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NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit

Titel: NIGHT WORLD - Jägerin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Magengrube legte sich nicht. Sie hoffte beinahe, dass der Vampir nicht kommen würde.
     

Kapitel Vier
    Quinn fror. Natürlich nicht körperlich. Das war unmöglich. Die eisige Märzluft hatte keine Wirkung auf ihn; sein Körper war unempfindlich gegen Kleinigkeiten wie das Wetter. Nein, diese Kälte war in ihm.
    Er blickte auf die Bucht und die reiche Stadt auf der anderen Seite. Boston im Sternenlicht. Er hatte so lange gebraucht, um nach Boston zurückzukommen, nach... der Verwandlung.
    Er hatte einmal hier gelebt, als er ein Mensch gewesen war. Aber in jenen Tagen hatte Boston aus nichts anderem bestanden als aus drei Hügeln, einem Leuchtturm und einer Handvoll Häusern mit strohgedeckten Dächern. Der Ort, an dem er jetzt stand, war sauberer, von Salzwiesen und dichtem Wald umgebener Strand gewesen.
    Im Jahr 1639.
    Seither war Boston gewachsen, Quinn jedoch nicht. Er war noch immer achtzehn, noch immer der junge Mann, der die sonnigen Weiden geliebt hatte und das klare, blaue Wasser der Wildnis. Der ein einfaches Leben gelebt hatte und dankbar gewesen war, wenn auf dem Tisch seiner Mutter abends genug Essen gestanden hatte. Ein junger Mann, der davon geträumt hatte, eines Tages mit einem eigenen Schoner auf Fischfang auszufahren und die hübsche Dove Redfern zu heiraten.
    Und so hatte alles begonnen, mit Dove. Der hübschen Dove und ihrem weichen, braunen Haar... Der süßen Dove, die ein Geheimnis hatte, das ein einfacher Junge wie Quinn sich niemals hätte erträumen lassen.
    Nun. Quinns Lippen verzogen sich. Das gehörte alles der Vergangenheit an. Dove war seit Jahrhunderten tot, und wenn ihre Schreie ihn noch immer jede Nacht verfolgten, so wusste das niemand außer ihm selbst.
    Denn er mochte zwar keine Stunde älter sein, als er es in den Tagen der Kolonien gewesen war, aber er hatte einige Tricks gelernt. Zum Beispiel wie er sein Herz mit Eis umgeben konnte, sodass nichts auf der Welt dazu in der Lage war, ihn zu verletzen. Und wie er Eis in seinen Blick geben konnte, sodass jeder, der in seine schwarzen Augen schaute, nur endlose, gletscherhafte Dunkelheit sah. Er war sehr gut darin geworden. Einige Leute erbleichten sogar und wichen zurück, wenn er den Blick auf sie richtete.
    Die Tricks hatten jahrelang funktioniert und es ihm nicht nur ermöglicht, als Vampir zu überleben, sondern einen umwerfenden Erfolg daraus zu machen. Er war Quinn, mitleidlos wie eine Schlange, Quinn, dessen Blut wie Eiswasser durch seine Adern floss, dessen sanfte Stimme jeden zum Untergang verurteilte, der ihm in die Quere kam. Quinn, die Essenz der Dunkelheit, Quinn, der in den Herzen von Menschen wie Nachtleuten gleichermaßen Angst auflodern ließ.
    Und in eben diesem Augenblick war er müde.
    Er war müde und er fror. Es war eine Art Odnis in ihm, wie ein Winter, aus dem niemals ein Frühling hervorgehen würde.
    Er hatte keine Ahnung, was er deswegen unternehmen sollte - obwohl ihm der Gedanke gekommen war, dass es vielleicht eine Möglichkeit gab: Wenn er in die Bucht springen würde und zuließe, dass sich das dunkle Wasser über seinem Kopf schloss, und wenn er dann einige Tage unten bliebe, ohne zu trinken... Nun, dann wären all seine Probleme gelöst, nicht wahr?
Aber das war lächerlich. Er war Quinn. Nichts konnte ihn berühren. Das Gefühl der Trostlosigkeit würde sich irgendwann legen.
    Er riss sich aus seinem Tagtraum und wandte sich vom schimmernden Schwarz der Bucht ab. Vielleicht sollte er zu den Lagerhäusern in Mission Hill gehen und nach deren Bewohnern sehen. Er musste sich irgendwie beschäftigen, um sich davon abzuhalten, nachzudenken.
    Quinn lächelte, wohlwissend, dass es ein Lächeln war, das Kindern Angst machte. Er brach in Richtung Boston auf.
    Rashel saß am Fenster, aber nicht so, wie gewöhnliche Menschen saßen. Sie kniete auf dem linken Bein und hatte das rechte angewinkelt und nach vorn gerichtet. Es war eine Haltung, die ihr eine schnelle und ungehinderte Bewegung in alle Richtungen gestattete. Ihr Bokken trug sie an der Seite; sie konnte binnen einer Sekunde aufspringen und es ziehen. In dem verlassenen Gebäude war alles still. Steve und Vicky waren draußen und suchten die Straße ab. Nyala schien in ihre eigenen Gedanken versunken zu sein.
    Plötzlich streckte Nyala eine Hand aus und berührte die Scheide des Bokken. »Was ist das?«
    »Hm? Oh, das ist ein japanisches Schwert. In Japan benutzen sie Holzschwerter zu Übungskämpfen, weil Stahl zu gefährlich wäre. Aber es kann

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