Nimm mich mit zum Horizont
milden Licht.
„Du brauchst etwas zu essen“, entschied sie nach einem Moment.
„Ich brauche vor allem eine Dusche.“ Er schaute sich im Zimmer um. „Das stimmt nicht ganz. Erst mal wäre ein kräftiger Schluck Jack Daniel’s nicht schlecht.“
„ Essen. Ich bestelle dir etwas, dann hole ich deine Sachen aus dem Pick-up.“ Sie warf einen Blick auf seinen gestiefelten Fuß. „Wo finde ich die?“
„Im Kofferraum ist eine Reisetasche. Hinter dem Fahrersitz stehen Stiefel. Meine Lieblingsstiefel. Sie haben Schnürbänder.“
„Perfekt“, erwiderte sie erfreut. Endlich mal eine gute Nachricht. Nachdenklich betrachtete sie das geschwollene Gelenk. „Ich weiß nicht, wie du damit duschen willst.“„Ich auch nicht. Wahrscheinlich werde ich etwas Hilfe brauchen.“
„Tut es noch weh?“
„Höllisch.“ Sie zog eine Augenbraue hoch, und er lächelte. „Aber das merkt man mir nicht an, oder? Ich bin hart im Nehmen.“
„Ich bin beeindruckt.“ Zurück zum Fuß. „Der Verband darf nicht nass werden.“
„Meinst du?“
„Keine Ahnung, wie du das schaffen willst.“ Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Aber für einen so harten Burschen wie dich dürfte selbst das kein Problem sein.“
Er lachte aus vollem Hals.
„Was möchtest du essen?“
„Nicht viel.“ Er stemmte sich vom Stuhl, und sie eilte an seine Seite. „Ich komme allein zurecht“, wehrte er ihre Hilfe ab. „Hier sind genug Wände, an denen ich mich festhalten kann.“
„Und ein Handlauf in der Dusche.“
„Ja, heutzutage denken sie wirklich an alles.“
„Trotzdem, da ist der Verband …“
Er legte den Arm um ihre Schultern. „Der bleibt, wo er ist. Hank ist ein Profi, und etwas Wasser wird nicht schaden. Und was das Essen angeht, ich nehme, was immer zwischen zwei Scheiben Brot passt. Und noch etwas …“ Er berührte ihre Wange mit dem Handrücken.
Sein Blick ließ ihren Mund trocken werden. „Was denn?“
„Dafür, dass du dich so gut um mich kümmerst, bekommst du mich eine Woche lang.“
„Eine Woche?“
Er nickte. „Als Trainer. Und glaub ja nicht, dass ich auf einem Bein schlechter bin als auf zwei Beinen.“
„Ich … Das brauchst du nicht zu tun. Ich meine, das hier ändert …“
„Gar nichts.“ Er küsste sie. „Ich hasse Krücken. Die werde ich schnell wieder los.“
Sie tätschelte seinen flachen, festen Bauch. „Ich bin gleich zurück.“
„Willst du mich nicht erst unter die Dusche stellen?“
„Was immer du möchtest.“
„Die Liste ist kurz, und an erster Stelle steht …“ Er küsste sie wieder. „Du gehst jetzt besser, solange ich dich noch lasse.“
„Ich bringe dich auf dem Weg zur Tür im Badezimmer vorbei.“
Er lachte. „Was für ein Date.“
Der Parkplatz lag im Mondschein. Skyler hielt Traces Wagenschlüssel in der Hand und wollte ihm aus dem Pick-up Sachen zum Wechseln holen. Erst hatte er ihr seinen Hut anvertraut und jetzt auch noch seinen Wagen. Die Ladefläche war abgedeckt. Sie war neugierig, was er alles darunter aufbewahrte. Was ein Cowboy mitnahm, wenn er sich auf Tournee begab, verriet viel über ihn. Natürlich wollte sie ihm nicht nachschnüffeln, aber was machte es schon, wenn sie einen kurzen Blick auf seine Habseligkeiten warf?
Vielleicht würde sie ein paar Bücher oder Magazine finden und dadurch mehr über seine Interessen erfahren. Oder Zeitungsausschnitte über seine bisherigen Auftritte bei Rodeos. Er prahlte nicht mit seinen Erfolgen, was bei Cowboys heutzutage eher die Ausnahme war. Sie war gespannt, was die Sportreporter über ihn geschrieben hatten.
Oder Fotos von Pferden, die er trainiert hatte. Von seiner Familie. Oder Freundinnen. Sie war einfach nur neugierig und wollte wissen, was und wen er mochte. Und warum. Natürlich könnte sie ihn einfach fragen. Aber warum sollte sie es kompliziert machen, wenn es auch einfacher ging?
Oder sie konnte sich ihrem Alter entsprechend benehmen. Das hatte ihre Mutter immer von ihr verlangt. Sie konnte sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, ihm seine Stiefel und die Reisetasche bringen und sich einfach … zusammenreißen. Denn sie hatte Pläne. Einige davon würden vielleicht sogar klappen, andere nicht. Aber sie musste ihren eigenen Weg gehen. Ihren eigenen Weg. Trace Wolf Track, war nur eine angenehme Abwechslung. Genau wie der Mustang. Schöne Abwechslungen, die sie für eine Weile aus der Isolation holten, in die sie sich als Witwe geflüchtet hatte. Doch Abwechslungen waren von Natur
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