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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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Bekanntschaft gemacht hatten, wenngleich die meisten das für eher unwahrscheinlich hielten.
    Phil erschien in dieser Woche nicht mehr zum Unterricht, aber Ruth sagte, es gehe ihm schon besser und er werde bald wieder auf dem Damm sein.
    Angesichts der Tatsache, dass sie alle unter Hausarrest standen – so deutete zumindest Allie die Maßnahmen der Schulleitung –, gab es immerhin einen Trost: Wenigstens war das Wetter scheußlich. Die ganze Woche über regnete es in einer Tour. Nicht so heftig wie am Sonntag, aber ohne Pause, und die Tage waren grau.
    Die Lehrer entwickelten einen pädagogischen Übereifer, der bald zum Hauptgesprächsthema in den Pausen und bei den Mahlzeiten wurde. Mit zunehmendem Entsetzen diskutierte die Schülerschaft das Ausmaß der Arbeit, das ihr aufgebrummt wurde. Allie und Jo waren jeden Abend bis zur Nachtruhe in der Bibliothek und versuchten, Schritt zu halten.
    Als Allie am Donnerstagabend aus der Bibliothek kam, um einen Tee zu trinken, war sie völlig erschöpft. Sie ging gerade Richtung Speisesaal, da lief ihr Sylvain über den Weg.
    »Na, so was, hallo, ma belle Allie. Wie geht’s? Ich hab dich seit dem Wochenende nicht mehr gesehen.«
    Allie fühlte ihr Herz schneller schlagen, tat aber so, als wäre es für sie das Normalste von der Welt, ihm zu begegnen. Hoffentlich fragt er nicht, wohin ich gestern verschwunden bin , dachte sie. Und sagte laut: »Mir geht’s gut. Ich muss bloß aufpassen, dass ich nicht auf Nimmerwiedersehen unter Hausaufgaben begraben werde.«
    Sylvain nickte. »Ich weiß. Die Lehrer können sich auf einmal gar nicht genug Arbeit für uns ausdenken.«
    »Wie kommt’s? Sind die immer so schlimm?«, fragte Allie.
    Er lächelte, und seine Augen funkelten. »Nein, das ist selbst für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich. Ich halte es für möglich, dass sie die Leute so beschäftigt halten, damit sie sich nicht unbemerkt rausschleichen.«
    Allie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen.
    »Wegen neulich?«, fragte sie.
    »Vielleicht.«
    Sie sah sehnsüchtig zur Eingangstür. »Ich würde ja zu gern mal raus …«
    »Langweilst du dich, ma belle ?« Ehe sie sichs versah, hatte er ihre Hand ergriffen und zog sie an sich. »Ich könnte dir aus der Hand lesen. Vielleicht würde dich das etwas zerstreuen. Und ich könnte in deine Seele schauen.«
    »Du kannst aus der Hand lesen?« Sie klang zweifelnd, doch es gefiel ihr, seine Hand in ihrer zu spüren.
    »Na klar«, lächelte er. »Du nicht? Ist ganz einfach.«
    Er drehte ihre Hand um und strich mit dem Finger die Linien entlang. Seine Berührung fühlte sich so zart an, als käme sie vom Schnurrhaar einer Katze.
    »Du hast eine sehr lange Lebenslinie«, murmelte er und fuhr eine Linie nach, die von Allies Handgelenk zur Mitte der Handinnenfläche führte. »Und deine Herzlinie ist sehr ausgeprägt. Siehst du die hier?« Er fuhr mit den Fingerspitzen über eine Linie, die zwischen Daumen und Zeigefinger endete. Die Sanftheit seiner Berührung jagte ihr einen Schauer über den Rücken. »Weißt du, was mir das verrät?«
    Stumm schüttelte Allie den Kopf.
    »Es verrät mir, dass du in jemanden verliebt bist. Oder es bald sein wirst.«
    Während ihr ganzer Körper kribbelte, suchte Allie nach einer witzigen Antwort. Doch bevor sie etwas sagen konnte, sprang die Bibliothekstür auf.
    »Hey, Allie, vergiss nicht …« Als Jo Sylvain erblickte, verlor sich ihre Stimme. »Ups, jetzt hab ich doch glatt vergessen, mein …«, improvisierte sie mehr schlecht als recht und zog sich wieder in die Bibliothek zurück.
    Einen Augenblick später ging die Tür abermals auf, und eine Gruppe schnatternder Schüler kam heraus. Allie konnte hören, wie Jo ihnen zuflüsterte: »Nein, wartet doch mal …«
    Mit einem bedauernden Lächeln ließ Sylvain Allies Hand los. »Ich würde das Thema gerne noch mal irgendwann vertiefen …«, sagte er.
    »Ja«, sagte sie, ganz durcheinander. »Lass uns … das tun.«
    »Vielleicht könnten wir uns ja am Samstag nach dem Abendessen treffen und … reden?«
    »Gern«, sagte sie und versuchte, dabei nicht atemlos zu klingen.
    Er lächelte. »Gut. Ich hol dich im Speisesaal ab. Bis dann.«
    »Bis dann«, echote sie wie ein Papagei.
    Auch gegen Ende der Woche ließ das Pensum an Schulaufgaben nicht nach. Um die Sache auf die Spitze zu treiben, bekam jeder Schüler am Freitag eine Forschungsarbeit aufgebrummt, die übers Wochenende anzufertigen war. In Geschichte teilte Zelazny die

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