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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    Der Einbruch
    Der alte Wurzelhändler spielte den Kavalier ausgezeichnet. Er schritt hoch aufgerichtet, die Sängerin am Arm, deren Wohnung zu.
    „Könntest eigentlich bei uns wohnen“, sagte Leni. „Ich glaub, Frau Salzmann hätt auch für dich ein Logis.“
    Die Wirtin war nämlich eher nach Hause gegangen, da sie auf Leni nicht zu warten brauchte, weil der Pate diese begleiten wollte.
    „Das kann ich nicht“, antwortete er. „Weißt, ich hab hier was zu tun, wobei ich am liebsten im Gasthof bleib. Da schaut niemand auf mich und ich kann kommen und gehen, ganz wie es mir beliebt.“
    „Das könntest bei uns auch.“
    „Nein, das ist –“
    Er hielt inne und blieb stehen.
    Auf der anderen Seite der Straße lag ein bekanntes Tanzetablissement. Alle Fenster desselben waren erleuchtet; das Tor stand weit offen, und die kostümierten Gestalten, welche den Flur belebten, ließen erraten, daß hier eine Maskerade, vielleicht ein Volksmaskenball abgehalten werde.
    „Siehst die beiden?“ fragte der Sepp.
    „Ja, der Krickel-Anton und der Baron von Stubbenau. Sie sind eben hinein.“
    „Das trifft sich gut. Denen muß ich nach!“
    „Warum?“
    „Wegen dem Baron bin ich auch mit hier. Ich muß wissen, was er tut.“
    „So willst da hinein?“
    „Ja. Darfst's mir nicht übelnehmen, wannst jetzt nun allein heim mußt.“
    „Das tu ich nicht. Ich bleib bei dir.“
    „Dirndl! Was fallt dir ein!“
    „Nix. Ich will schauen, was der Anton tut.“
    „Geht der dich denn noch was an?“
    „Nein. Aber ich will es ihm ins Gesicht sagen können, was für ein Kerl er ist.“
    „So komm!“
    „Wart noch! Wir sind doch noch ganz ohne Maskerade und Anzug.“
    „Vielleicht kann man das drin erhalten.“
    Der Sepp sah die beiden Genannten auf der Treppe verschwinden. Er trat mit Leni in den Flur und wendete sich an einen müßig dastehenden Herrn in Zivil, dem es ziemlich leicht anzusehen war, daß er sich in amtlicher Eigenschaft hier befand.
    „Herr, sind Sie vielleicht ein Sicherheitswachmann?“
    „Ja. Warum?“ antwortete der Gefragte.
    Sepp zog eine Medaille aus der Tasche, zeigte sie ihm und erkundigte sich:
    „Haben Sie die beiden Herren bemerkt, welche zuletzt hier eintraten?“
    „Ja. Interessieren Sie sich für dieselben?“
    „Ja. Ist Maskengarderobe hier zu bekommen?“
    „In der ersten Etage. Auch die beiden Herren, nach denen Sie fragen, werden sich welche da nehmen.“
    „Bitte, gehen Sie hinauf und melden Sie mir, was für Anzüge sie tragen, damit ich sie dann erkenne. Ich warte auf der Straße.“
    Der Wachmann begab sich hinauf, und Sepp ging mit seiner Begleiterin wieder hinaus. Nach ungefähr zehn Minuten kam der Polizist und meldete, daß die beiden Türkenanzüge angelegt hätten. Er beschrieb die letzteren so genau, daß eine Verwechslung gar nicht möglich war.
    „Befinden sie sich noch in der Garderobe?“
    „Nein. Soeben begaben sie sich in den Saal.“
    „So kommen auch wir hinauf, ohne von ihnen bemerkt zu werden.“
    Es war ein ganz bedeutender Vorrat von Maskenanzügen vorhanden. Sepp sowohl wie auch Leni nahmen Dominos. Die letztere band eine Halbmaske vor das Gesicht. Der Alte aber mußte wegen seines großen, charakteristischen Schnurrbartes, um von Anton nicht erkannt zu werden, eine vollständige Larve vorlegen.
    Dann begaben sie sich in den Saal.
    Sie erblickten die beiden Türken sofort. Diese standen noch in der Nähe der Tür und schienen jemand zu suchen. Anton war von dem Baron durch seine kräftigere Gestalt leicht zu unterscheiden. Er drehte sich zufällig nach der Tür um und erblickte Leni. Ihr frischer, üppiger Mund und die volle Gestalt, deren Formen selbst unter dem Domino zu erkennen waren, reizten ihn. Er trat herbei und fragte, auf die lange Gestalt des Sepp deutend:
    „Schöne Maske, ist das dein Geliebter?“
    „Nein“, antwortete sie mit der bei Maskeraden gebräuchlichen Fistelstimme, so daß er sie nicht erkennen konnte.
    „So geht er dich nichts an?“
    „Gar nichts.“
    „Dann biete ich dir meinen Schutz an.“
    „Taugt der etwas?“
    „Das will ich meinen!“
    „Ich traue den Türken nicht.“
    „Ich auch sonst nicht. Heut aber sind sie ganz brave Kerls. Gib mir deinen Arm! Komm!“
    Er legte ihren Arm in den seinigen und zog sie fort. Sie folgte ihm willig, und als Sepp das sah, unterließ er es natürlich, Einsprache zu erheben.
    Der sogenannte Baron folgte seinem Freund nicht. Er blieb stehen und musterte den

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