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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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tun – und dich auf die Sitzung morgen vorbereiten. Du mußt es ganz allein bewältigen. Henry Seratard wartet nur darauf, daß du Fehler machst, er hofft darauf. Der Russe ebenfalls.
    Aber du bist derjenige, der den Befehl hat, und es ist deine Aufgabe, und vergiß nicht, daß du unbedingt ›Gesandter‹ werden wolltest – irgendwo, ganz gleich wo. Allerdings wollte ich das, aber auf Japan wäre ich nie gekommen! Verdammtes Außenministerium. In einer solchen Situation war ich noch nie; meine Erfahrungen habe ich ausschließlich in der Rußland-Abteilung in London und am Hof von St. Petersburg gemacht sowie im wundervollen Paris und in Monaco, ohne daß ich jemals ein Kriegsschiff oder ein Regiment zu Gesicht bekommen hätte…
    Marlowe sagte steif: »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, Sir, daß ich Ihnen meine Meinung über die Position des Admirals mitgeteilt habe.«
    »O nein, ganz und gar nicht.« Sir William war bemüht, seine Besorgnis zu unterdrücken: Ich werde versuchen, Krieg zu vermeiden, aber wenn es so sein soll, wird es so kommen. »Sie haben ganz recht, Mr. Marlowe, und es ist mir natürlich eine Ehre, Admiral Ketterer als Kommandeur zu haben«, ergänzte er und fühlte sich sofort wohler. »Unsere Meinungsverschiedenheit betraf das Protokoll. Ja, aber zugleich sollten wir die Japaner ermutigen, ihr Land zu industrialisieren und Schiffe zu bauen. Wir sollten sie ermutigen – wir sind nicht hier, um zu kolonialisieren, aber wir sollten sie ausbilden, Mr. Marlowe, nicht die Holländer oder die Franzosen. Ich danke Ihnen, daß Sie mich daran erinnert haben – je größer unser Einfluß ist, desto besser.« Er fühlte sich leichter. Es war selten, daß er so offen mit einem der tüchtigen Kapitäne sprechen konnte, und Marlowe fand er durchaus beeindruckend, hier wie in Kanagawa. »Verabscheuen alle Offiziere die Zivilisten und Kaufleute?«
    »Nein, Sir. Aber ich glaube, viele von uns verstehen sie nicht. Wir haben ein anderes Leben, andere Prioritäten. Es ist manchmal sehr schwierig für uns.« Marlowes Aufmerksamkeit konzentrierte sich fast ausschließlich auf den Admiral, der sich mit dem Captain auf der Brücke unterhielt, während sich alle in seiner Umgebung voll Unsicherheit seiner Nähe bewußt waren. Dann brach die Sonne durch die Wolken, und plötzlich wirkte der ganze Tag schöner. »In der Navy zu sein, das ist für mich… na ja, ich habe nie etwas anderes machen wollen.«
    »Und Ihre Familie ist eine Navy-Familie?«
    Umgehend antwortete Marlowe stolz: »Jawohl, Sir«, und hätte gern hinzugefügt, mein Vater ist Captain, gegenwärtig in der Home Fleet, genau wie sein Vater, der Flag Lieutenant bei Admiral Lord Collingwood auf der Royal Sovereign bei Trafalgar war, und meine Vorfahren waren alle in der Navy, seit sie überhaupt existiert. Und davor, so geht die Sage, haben sie Piratenschiffe gesegelt – von Dorset aus, daher stammt meine Familie, seit über vier Jahrhunderten wohnen wir dort im selben Haus. Aber er schwieg, denn seine Erziehung sagte ihm, daß es klingen würde wie Prahlerei. Statt dessen fügte er einfach hinzu: »Meine Familie stammt aus Dorset.«
    »Die meine aus dem Norden Englands, Northumberland, seit Generationen«, erklärte Sir William zerstreut, den Blick auf die näherkommende Landzunge, die Gedanken auf die Bakufu konzentriert. »Mein Vater starb, als ich noch jung war – er war Parlamentsmitglied, mit Geschäftsinteressen in Sunderland und London, und hat sich mit Ostseehandel und russischen Pelzen befaßt. Da meine Mutter Russin war, bin ich zweisprachig aufgewachsen, und das hat mir die erste Sprosse auf der Leiter des Foreign Office eingetragen. Sie war…« Gerade noch rechtzeitig unterbrach er sich, verwundert, daß er so viel von sich preisgegeben hatte. Er hatte noch hinzusetzen wollen, daß sie, seine Mutter, eine geborene Gräfin Swewa war, eine Cousine der Romanows und frühere Hofdame von Queen Victoria. Ich muß mich wirklich konzentrieren – als ob meine Familie und meine Herkunft die Leute hier etwas angingen. »Äh, was ist mit Ihnen, Tyrer?«
    »London, Sir. Mein Vater ist Anwalt, genau wie sein Vater.« Phillip Tyrer lachte. »Nachdem ich mein Studium an der Londoner Universität abgeschlossen hatte und ihm erklärte, ich wolle ins Foreign Office, hat ihn fast der Schlag getroffen! Und als ich mich um die Dolmetscherstelle in Japan bewarb, hat er behauptet, ich sei wahnsinnig.«
    »Vielleicht hatte er recht. Obwohl Sie erst knapp

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