Nubila 02: Aufstand der Diener
reden. Ganz im Gegenteil. Sie redete mit jedem, der an dem Käfig vorbei ging, aber wenn man ihr anbot sie herauszulassen, dann lachte sie hysterisch und überzeugte einen schnell davon, dass sie dazu noch lange nicht dazu bereit war in Freiheit zu leben. Sie war wirklich eine eigenartige Person und Alexander wünschte inzwischen schon fast, er hätte sie niemals aus der Fabrik befreit.
Sie brachte Unruhe in die Gruppe und lenkte alle von ihren Aufgaben ab. Wann immer sie dazu gezwungen waren, das Lager zu wechseln, wehrte Anabell sich mehr gegen die Fesseln als jeder andere junge Diener. Es war, als wolle sie die Phase der Vernunft gar nicht erreichen, sondern würde es regelrecht genießen verrückt zu sein.
„Anabell ist bei weitem der schlimmste Neuzugang, den wir bisher hatten“, klagte er Thabea sein Leid. „Sie bringt nichts als Probleme mit sich. Gott sei Dank hat sie kein Gift, denn so oft, wie sie schon jemanden gebissen hat, würde sie innerhalb kürzester Zeit alle hier umbringen.“
Thabea lächelte nachsichtig.
„Sie ist verrückt, das stimmt“, bestätigte sie. „Aber ich mag sie trotzdem. Sie hat ein starkes Herz und eine interessante Gabe. Möglicherweise wird uns das später noch nützlich sein.“
„Ich finde trotzdem, dass sie schwieriger zu handhaben ist als jeder andere Diener, den wir bisher befreit haben.“
„Es kann sich ja nicht jeder so perfekt eingliedern, wie dein neuer Sonnenschein“, mischte Gadha sich ein und blickte demonstrativ in Kathleens Richtung, die sich gerade mit Anabell unterhielt.
Alexander folgte ihrem Blick und schüttelte dann den Kopf.
„Was hast du nur gegen Kathleen?“, fragte er irritiert. „Sie hat uns doch bisher wirklich noch keine Probleme gemacht. Sie ist noch nicht lange ein Kaltblüter, wurde erst vor kurzem von ihrem Herrn getrennt und verhält sich trotzdem vorbildlich.“
„Eifersüchtig ist sie“, bemerkte Thabea. „So einfach ist das.“
Gadha wurde rot und fing an bedrohlich zu knurren.
„Rede nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast“, keifte sie und drehte sich dann abrupt um.
Als sie außer Hörweite war, wandte Alexander sich wieder Thabea zu.
„Eifersüchtig? Worauf denn?“
Thabea lächelte wissend.
„Du musst doch wissen, was Gadha für dich empfindet, Alexander. Du bist ein sehr guter Anführer, aber offensichtlich blind, wenn es um die Gefühle einer Frau geht. Sie würde sich nichts mehr wünschen, als sich mit dir zu verbinden.“
Alexander verzog abschätzig den Mund. Er bezweifelte sehr, dass Thabea mit ihrer Einschätzung recht hatte. Ghada hatte bisher kein einziges Mal ein nettes Wort für ihn übrig gehabt. Im Gegenteil. Sie war egoistisch und selbstgerecht, interessierte sich nicht für die Neuankömmlinge und bildete sich viel zu viel auf ihr hübsches Gesicht ein. Falls sie wirklich Gefühle für ihn hegte, dann konnte sie das verdammt gut verstecken.
„Wir würden gar nicht zusammenpassen“, sagte Alexander, ohne es weiter zu begründen.
Thabea nickte.
„Und meinst du, dass Kathleen vielleicht besser zu dir passen würde?“
Alexander fühlte sich ertappt. In der Zeit, die Kathleen nun zur Truppe gehörte, hatte er nur selten die Zeit gefunden, sich alleine mit ihr zu unterhalten. Doch er hatte sehr schnell gemerkt, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten.
Alexander wünschte sich schon lange die Verantwortung über die Truppe mit jemandem teilen zu können. Er hatte eigentlich nie ein Anführer sein wollen. Die Verantwortung war ihm zugeflogen und lastete seither auf ihm, wie ein schweres Gewicht.
Er war eigentlich immer zufrieden mit seinem Dasein gewesen. Als Heiler hatte er seit jeher viele Privilegien genossen, die den anderen nicht zuteilwurden, und es hatte ihn nie gestört unter der Herrschaft der Warmblüter zu leben. Sein Herr war sehr nachsichtig und gerecht gewesen. Da er keine Familie besaß, hatte er Alexander häufig die Verantwortung für die Dienerschaft übertragen, wenn er auf Reisen ging. Nur in seinen Schlafphasen hatte ein entfernt verwandter Mann seinen Platz übernommen.
Doch als Alexanders Herr vor einigen Monaten bei einer Jagd auf die Wilden verstorben war, musste die gesamte Dienerschaft auf einmal ohne Führung klarkommen. Sie fühlten sich absolut verloren und wandten sich in ihrer Not an Alexander, den ältesten und erfahrensten unter ihnen.
Das Naheliegendste wäre gewesen, beim Herrenhaus zu bleiben und darauf zu warten, dass die Warmblüter den Tod
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