Ein Leben als Geist (Romeo & Julian) (German Edition)
Kapitel 1
„Bist du dir da sicher?“ Julian starrte den Klumpen kalten, toten Fleischs vor sich an.
Romeo drehte sich zu ihm, d ie Augenbrauen erhoben und den Mund zu seinem typischen, geheimnisvollen Lächeln verzogen. „Klar. Warum denn nicht?“
„Naja, weil… Oh, ich weiß nicht so recht.“
„Ach, Jules. Sag nicht du hattest noch nie im Leben ein anständiges Filetsteak.“
„Doch, hatte ich.“
„Wo?“
Julian zog die Nase kraus als er versuchte, sich zu erinnern. „ Joe’s Steakhouse. Ja, das muss das beste gewesen sein.“
„ Joe’s Steakhouse?“ Romeos Augenbrauen waren noch immer erhoben, aber jegliche Belustigung war verschwunden. Stattdessen wirkte er beinahe angewidert. „In der Tat. Du hattest noch nie im Leben ein anständiges Filetsteak“, erklärte er und widmete sich erneut dem Fleisch.
Julian wollte gerade protestieren, doch als er seinen Liebhaber beobachtete wie der gewissenhaft das Fleisch schnitt und zurechtrückte, verstand er. Es ging überhaupt nicht ums Essen. Das Ganze war nur Romeos Art für Ablenkung zu sorgen, sie zu beschäftigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, über etwas Anderes zu reden als das Offensichtliche.
„Sei ein Schatz und schneid schon mal die Tomaten.“ Romeos sonst so schwacher Akzent wurde beim letzten Wort deutlicher, dem typischen Vokal. Er war bereits am Tag zuvor stärker geworden, während dieser schrecklichen Stunden am Nachmittag und Abend, als Romeo sein Bestes gegeben hatte um Julian über das Trauma hinweg zu helfen, sein Heim und einen nahestehenden Menschen verloren zu haben.
„Ja, natürlich. Messer?“ fragte Julian, bereit mitzuspielen.
„Oberste Schublade, links. Sei vorsichtig, es ist verdammt scharf.“
Die passende Antwort lag Julian schon auf der Zunge als er bemerkte, dass das Messer tatsächlich sehr scharf war. Es glitt durch die Tomate als sei sie Butter, und hinterließ sie in ordentlich geteilten Hälften. „Oha. Du hast nicht gelogen.“
„Ich sagte doch, ich lüge dich niemals an“, entgegnete Romeo sanft. Er war hinter Julian getreten und beugte sich vor um einen zärtlichen Kuss auf seinen Nacken zu drücken.
„Charmeur“, schalt Julian, drehte sich aber für einen richtigen Kuss um.
„Nee. Es stimmt.“
Zurückgelehnt sah Julian seinen Liebhaber einen Moment lang an und dachte nach. „Romeo?“
„Ja?“
„Wer bist du? Ich meine, wirklich. Und erzähl mir bitte nichts mehr von diesem ‚ich bin dein Berater‘ Mist, okay?“
„Oh, Jules.“ Romeo schüttelte seufzend den Kopf. „Du machst dir viel zu viele Gedanken.“
„Das ist nicht die Antwort auf meine Frage.“
Romeo sah ihn an, den Kopf geneigt und die Lippen leicht geöffnet. „Nein“, gab er zu. „Das ist es nicht. Du willst wissen, wer ich bin?“
„Ja.“
Romeo schlang seine Arme um Julians Hals und zog ihn näher bis sie sich mit der Stirn berührten. „Ich bin der Mann, der eine Menge riskiert um mit dir zusammen zu sein.“ Er küsste Julian mit sanftem Nachdruck. „Ich bin der Mann, der zu dir hält, egal was passiert.“ Er küsste Julian erneut, etwas drängender. „Aber vor allem bin ich der Mann, der dich liebt, Julian Harris. Vergiss das niemals.“
Seine Lippen waren weich und einladend, und sie verleiteten Julian dazu, seine Fragen zu vergessen, wie schon so oft zuvor. „Versuchst du etwa, mich abzulenken?“
Romeo grinste. „Funktioniert es?“
„Ich weiß nicht so recht. Küss mich nochmal, damit ich mir sicher sein kann.“
R omeo konnte fantastisch küssen und Julian konnte nicht anders als so zu reagieren, wie er es immer tat. „Lass uns ins Bett gehen“, flüsterte er.
„Ins Bett?“ Romeos Stimme hatte diesen Hauch von Heiserkeit der immer einen lustvollen Schauer durch Julians Körper jagte.
„Ja.“
„Und was ist mit dem Abendessen?“
„Wer will schon Abendessen wenn er dich haben kann?“
„Mmm, nett“, schnurrte Romeo. „Sollen wir’s gleich hier machen?“
„Hier? In der Küche?“
Romeos Augen glänzten vor Erregung. „Ja.“
„Okay. Zieh dich aus und ab auf den Tisch.“
Romeo lächelte verschmitzt aber er gehorchte und Julian nutzte die Gelegenheit, ihn unbemerkt zu beobachten. Romeo war in fantastischer Form, doch seine verletzte Schulter zwang ihn zu vorsichtigen Bewegungen. Der Verband würde wohl auch bald wieder gewechselt werden müssen.
„Tut es noch sehr weh?“ fragte Julian leise.
Romeo folgte Julians Blick und schüttelte dann den Kopf.
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