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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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beeilen, nach Hause zu kommen, damit Mum sich nicht ängstigt.
    Granny Carne hat gesagt, dass aus mir einmal eine richtige Mer werden könnte. Eines Tages werde ich vielleicht bemerken, dass sich mein Körper verändert, so wie sich bereits mein Bewusstsein verändert hat.
    Ich schaue an mir hinunter. Sehe meine Füße durch das Wasser gleiten. Ich verstehe, dass die Mer Zehen lächerlich finden, doch meine habe ich immer noch gern.
    »Also okay«, sagt Faro und dreht sich so rasch, dass seine Haare herumwirbeln und seine Schwanzflosse im Licht glitzert, das von der zehn Meter entfernten Oberfläche zu uns hinabdringt. »Wir beide und Conor. Und Elvira, um das Ganze ausgeglichen zu gestalten. Wir vier reisen also zusammen. Wir werden an den Verlorenen Inseln vorbeischwimmen und die erste der großen Strömungen nehmen.
    Ich habe schon viele Geschichten von denen gehört, die die große Reise bereits hinter sich haben. Manche sind unter Eisbergen hindurchgetaucht und Eisbären begegnet, deren Krallen so spitz waren wie die Angelhaken, mit denen ihr Menschen Fische aus dem Wasser zieht. Allerdings waren diese Krallen hundertmal gefährlicher. Sie können dir mit einer einzigen Bewegung den Rücken aufreißen, wenn du dich nur kurz umdrehst. Andere haben gegen Schwertwale gekämpft. Die Knochen derjenigen, die verloren haben, liegen jetzt auf dem Meeresgrund. Einige sind auch an Inseln vorbeigekommen, deren Bäume ihre Köpfe ins Wasser stecken. Dort leben wunderschöne Menschen, die mit ihrem Gesang versuchen, die Mer an Land zu locken.
    Es gibt Fische, die fliegen, und Fische, die wie ein Regenbogen gemustert sind; Fische, die auf dem Meeresgrund spazieren gehen, und Wale, von deren Größe wir uns hier keine Vorstellung machen können. Es gibt auch versunkene Städte, die einst an Land waren und zu Indigo kamen, lange bevor unsere Urururgroßeltern in Limina starben. Denk daran, Sapphire, wir werden zum Grund der Welt reisen.«
    Faros Augen leuchten vor Erregung. Er nimmt mich am Handgelenk. Ich erinnere mich daran, wie sich meine Finger bei meinem ersten Aufenthalt in Indigo in sein Handgelenk bohrten. Ich hatte solche Angst, dass ich gar nicht daran dachte, dass ich ihm wehtun könnte. Ich wusste nur, dass ich unter Wasser nicht atmen konnte. Doch dann hat sich Indigo mir geöffnet und hat mich eingelassen.
    Es gibt immer noch so vieles, das ich nicht weiß. Doch wenn ich mit Faro zusammen die große Reise mache, werden wir nachher alle gleich viel wissen. Faro und ich, Conor und Elvira.
    »Dann wirst du wirklich meine Schwester sein«, sagt Faro. »Wenn ich die große Reise hinter mir habe, wird sich niemand mehr zu sagen trauen, dass ich kein richtiger Mer bin.«
    »Niemand kann dir sagen, wer du bist«, entgegne ich hitzig. »Nicht Saldowr, nicht Ervys, niemand. Du bist der Einzige, der es wirklich weiß. Der Einzige, Faro.«
    Faro lacht. »Wie weise du bist«, entgegnet er spöttisch. »Saldowr wird dich an meiner Stelle zu seinem scolhyk machen.«
    Obwohl er lacht, sieht er ein wenig gequält aus. Faro hat noch nicht mal damit angefangen, sich mit seinem menschlichen Blut auseinanderzusetzen. Wie boshaft von Ervys, Faro wegen seines menschlichen Bluts zu verspotten. Als wäre er verflucht – oder verseucht. Vielleicht denken ja alle Mer so – ich hoffe nicht.
    Faro wedelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. »Hallo, kleine Schwester, wach auf«, sagt er. »Du bist zwar so weise, dass Saldowr dich bald um Rat fragen wird, aber kannst du solche Saltos machen wie ich?« Angetrieben von seiner Schwanzflosse überschlägt er sich so schnell, immer und immer wieder, dass sein Körper im schäumenden Wasser einen perfekten Kreis beschreibt, um den seine Haare fliegen.
    »Das ist nicht fair. Schließlich hast du eine Flosse«, bemerke ich, nachdem er sein Kunststück beendet hat. Faro sieht mich mit leuchtenden Augen und spöttisch gehobenen Brauen an.
    »Nein, Faro«, sage ich abwehrend. »Schau mich nicht so an. Das wird nicht passieren. Nie im Leben!«
    »Sag niemals nie«, murmelt Faro. »Wer würde glauben, dass Wasser einen Stein zu Sand zermahlen oder einen ganzen Felsen abschleifen kann? Sag niemals nie, kleine Schwester. Wer weiß, was die Zukunft bringen wird?«

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