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Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)

Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)

Titel: Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Frühling
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einem Alleenbaum zersägt wurde. Kleinere Landkreise gingen in größeren auf, deren Kennzeichen aber oft nicht weniger albern sind. Meine aktuellen Lieblinge sind ABI und TDO. ABI hat nichts mit Reifeprüfung zu tun, sondern informiert darüber, dass die arme Wurst am Steuer den Kreis Anhalt-Bitterfeld seine Heimat nennen muss. TDO ist der Rekordhalter im Auseinanderklaffen zwischen Kennzeichen-Buchstabenkombination und Landkreisname. Steht TDO doch für Nordsachsen! Und weil alle drei ehemaligen Kreisstädte Berücksichtigung finden wollten, wurde aus Torgau, Delitzsch und Oschatz eben TDO. Um nicht ein Heer von Logopäden einstellen zu müssen, wurde als Kreisname dann allerdings Nordsachsen gewählt.
    Wollen Sie auf einer Party mal richtig glänzen? Dann werfen Sie, wenn die Stimmung gerade abzuflachen droht, folgende Frage in die Runde: Welches ist das seltenste Autokennzeichen in Deutschland, das Privatpersonen bekommen können? Kommt keiner drauf, deswegen können Sie als kleinen Hint noch verraten, dass es weniger als 1000 Autos mit diesem Kennzeichen gibt. Hier die Lösung: BÜS. Steht für Büsingen am Hochrhein. Weswegen in Dreiteufelsnamen hat dieses Nest ein eigenes Kennzeichen?, werden die Partygäste staunend rufen, die sich auf das Quiz eingelassen haben. Ganz einfach: Weil Büsingen eine Exklave ist. Gänzlich umrundet von der Schweiz schillern die 1400 Einwohner der Gemeinde nur so vor Besonderheit: Sie haben zwei Postleitzahlen, eine schweizerische und eine deutsche, die Bauern erhalten eidgenössische Subventionen, und es gibt die billigste Tankstelle Deutschlands, die den Sprit nämlich zu schweizer Preisen verkaufen darf. Offiziell gehört Büsingen zum Kreis Konstanz, um die Zöllner aber schneller erkennen zu lassen, wer exterritorial beheimatet ist, wurde das BÜS erdacht. Ach, übrigens: Sollten Sie das Partyquiz mit einer Geldwette verbinden, verlange ich für diese Informationen Provision.
    Vom kleinsten zum größten Landkreis: Lange baumelte diese Medaille über der Brust des Kreises Emsland in Niedersachsen. 300 Quadratkilometer größer als das Saarland, das soll erstmal einer nachmachen! Pah, sagten die wackeren Gebietsreformer Brandenburgs, das schaffen wir locker, und kreierten den Kreis Uckermark, noch mal 200 Quadratkilometer größer als das nicht enden wollende Emsland. Beeindruckend ist, dass auf diesem Latifundium gerade mal 130000 Menschen wohnen, knapp 40000 weniger als noch 1990. Aber auch dieser Ruhm war vergänglich: Mit der Reform in Mecklenburg-Vorpommern 2011 wechselte die Kreisgrößten-Medaille nach Neubrandenburg, Kreisstadt der neu geschaffenen Verwaltungseinheit »Landkreis Mecklenburgische Seenplatte« und wiederum fast doppelt so groß wie der bisherige Spitzenreiter. Aber unter uns: Für diesen neu geschaffenen Namenskoloss kann ein wenig Weitläufigkeit bei Ortsschild und Landschaft ja auch nicht schaden.
    Kehren wir aber noch mal kurz in die Uckermark zurück: Der Sitz der Kreisverwaltung ist in der Karl-Marx-Straße in Prenzlau. Genau hier kommt nämlich die nächste Beobachtung ins Spiel, verbunden mit einer kühn aufgestellten These: Je linker die Ratsmehrheit, desto drastischer spiegelt sich das in der Benennung der Straßen wider. Dass die DDR es geliebt hat, Straßen, Gassen und Plätze nach Widerstandskämpfern, Hymnenschreibern und Helden der Arbeit zu benennen, ist eine abgestandene Erkenntnis. Dass aber auch im Westen bei der Straßenbenennung stark politisiert wird, dürfte vielen neu sein.
    Mein Lieblingsbeispiel: Das hessische Reinheim zu Füßen des Odenwaldes. Hier würde sogar der berühmte Besenstiel gewählt werden, wenn er sich vorher das Parteibuch der SPD zugelegt hätte. Mit bewundernswerter Chuzpe haben die Ratsherren über die Jahrzehnte dafür gesorgt, dass schon beim ersten Blick auf den Stadtplan klar wird, wer hier das Zepter schwingt. Die Straßennamen sind ein Who’s who der letzten hundert Jahre Sozialdemokratie: August Bebel, Friedrich Ebert, Ernst Reuter, Erich Ollenhauer, Fritz Erler, Gustav Heinemann, Carlo Mierendorff, Willy Brandt und natürlich der große hessische Ministerpräsident Georg August Zinn. Der aufmerksame Leser stutzt jetzt und fragt: Wo ist Kurt Schumacher? Keine Sorge, nach dem wurde die kooperative Gesamtschule benannt. Ach ja, und weil manchem Reinheimer die SPD nicht links genug ist, kann sich der lustige Ort rühmen, noch echte DKP-Abgeordnete im Rat sitzen zu haben. Wahrscheinlich haben die dafür

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