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Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Night School 01 - Du darfst keinem trauen

Titel: Night School 01 - Du darfst keinem trauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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sprach, war seine Stimme kalt. »Was hat sie gesagt?«, fragte er.
    Allie verschränkte die Arme vor der Brust und rief sich ins Gedächtnis, wie Ruth vor ihr gestanden hatte, mit tropfnassen Haaren und ängstlichem Blick.
    »Dass Phil und Gabe verletzt seien. Und dann noch was Seltsames, so was wie: ›Es ist schiefgegangen.‹«
    Allie konnte gar nicht so schnell gucken, wie Carter aus seinem Sessel emporschoss. Er packte sie an den Schultern und baute sich drohend vor ihr auf. Allie zuckte zurück.
    Seine Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt. »Du darfst auf gar keinen Fall irgendwem erzählen, was Ruth getan hat«, stieß er hervor. »Schwör’s!«
    Allie sah zu ihm auf. Ihre Lippen bewegten sich, doch es kam kein Laut heraus. »Ja, klar«, sagte sie schließlich. »Meinetwegen. Ich sag’s niemandem. Meine Güte, Carter.«
    Als hätte er gerade erst gemerkt, was er da tat, ließ Carter von ihr ab.
    »Du machst mir echt Angst«, sagte Allie und rieb sich die Schulter. »Bei dir hakt’s doch irgendwo.«
    Um Entspanntheit bemüht, lehnte sich Carter gegen eine Säule.
    »Sorry. Aber Ruth hätte das nicht tun dürfen, und es gibt Leute, die ziemlich sauer wären, wenn sie davon erführen. Ich will nicht, dass sie Ärger deswegen bekommt, darum darfst du nichts sagen.«
    »Jetzt mach dich mal locker«, erwiderte Allie eisig. »Aber wo wir schon beim Thema Ehrlichkeit sind – könntest du mir freundlicherweise verraten, was dieser Auftritt heute Abend zu bedeuten hatte? Wie kommt es, dass ihr alle plötzlich blutend wie die Zombies im tiefsten Wald aufkreuzt?«
    Carter verschränkte die Arme und sah sie mit kalten Augen an. Eine Weile schwiegen sie sich an.
    »Na, dann vielen Dank für die inquisitorischen Fragen und die Drohungen und all das. Hat echt Spaß gemacht. Aber jetzt muss ich wirklich gehen.« Allie gab sich betont gelangweilt.
    Carter starrte sie an, als wollte er noch etwas sagen. Der Moment, in dem er sich entschloss, es zu lassen, war beinahe mit Händen zu greifen.
    »Wo hast du gelernt, so tolle Verbände anzulegen?«, fragte er stattdessen. »Im Krimkrieg?«
    Sie überlegte kurz, aufzustehen und einfach zu gehen. Doch sie blieb sitzen. Warum, wusste sie nicht. Vielleicht aus Neugier.
    »London«, sagte sie. »Erste-Hilfe-Kurs bei den Pfadfinderinnen .«
    Er hob hämisch eine Augenbraue.
    »Du warst bei den Pfadfinderinnen? Im Leben nicht!«
    Ganz geheuer war ihr nicht, dass sie so kurz nach seinem Hannibal-Lecter-Ausbruch schon wieder so fröhlich plauderten, doch sie beschloss mitzuspielen.
    »Im Leben eben doch! Ich war damals zwar noch klein, aber so was verlernt man nicht: Verband anlegen, Schmetterlinge fangen, Marmelade einmachen. Kann ich alles.«
    Carter gab ein bellendes Lachen von sich, doch Allie verzog keine Miene. »Was geht hier wirklich ab, Carter? Ich meine, was ist da heute Abend passiert? Habt ihr Jungs euch geprügelt? Das sah ja wirklich schlimm aus.«
    Sofort ging bei Carter der Rollladen runter, und seine Augen wurden ausdruckslos.
    »Lass gut sein«, blaffte er sie an. »Und untersteh dich, noch andere auszufragen. Keiner wird was sagen, und bestimmte Leute werden sauer sein, wenn sie mitkriegen, dass du rumfragst.« Er sah auf seine Uhr. »Es ist fast elf. Wir müssen gehen.«
    Er blies die Kerzen aus, und der Raum versank in Dunkelheit.
    Allie lief Richtung Tür. Im Halbdunkel stieß sie gegen irgendetwas und strauchelte, doch Carter fing sie gerade noch auf. Einen Moment lang standen sie sich Auge in Auge gegenüber. Und obwohl Carters Gesicht im Schatten lag, fand Allie, dass er beinahe so aussah, als täte es ihm leid.
    Aber das bilde ich mir wahrscheinlich nur ein.
    »Da lang«, sagte Carter. Mit der Sicherheit desjenigen, der hier heimisch war, führte er sie durch den dunklen Raum. Seine Hand fühlte sich warm und kräftig an, aber Allie hatte eigentlich gerade überhaupt keine Lust, von ihm angefasst zu werden, und ging entsprechend steif neben ihm her.
    Als sie den leeren Flur erreicht und ihre Augen sich blinzelnd an das Licht gewöhnt hatten, war Carters Miene betont ausdruckslos.
    »Es ist elf Uhr, Sheridan. Du solltest dich beeilen. Sonst gibt es wieder Arrest.«
    »Ja, ja«, erwiderte Allie sarkastisch. »Mord und Totschlag sind kein Problem. Aber dass Allie die Nachtruhe nicht einhält? Eine Katastrophe!«
    »Gute Nacht, Sheridan«, sagte er bestimmt.
    Sie wandte sich Richtung Treppe.
    »Wie du meinst.«
    »Du musst mir vertrauen, Allie.«
    Carter

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