Null
entlanghinkte, achtete er sehr darauf, im
Jetzt
zu bleiben; wenn er in dieser Situation ins
Immer
eintauchte und die Auswirkungen sah, die jeder seiner Schritte auf die vielen Menschen um ihn herum haben würde, verließ ihn womöglich der Mut.
Als er im zwölften Stock des Chrysler Building ankam, trat ihm ein schlanker Mann entgegen, der eine konservativ gemusterte dunkelrote Krawatte trug.
«Mr. Caine?»
«Ja», sagte Caine.
«Hallo, ich bin Marcus Gavin», sagte der Rechtsanwalt und streckte die Hand aus. «Vielen Dank, dass Sie heute gekommen sind. Wenn Sie mir bitte folgen würden; ich habe aufregende Neuigkeiten für Sie.»
Gavin hatte kaum die Tür seines Büros geschlossen, da zog er ein dünnes Stück Papier aus einer Mappe hervor, das er so vorsichtig behandelte, als könnte es jede Sekunde zu Staub zerfallen. Zunächst schien er es Caine reichen zu wollen, dann jedoch überlegte er es sich anders und legte das Schriftstück vorsichtig wieder hin.
«Kann ich Ihnen ein Glas Wasser bringen lassen oder vielleicht eine Tasse Kaffee?» Der Rechtsanwalt schien Zeit schinden zu wollen.
«Sehr freundlich, aber danke, nein.»
«Äh, ja», sagte Gavin und räusperte sich. «Sie möchten sicher erfahren, worum es geht.»
«Ja», log Caine. Er wusste bereits Bescheid, hielt es aber für unkomplizierter, Unwissenheit vorzutäuschen.
«Nun … es kommt mir alles sehr unwirklich vor.» Gavin tippte nervös mit einem Kugelschreiber auf die Tischplatte. «Mr. Caine, ich darf wohl davon ausgehen, dass Thomas DaSouza und Sie gute Freunde waren?»
«Ja», antwortete Caine, «wenngleich wir uns in den letzten Jahren nur selten gesehen haben.»
«Im Ernst? Nun, dann ist alles noch merkwürdiger, als ich gedacht habe.» Gavin nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Als er wieder zu reden begann, klang seine Stimme weicher. «Ich bin mir nicht sicher, ob Sie wissen, dass Mr. DaSouza vor ungefähr einer Woche bei einem Unfall schwer verletzt worden ist. Er befindet sich gegenwärtig im Albert Einstein Medical Center. Obwohl die Ärzte alles getan haben, was in ihrer Macht stand, sieht es mehr als schlecht für ihn aus. Mr. DaSouza ist hirntot und hat keine Genesungschancen mehr. Es tut mir Leid.»
Caine schloss einen Moment lang die Augen. Die Tatsache, dass er über Tommy schon Bescheid gewusst hatte, machte es nicht einfacher.
«Sie fragen sich wahrscheinlich, warum ich Sie hierher gebeten habe», fuhr Gavin fort. Er klang jetzt nicht mehr nervös; seine Stimme vibrierte vor Erregung. Offensichtlich waren die schlechten Neuigkeiten abgehakt, und nun war es Zeit zum Feiern. «Was ich hier habe» – Gavin nahm vorsichtig das heilige Stück Papier hoch –, «ist Mr. DaSouzas letzter Wille. Der Zettel wurde an seiner Kühlschranktür gefunden.»
Er händigte Caine das Testament aus. Caine überflog es kurz und gab es dann Gavin zurück.
«Mr. DaSouza ernennt Sie darin zu seinem Nachlassverwalter und Erben», fuhr Gavin fort und starrte Caine an, «seinen Lottogewinn in Höhe von über 240 Millionen Dollar eingeschlossen. Das Geld wird in einer Stiftung bleiben, solange Sie nicht beschließen …» – Gavin senkte die Stimme –, «Mr. DaSouzas Maschinen abschalten zu lassen.»
Er wartete einen Moment, um das Gesagte sacken zu lassen, dann fuhr er fort: «Da er keinerlei lebende Angehörige hat, steht das Recht auf diese Entscheidung allein Ihnen zu.»
«Und wenn ich nicht will?», fragte Caine.
«Wenn Sie was nicht wollen? Diese Entscheidung treffen?»
«Nein. Wenn ich nicht will, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen beendet werden – was dann?»
«Nun … wenn Sie das nicht wollen … dann werden die Zinserträge aus seiner Stiftung seine medizinische Versorgung bis auf weiteres sicherstellen … bis in alle Ewigkeit vermutlich. Ja, und Sie erhalten ein Jahresgehalt in Höhe von 100 000 Dollar für die Beaufsichtigung der Stiftungstätigkeit.»
«Beaufsichtigung?», fragte Caine.
«Nun, sein Testament legt fest, dass sein Geld im Fall seiner Geschäftsunfähigkeit in eine wohltätige Stiftung fließen soll mit dem Ziel … ich zitiere, ‹das Leben der Menschen zu verbessern›. Als Verwalter wird Ihnen die Entscheidung obliegen, wie die jährlichen Erlöse aus dieser Stiftung zu verteilen sind. Da jedoch keine Hoffnung auf Mr. DaSouzas Genesung besteht, können Sie nach seinem … Hinscheiden die Stiftung auch auflösen und mit dem Geld
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