, sich in dem Bassin zu seinem Wohnort und Arbeitsplatz zurückbefördem zu lassen; und schließt die Augen, um besser nachdenken zu können. Und das soll leichtfertig sein? Julius, Rechtskonsulent der Familie Charetty, schloß die Augen wieder. Beinahe im selben Moment, so schien ihm, erhielt er einen groben Tritt in die Rippen. Halb schlafend holte er mit der Faust zum Gegenschlag aus. Und traf.
    »He!« rief Felix und setzte mit erhitztem Gesicht zum nächsten Tritt an.
    Julius rollte zur Seite und entkam dem Fuß. Das Geräusch rasch strömenden Wassers verriet ihm, warum Felix ihn geweckt hatte. Sie näherten sich der Schleuse.
    »Du hast mir den Hut vom Kopf geschlagen«, rief Felix mit einer Stimme, die durch den Widerhall des Bassins wie Donner dröhnte. »Und jetzt ist die Feder gebrochen.«
    Die Leichterschiffer, die die Schleuse ansteuerten, schauten sich um, als wollten sie sagen, das sei ja nicht anders zu erwarten gewesen; und genauso Claes, der aufgestanden war, um ihnen zur Hand zu gehen. Es war wirklich kaum möglich, einen Schlag gegen Felix zu führen, ohne seine Kopfbedeckung zu treffen, die mit ausladender, nach vorn und hinten spitz zulaufender Krempe aussah wie ein Papierschiffchen. Die dazugehörige Reiherfeder hing jetzt geknickt über dem Jagdbeutel. Wo der Hut gesessen

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