NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit
sechs von ihnen vor dem Frühstück pfählen und würde immer noch ausgeruht in Chemie erscheinen, ihrer ersten Stunde an der Wassaguscus Highschool.
Rashel blieb plötzlich stehen und verschmolz geistesgegenwärtig mit der Dunkelheit, als ein Streifenwagen lautlos die Querstraße vor ihr hinunterfuhr. Ich weiß es, dachte sie. Ich werde bei den Lancers vorbeischauen. Wenn irgendjemand weiß, wo Vampire sind, dann sie.
Sie machte sich auf den Weg zum North End. Eine halbe Stunde später stand sie vor einem Mietshaus aus rötlichem Sandstein und drückte auf die Klingel.
»Wer ist da?«
Statt zu antworten, sagte Rashel: »Die Nacht hat tausend Augen.«
»Und der Tag nur eines«, kam die Antwort durch die Gegensprechanlage. »Hallo, Mädel, komm rauf.«
Rashel ging eine dunkle, schmale Treppe zu einer zerkratzten Holztür hinauf. In der Tür war ein Guckloch eingelassen. Rashel stellte sich direkt davor, dann nahm sie den Schal ab, den sie getragen hatte. Er war schwarz, seidig und sehr lang. Sie trug ihn wie einen Schleier um Kopf und Gesicht gebunden, sodass nur ihre Augen zu sehen waren, und selbst die lagen im Dunkeln.
Sie schüttelte ihr Haar aus, wohlwissend, was die Person auf der anderen Seite sehen konnte. Ein hochgewachsenes Mädchen, gekleidet wie ein Ninja, ganz in Schwarz, mit schwarzem Haar, das ihr lose um die Schultern fiel, und grünen, flammenden Augen. Sie hatte sich seit ihrem fünften Geburtstag nicht sehr verändert, sie war lediglich größer geworden. Im Augenblick schnitt sie vor dem Guckloch eine barbarische Grimasse und hörte Gelächter hinter der Tür, während die Riegel zurückgezogen wurden.
Sie wartete, bis die Tür hinter ihr geschlossen war, bevor sie sagte: »Hi, Elliot.«
Elliot war einige Jahre älter als sie, dünn, mit eindringlichen Augen und einer kleinen, glänzenden Brille, die ihm immer von der Nase rutschte. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein typischer Computerfreak. Aber Rashel hatte ihn einmal zwei Werwölfen die Stirn bieten sehen, die versucht hatten, ein Mädchen durch ein Fenster zu ziehen. Und sie wusste, dass er praktisch im Alleingang die Lancers gegründet hatte, eine der erfolgreichsten Organisationen von Vampirjägern an der Ostküste.
»Was liegt an, Rashel? Wir haben uns schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«
»Ich hatte zu tun. Aber jetzt langweile ich mich. Ich bin hergekommen, um festzustellen, ob ihr irgendetwas am Laufen habt.« Während Rashel sprach, betrachtete sie die anderen Anwesenden im Raum: Ein braunhaariges Mädchen kniete auf dem Boden und packte Gegenstände aus Kartons in einen dunkelgrünen Rucksack. Ein anderes Mädchen und ein Junge saßen auf der Couch. Rashel erkannte den Jungen von anderen Treffen der Lancers, aber beide Mädchen waren ihr fremd.
»Du Glückspilz«, sagte Elliot. »Das ist Vicky, meine neue Stellvertreterin.« Er deutete mit dem Kopf auf das Mädchen auf dem Boden. »Sie ist hier in Boston neu zugezogen; sie war die Anführerin einer Gruppe an der Südküste. Und heute Nacht unternimmt sie eine kleine Expedition zu einigen Lagerhäusern in Mission Hill. Wir haben eine Spur, dass es dort Aktivitäten gegeben hat.«
«Welcher Art von Aktivitäten? Blutegel, Welpen?«
Elliot zuckte die Achseln. »Definitiv Vampire. Vielleicht Werwölfe. Es gab da ein Gerücht, dass junge Mädchen hier in der Gegend entführt und irgendwo versteckt werden. Das Problem ist, dass wir nicht genau wissen, wo oder warum.« Er legte den Kopf schräg, und seine Augen funkelten. »Willst du hingehen?«
»Werde ich vielleicht auch mal gefragt?«, rief Vicky und sah von ihrem Rucksack auf. Der Blick ihrer hellblauen ugen ruhte auf Rashel. »Ich habe dieses Mädchen noch nie gesehen. Sie könnte von ihnen sein.«
Elliot schob sich seine Brille höher auf die Nase. Er wirkte erheitert. »Das würdest du nicht sagen, wenn du Bescheid wüsstest, Vicky. Rashel ist die Beste.«
»Worin?«
»In allem. Als du deine vornehme Privatschule besucht hast, war sie draußen in den Slums von Chicago und hat Vampire gepfählt. Sie war in L.A., New York, New Orleans... sogar in Vegas. Sie hat mehr Parasiten ausgelöscht als wir anderen zusammen.« Elliot sah Rashel schelmisch an, dann beugte er sich zu Vicky vor.
»Hast du jemals von der Katze gehört?«, fragte er.
Vicky riss den Kopf hoch und starrte Rashel an. »Die Katze? Die, vor der alle Nachtleute Angst haben? Die, auf die sie eine Belohnung ausgesetzt haben? Die, die ein Zeichen
Weitere Kostenlose Bücher