Novizin der Liebe
weiter.“
„Gunni!“
„Judhael?“
„Unser Gast scheint nicht ganz zu verstehen, dass er in ernsten Schwierigkeiten steckt. Sei so gut und mach es ihm begreiflich.“
Gunni krempelte sich die Ärmel hoch und ballte die Hand zur Faust. Cecily klammerte sich an Emma, und als der Angelsachse zum Schlag ausholte, zuckte sie zusammen und schloss die Augen.
„Du bist also Gunni?“ Adams Stimme, fast im Plauderton. „Der Schafhirte?“
Als Gunnis Faust mit dumpfem Knall in Adams Magengrube landete, riss Cecily die Augen auf. Sie sah noch, wie Adam sich mit einem Stöhnen krümmte. Das eine Ende des Jochs schlug auf den schlammigen Boden auf und zog Adam hinab auf die Knie. Cecily verspürte einen Stich im Herzen. Er sah unglaublich erschöpft aus. Wie viele Schläge hatte er schon oben auf dem Hügel einstecken müssen?
„Du bist Lufus Mann?“, keuchte Adam. Blut lief ihm in einem dünnen Rinnsal vom Haaransatz her über das Gesicht.
„Lufu?“ Gunni, der im Begriff gewesen war, ihm mit dem Stiefel in die Rippen zu treten, hielt mitten in der Bewegung inne. „Was ist mit Lufu?“
„Sie wird durchkommen“, ein abermaliges Keuchen, „glauben wir.“
Gunni packte Adam an seinem Gambeson und riss ihn hoch, samt Joch. „Was meint Ihr damit: Ihr glaubt , sie wird durchkommen?“
Adam wankte unter dem Gewicht des Jochs. „Le Blanc hier hat sie gefunden.“ Er machte eine Pause, um nach den richtigen Worten zu suchen. „Bei der kleinen … Hütte, so heißt das wohl. Deiner Hütte, wie man mir sagte. Sie war bewusstlos.“
„Lügner! Dreckiger Lügner!“
Adam schüttelte den Kopf. „Sie ist zusammengeschlagen worden und in viel schlimmerem Zustand als ich.“
Einen Ausdruck des Entsetzens auf dem Gesicht, ließ Gunni jählings von Adam ab und wandte sich um. „Judhael? Brun sagte, du seist in diese Richtung geritten. Hast du irgendetwas gesehen?“
„Nein.“
Gunni kniff die Augen zusammen. „Judhael, du würdest doch nicht …?“
„Natürlich nicht“, entgegnete Judhael pfeilschnell. „Der verfluchte Bretone war es!“
„Nein!“, platzte Cecily heraus. „Adam würde niemals etwas Derartiges tun! Aber du … diese Bisswunde … diese Bisswunde an deiner Hand …“ Über die Lichtung hinweg sah sie, wie Adams Mundwinkel sich hoben. Es war eine kaum merkliche Bewegung, doch Cecily nahm alles an ihm mit geschärfter Aufmerksamkeit wahr: die Blutergüsse in seinem Gesicht, die leere Schwertscheide, den Schlamm an seinen Stiefeln …
Judhael marschierte über die morastige Lichtung, stieß Emma mit dem Ellbogen beiseite und baute sich drohend vor Cecily auf. „Er ist ein Weichling, stimmt’s?“
„Ganz und gar nicht“, widersprach Cecily. Ihr lief es eiskalt den Rücken herunter, doch sie würde sich nicht von Judhael einschüchtern lassen! „Doch er ist auch nicht grausam. Adam hat Lufu von einem seiner Männer für ihre Faulheit bestrafen lassen, aber er hat sie nur an den Pranger gestellt. Niemals hätte er sie schlagen lassen. Keiner von ihnen hätte das getan. Du jedoch … deine Hand beweist, was du getan hast.“
Emma rang nach Luft, und Cecily bemerkte, dass Gunni nicht der Einzige war, der Judhael mit ungläubigem Entsetzen anstarrte. So wie Emma und Edmund sah gewiss auch sie selbst drein. Judhael war der Leibwächter ihres Vaters gewesen, doch er war nicht mehr der ehrbare Mann von einst. Er war zum Tyrannen geworden.
„Brun? Stigand?“ Edmund wies auf zwei der Männer am Lagerfeuer. „Ihr habt Judhael vorhin begleitet. Was habt ihr zu sagen?“ Voller Verlegenheit sahen die beiden zu Judhael hinüber und pressten die Lippen aufeinander. Sie würden ihn doch gewiss entlasten, wenn er nichts mit Lufus Misshandlung zu tun gehabt hätte? Ihr Schweigen sprach Bände. „Judhael?“ Edmunds Finger schlossen sich um den Griff seines Schwertes.
„Herrje, als ob ich so etwas tun würde! Ihr werdet doch sein Wort nicht über das meine stellen? Der verfluchte Bretone versucht, Zwietracht unter uns zu säen! Mach weiter, Gunni!“
„Er war es“, meldete Le Blanc sich zu Wort, den Blick fest auf Judhael gerichtet. „Ich … wie sagt man? … Ich habe ihn beobachtet.“
Gunni lief dunkelrot an. „Judhael, du Schuft!“ Ein schwerer Fausthieb traf Judhael im Gesicht und ließ ihn zu Boden gehen. Gunni richtete den Blick auf Adam. „In meiner Hütte, sagtet Ihr?“
„Ja.“
Gunni riss einem der Kundschafter die Zügel des Pferdes aus der Hand, schwang sich in den
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