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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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seiner kraftvollen Schwanzflosse voran. Hier ist der Fels nicht mehr nackt, sondern mit Seetang besetzt, während die Ritzen und Spalten voller Napfschnecken sind. Die langen Fäden des Tangs winden sich um meine Fußgelenke. Sie sind dunkelgrün wie manche Glasflaschen und bilden wiegende Vorhänge, die so dicht sind, dass wir nicht durch sie hindurchsehen können.
    »Irgendwo hier muss der Eingang sein«, sagt Faro. Er lässt meine Hand los, stößt einen Tangvorhang beiseite und ist im nächsten Moment verschwunden.
    »Faro!«
    »Komm, Sapphire, hier entlang.«
    Seine Stimme klingt dumpf und hohl. Wo ist er? Zögernd berühre ich den Tang. Ich muss durch ihn hindurch, doch irgendwas sträubt sich in mir. Als hätte ich Angst, in eine Falle zu geraten.
    Der Tang wiegt sich wie ein Tier, das gestreichelt wird. Plötzlich lichtet sich der Nebel, der die Menschenwelt verbirgt, wenn ich in Indigo bin. Für einen kurzen Moment habe ich Sadie klar vor Augen, wie sie im Sonnenlicht steht. Sadie! Die Erinnerung an sie flutet mein Bewusstsein. Ihr weiches, warmes Fell, ihre braunen Augen, die aufmerksam mein Gesicht betrachten, um herauszufinden, was ich ihr sagen will. Liebe Sadie. Ich lasse meine Hände sinken. Was tue ich hier eigentlich? Ihre Augen flehen mich an, nach Hause zu kommen. Warum sollte ich stattdessen einen schleimigen Algenvorhang durchdringen?
    »Sapphire!«
    Faros ungeduldige Stimme dringt aus der Ferne zu mir herüber. Er ist einfach weitergeschwommen. Hat nicht auf mich gewartet. Ich darf nicht allein hierbleiben – doch weiter traue ich mich auch nicht. Schroffe Felsen, eisiges Wasser und düstere Schatten weisen mich ab. Du musst von hier verschwinden , sagt eine Stimme in meinem Kopf. Verschwinde, solange du es noch kannst.
    Plötzlich höre ich ein weiteres Geräusch. Es ist nur sehr leise, doch laut genug, um einen Anflug von Panik in mir auszulösen.
    Klack. Klack. Klack.
    Sofort habe ich das zugehörige Bild vor Augen. Doch Faro kann mir jetzt nicht helfen. Schau nicht zurück, Sapphire. Lass dich nicht von dem wunderschönen Gesicht betören, sonst fällst du der tödlichen Klaue zum Opfer.
    Klack. Klack. Klack.
    Das Geräusch wird lauter. Hektisch versuche ich, den grünen Vorhang zur Seite zu schieben, doch er scheint sich zu sträuben. Dann teilt er sich plötzlich und ich gleite hindurch.
    Ein mattes, dunkelgrünes Zwielicht umfängt mich. Ich blinzele, um meine Augen an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Dort, vielleicht hundert Meter vor mir, sehe ich Faro. Nahe am Meeresgrund springt der Felsen ein Stück zurück. Hinter dem herabhängenden Seetang muss sich ein verborgener Raum befinden.
    »Schnell, Sapphire, hier hinein!«
    Ich gleite nach vorn und erkenne im Felsen eine schmale Öffnung. Das muss der Beginn der Passage sein, die Faro gemeint hat. Die Öffnung ist gerade groß genug, dass ich mich hindurchquetschen kann. Schwimmen ist unmöglich. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen und uns da irgendwie hindurchziehen. Doch was ist, wenn wir stecken bleiben?
    »Beeil dich!«, raunt Faro mir aufgeregt zu. »Die werden vor den Algen hin und her schwimmen und uns suchen. Vermutlich werden sie uns nicht finden, weil sie ziemlich blöd sind, aber man weiß ja nie. Komm jetzt, ich gehe voran.«
    »Aber Faro …«
    »Es ist der einzige Weg. Komm jetzt! Sie können nicht in den Tunnel eindringen, weil ihre Klauen zu groß sind.«
    Seine Augen leuchten im Halbdunkel, als er meine Hand drückt. »Der Tunnel führt direkt zum Versammlungsraum. Vertrau mir, Sapphire.«
    Er schwimmt bis zur Felswand und greift mit beiden Händen um die Öffnung. Mit einer raschen, geschmeidigen Bewegung zieht er sich hindurch und ist verschwunden.
    Du hast leicht reden , denke ich ärgerlich. Du machst das ja nicht zum ersten Mal. Außerdem bist du ein Mer.
    Erneut beschleunigt sich mein Herzschlag. Ich habe Angst, aber ich schlucke die Angst hinunter. An einem Ort wie diesem kann man sich keine Schwäche erlauben. Faro hat gesagt, dass die Klauenkreaturen nicht in den Tunnel eindringen …
    Klack. Klack. Klack.
    Höre ich wirklich etwas? Hör auf, Sapphire. Denk nicht mehr an die Klaue.
    Faros Schwanzflosse ist verschwunden. Ich muss ihm folgen.
    Ich schwimme bis zum Eingang des Tunnels und spähe durch die enge Öffnung. Hier ist es fast stockdunkel. Meine Finger schimmern unheimlich.
    Tu es, Sapphire. Du hast keine Wahl.
    Ich taste nach der Öffnung. Meine Haare schlängeln sich vor meine

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