Nick Stone - 03 - Verbrannte Spuren
um, aber sie war es nicht wirklich.
Sie sprach mit einem weichen Akzent, den ich nicht einordnen konnte. »Treten Sie bitte vor und nehmen Sie die Hände hoch.«
Ich gehorchte wortlos. Der Mann aus der Toilette stellte sich hinter mich und fing an, mich nach Waffen abzutasten. Ihnen irgendeine Geschichte erzählen zu wollen, wäre zwecklos gewesen. Als er mir die USP aus dem Hosenbund zog, konnte ich schlecht behaupten, ich käme nur vom Zimmerservice.
Die Blondine sagte nichts mehr, während ich von hinten zu einem Sofa gestoßen wurde. Der Mann neben dem Schrank blieb auf seinem Posten rechts von mir. Der zweite Mann stand irgendwo hinter mir.
Die Frau ging an mir vorbei zur Korridortür. Ihr blondes Haar war gefärbt; ich konnte sehen, dass ihre Augenbrauen brünett waren.
Als sie die Tür öffnete, sah ich draußen einen weiteren Mann im Mantel stehen. Sie ging hinaus, und er kam herein. Er hatte mich an der Flucht hindern sollen, falls mit dem Überfall irgendwas schief ging. Damit hätte er keine große Mühe gehabt. Seine Abmessungen entsprachen mehr oder weniger denen der Tür.
Keiner der drei sagte ein Wort, als ich dasaß und wartete. Aber worauf? Ich erinnerte mich an Sergejs Gesichtsausdruck, als er mir von der »Rache der Wikinger« erzählt hatte. Mein Herz begann zu jagen.
Verdammt, wo steckte Liv? War sie auch überfallen und entführt worden? Gehörten diese drei Kerle zur Maliskija? Ihre Quadratschädel sagten nichts, bewegten sich nicht. Ich bekam allmählich echt Schiss. Gehörten sie zur NSA? Steckte ich wirklich in der Scheiße, weil ich mich mit den Big Boys angelegt hatte?
Der Puls in meinen Halsschlagadern beschleunigte sich, und ich spürte sein Pumpen nicht zum ersten Mal bei diesem Job an meinem Kragen. Der Hüne an der Tür schien das zu merken und dieses Gefühl aus eigener Erfahrung zu kennen, denn er lächelte mir wissend zu. Ich tat mein Bestes, sein Lächeln zu erwidern. Zum Teufel mit diesen Kerlen. Ich würde mir nicht anmerken lassen, wie nervös ich innerlich war.
Lange Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, verstrichen, dann wurde an die Tür geklopft. Der Hüne sah durch den Spion nach draußen, griff sofort nach der Türklinke und trat ehrerbietig zur Seite.
»Hallo, Nick«, sagte Valentin beim Hereinkommen. Begleitet wurde er von dem Mann, mit dem Liv sich auf dem Bahnhof getroffen hatte. Beide trugen dunkelgraue
Anzüge. »Darf ich Sie mit Ignati bekannt machen?«
Ignati lächelte und nickte mir leicht zu. »Hallo, Nick. Ich hab’s nie geschafft, Sie auf dem Bahnhof persönlich kennen zu lernen, aber da ich so viel über Sie weiß, kommt’s mir vor, als wären wir alte Freunde.«
Ich nickte ebenfalls, sagte aber noch nichts, weil mein Verstand zu sehr damit beschäftigt war, allmählich herauszubekommen, was zum Teufel hier vorging. Ich hatte Angst, war verwirrt und begann zu spüren, dass ich in ernsten Schwierigkeiten steckte. In dieser Lage konnte ich nichts Besseres tun, als die Klappe zu halten und mich dumm zu stellen. Das würde mir nicht schwer fallen.
Val setzte sich mir gegenüber auf das zweite Sofa, während Ignati sich dahinter aufbaute. Der Tschetschene starrte mich so durchdringend an, dass mir noch unbehaglicher zu Mute wurde; dann beugte er sich nach vorn und legte einen großen weißen Umschlag auf den Couchtisch zwischen uns. »Dies hier .« - er deutete auf den Umschlag - ». ist für Sie.«
Das verwirrte mich noch mehr. Ich griff zögernd danach und öffnete die Klappe. Val lehnte sich auf dem Sofa zurück und zog die Hosenbeine etwas hoch, bevor er die Beine übereinander schlug. Der Umschlag enthielt einen Packen amtlich aussehender Dokumente - alle in kyrillischer Schrift. Ich starrte sie lange an, wusste aber natürlich nicht, was zum Teufel ich da vor mir hatte.
»Das sind Übertragungsurkunden für zwei Wohnblocks in St. Petersburg«, erklärte er mir. »Ihr Gesamtwert beträgt über drei Millionen Pfund Sterling.
Ich dachte, Immobilien mit Wertsteigerungspotenzial wären Ihnen lieber als Bargeld.«
Ich stellte rasch eine Überschlagsrechnung an. Die Klinik hatte ich für einige Wochen im Voraus bezahlt, aber sie würde mir bald wieder Rechnungen schicken. Die drei Wochen, in denen ich unterwegs gewesen war, hatten mich bereits 12000 Pfund gekostet, und ich konnte absehen, wann ich wieder abgebrannt sein würde. Ein Monat Arbeit für die Firma zu 290 Pfund pro Tag würde mir genau 8700 Pfund einbringen. Also musste ich’s
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