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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Licht erhellt wurden.
    Das Scheffing-Institut war eine quasi-öffentliche Körperschaft, die unter strenger Aufsicht der Regierung stand. Seine Direktoren wurden vom Kongreß bestellt, im Aufsichtsrat saß eine bestimmte Zahl Regierungsvertreter. Gebühren und Dienstleistungen unterstanden der Regierungsaufsicht. Tatsächlich war das Institut eine öffentliche Versorgungseinrichtung in Sachen Tod und Wiedergeburt. Aber es war keine Aktiengesellschaft, von der man Anteile erwerben konnte. Seine zahlreichen Sicherheiten und Rücklagen konnten nur von kommunalen und sonstigen öffentlichen Anstalten zu Investitionszwecken in Anspruch genommen werden. Der immense Profit des Instituts wurde zunächst in die Forschung gesteckt – nachdem die Einrichtung sich amortisiert hatte. So wichtig das Institut auch war, seine Existenz berührte nur am Rande das Leben des Großteils der neun Milliarden Erdbewohner. Lediglich eine Minderheit konnte die Kosten aufbringen, um sich vor der Vergessenheit zu bewahren. Allein die Registrierung verlangte schon einen stolzen Preis; auch die Gebühren für die Aufzeichnung einer Person, die jedesmal von neuem gezahlt werden mußten, waren nicht unbeträchtlich. Man erwartete von jedem, der sich hatte registrieren lassen, mindestens alle halbe Jahre eine neue Aufzeichnung. Das war allerdings keine Vorschrift. Die Kosten für die Transplantation eines Bewußtseins waren märchenhaft hoch – mehr als ein Durchschnittsbürger in seinem ganzen Leben verdienen konnte. Theoretisch konnte jeder, der reich genug war, über eine genügend stabile Persönlichkeit verfügte und erwachsen war, pro Jahr ein Bewußtsein in sich aufnehmen. Aber in der Praxis waren die meisten mit zwei oder drei Transplantationen zufrieden, falls sie überhaupt so viel Geld aufbringen konnten. Soweit Kaufmann wußte, hatte sich erst ein Mann mehr als neun Bewußtseine transplantieren lassen. Und obwohl er selbst sich unbegrenzt viele Bewußtseine leisten konnte, hatte er seit mehr als zehn Jahren kein neues mehr beantragt. Er fand seine jetzigen drei „Gäste“ völlig ausreichend und rechnete die Jugendsünde gar nicht mehr dazu, die wieder gelöscht worden war.
    Und es war auch alles andere als billig, eine Person wieder löschen zu lassen. Das Institut hatte schon sehr clever dafür gesorgt, bei jeder ihrer einzelnen Tätigkeiten einen Profit herauszuschlagen.
    Kaufmann folgte Santoliquido ins Vorzimmer zum großen Lagerkeller: einem langen, niedrigen Tunnel, dessen weit entfernt liegendes Ende von einer Panzertür abgeschlossen wurde, die in ihrer paranoiden Massivität schon fast komisch wirkte. In der glänzenden, weißen Decke befanden sich Öffnungen für Sensorschirme, auf denen unablässig Farben tanzten: ein blauer Strahl, ein grüner, ein türkisfarbener und ein hellgelber.
    „Was untersuchen sie denn?“ fragte Kaufmann.
    „Alles, was man sich nur vorstellen kann. Deine Blutgruppe wird aufgezeichnet, dein Gehirnwellenmuster, deine DNS/RNS-Muster und diverse andere Dinge, die zu vertraulich sind, als daß man sie erwähnen sollte. Falls du jemals hier durchlaufen solltest, um etwas zu stehlen, würde man dich schon wenige Minuten, nachdem du das Gebäude verlassen hast, festnehmen.“
    „Und was, wenn die Sensoren herausfinden würden, ich hätte einen viel zu schlechten Ruf, um eingelassen zu werden?“
    „Das wäre sicherlich unerfreulich für dich.“
    Kaufmann stellte sich in Gedanken vor, wie ein Druckband von der Decke sprang und ihn fesselte. Wirbelnde Klingen verarbeiteten ihn daraufhin zu Hackfleisch, und eine Falltür öffnete sich, um ihn in die Vorhölle zu verstoßen. Wieder zurück in der Realität entdeckte er, wie die Farbstrahlen verschwanden und die massive Tür sich mit feierlicher Schwerfälligkeit zu öffnen begann. Santoliquido nickte ihm zu, die beiden traten in die majestätische Hauptlagerhalle ein.
    Der Raum war etwa dreihundert Meter hoch und neunzig Meter von einer Wand zur anderen breit. Ganz oben an der Spitze, weit von seinem Kopf entfernt, sah Kaufmann eine Reihe von Lichtkugeln, die direkt in die Mauern eingelassen waren. Nur ein Bruchteil des Lichts erreichte die mittlere Ebene, wo die beiden Männer sich gerade befanden; in den darunterliegenden Ebenen herrschte stygische Dunkelheit. Im großen, offenen Mittelteil der Halle tanzten Staubkörner. Entlang den Wänden waren Leitern, Laufstege und ein Spinnenetz metallener Laufgänge angebracht. Kaufmann blickte über den

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