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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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blinkenden Blaulichter zuging. Die fünf Polizeiwagen parkten auf einem Feld am Ufer des James River. Der Schneesturm vom Freitag hatte die Landschaft in ein grelles Weiß getaucht, ihr jegliche Farbe und alles Leben genommen. Morgendlicher Dunst lag über dem südlichen Flussufer und dem größten Teil des ruhig fließenden Wassers.
    Die Temperaturen bewegten sich um den Gefrierpunkt, doch durch den kalten Wind, der seine Lederjacke durchdrang, als wäre sie aus dünnem Baumwollstoff, erschienen sie Jacob weitaus niedriger.
    Die Kälte setzte seinen mitgenommenen Fingerknöcheln zu, und er bedauerte, dass er die Handschuhe zu Hause gelassen hatte. Er schlug den Kragen seiner abgetragenen Jacke hoch und schob die Fäuste in die Taschen. Eine Mütze bedeckte sein militärisch kurz geschnittenes Haar, und ein schwarzer Schal hielt seinen Hals warm.
    Noch vor einer Stunde war Jacob im Sportstudio gewesen und hatte seinen freien Tag genutzt, um sich am Sandsack auszutoben. Die körperliche Anstrengung ließ reichlich Endorphine durch sein Gehirn fließen und linderte für eine kleine Weile die hartnäckige Anspannung, die ihm zusetzte.
    Mitten im Training hatte sein Handy geklingelt. Mit einem derben Fluch hatte er den wild schaukelnden Sandsack angehalten, sich den Schweiß aus dem Gesicht gewischt und sein Telefon aus der Sporttasche geangelt.
    Sein Partner, Detective Kier, hatte ihm die nüchternen Fakten durchgegeben. Weibliches Mordopfer, Mitte dreißig, weiß. Die Leiche war am Ufer des James River abgelegt, und zwar auf der Alderson-Baustelle, die etwa zwanzig Kilometer hinter dem Flughafen im Osten des Countys lag. Unter der Dusche hatte Jacob sein Gesicht in den heißen Strahl gehalten und bedauert, dass er nicht länger bleiben konnte.
    Ein eisiger Windstoß aus Richtung des Flusses ließ Jacob noch ein wenig tiefer in seiner Jacke versinken. Das Land hier bestand aus unbestellten Feldern mit dürren Zypressen dazwischen, doch wenn er dem Schild, an dem er unterwegs vorbeigekommen war, Glauben schenken konnte, würde die Alderson-Baugesellschaft das alles in einen weitläufigen Golfplatz verwandeln, umgeben von Backsteinhäusern mit perfekt angelegten Blumenbeeten und wohlplatzierten Bäumen. Neben dem ebenfalls vorgesehenen Klubhaus waren Tennisplätze und ein beheizter Swimmingpool geplant.
    Ab 900 000 Dollar . Die glänzenden Reklametafeln versprachen den künftigen Käufern der am Fluss gelegenen Häuser nicht nur die denkbar beste Ausstattung, sondern auch gleich den richtigen Status und ein glückliches Leben als Bilderbuchfamilie. Jacob hatte das Leben beigebracht, dass es keine Garantien gab. Und in den dreizehn Jahren bei der Polizei hatte er gelernt, dass das Elend in Prachtvillen wie in Bruchbuden gleichermaßen zu finden war.
    Vor einem schlammbedeckten schwarzen Geländewagen erblickte Jacob ein paar zerlumpt wirkende Männer in Overalls und Tarnjacken. Es war der Vermessungstrupp der Alderson Company, und das hier war ihre Baustelle. Gleich nach Sonnenaufgang waren sie hergekommen, um das Nordufer des James River zu vermessen, und sie waren es gewesen, die die Leiche gefunden hatten.
    »Hey, wann lassen Sie uns weiterarbeiten oder nach Hause gehen?«, rief ihm einer der Landvermesser zu. Aus dem Kaffeebecher in seiner Hand stieg Dampf auf.
    »Kann ich nicht sagen«, antwortete Jacob. »Aber bleiben Sie vor Ort.«
    Jacob ging zu einem älteren Polizeibeamten mit Stoppelhaarschnitt und mürrischem Gesicht hinüber. Der Polizist stampfte mit den Füßen und rieb die behandschuhten Hände aneinander. »Kalt, was? Meine Knochen haben langsam genug von diesem verdammten Frost.«
    Jacob tat vom Boxkampf der letzten Woche immer noch alles weh. »Meine auch.«
    »Was beschweren Sie sich? Ich bin schon eine Stunde hier.«
    Jacob lächelte. »Sie sind härter im Nehmen als ich.«
    »Meine Güte.« Watson warf einen Blick auf Jacobs Gesicht, und seine Augen verengten sich. »Sind das die Überreste von einem Veilchen?«
    »Ja. Der andere Kerl hatte einen ziemlich fiesen rechten Haken.« Doch das hatte Jacob nicht daran gehindert, den Boxkampf der Wohltätigkeitsveranstaltung zu gewinnen.
    Watson betrachtete ihn eingehend. »Wie alt sind Sie jetzt? Vierunddreißig, fünfunddreißig?«
    »So ungefähr.«
    Watson schüttelte den Kopf. »Sie werden langsam zu alt für solche Mätzchen. Sie sind keine achtzehn mehr, sie sollten aufhören, solange noch alles an Ihnen dran ist.«
    Sechsunddreißig war eigentlich

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