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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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schließlich in die Menschentraube drängelte, die vor dem Twi-Fly anstand. Sie nahm noch einen letzten Zug aus ihrer Zigarette und trat sie dann unter dem Absatz aus, mit einem Anflug von Bedauern darüber, dass sie ihre tägliche Nikotinration nicht bis zum Ende auskosten konnte.
    Da Nava mit ihrer schlanken, sportlichen Gestalt, dem langen, braunen Haar und ihrem olivfarbenen Teint umwerfend aussah, gelang es ihr mit Leichtigkeit, sich zu dem blondierten Türsteher vorzudrängeln. Sie schenkte ihm ein Lächeln und drückte ihm einen Hundertdollarscheinin die Hand. Ohne ein Wort zu sagen, löste er die Samtkordel vor der Tür und geleitete sie hinein.
    Über einen dunklen, verspiegelten Gang gelangte sie in einen Raum von der Größe eines Flugzeughangars. Der Technobeat und die pulsierenden Lichter überwältigten ihre Sinne. Ihr war klar, dass es hier schwieriger sein würde, ihren zweiten Beschatter zu erkennen, aber dafür war es hier auch schwieriger,
sie
zu beschatten.
    Mit dem Rücken an einer Wand aus Strobolights stehend, behielt Nava den Eingang im Blick. Gut zehn Minuten später kam eine Rothaarige mit Alabasterteint herein. Zwar hatte sich die Frau in eine Schar von Partygirls gedrängt, aber an ihrer Kleidung und ihrem Make-up sah man, dass sie nicht dazugehörte. Als die anderen Frauen auf die Tanzfläche strömten, blieb sie denn auch zurück, lehnte sich betont lässig an den Tresen und ließ den Blick durch den Raum schweifen.
    Nava wartete noch fünf Minuten lang, um zu sehen, ob nach der Rothaarigen noch jemand Verdächtiges den Raum betreten würde, aber es kam niemand. Ihr war klar, dass ihr womöglich noch weitere Agenten folgten, aber ihr Bauch sagte ihr, dass es nur die Rothaarige und der Obdachlose waren. Nava beobachtete die Frau und überlegte, was sie nun tun sollte.
    Nava glaubte nicht, dass sie vorhatten, sie zu töten. Wenn man sie umbringen wollte, hätte man eher einen Scharfschützen auf sie angesetzt, statt ihr durch die Stadt zu folgen. Es sei denn, sie wollten es wie einen Unfall aussehen lassen. Nava hatte selbst schon Menschen auf diese Weise ums Leben gebracht – hatte bis zum allerletzten Moment gewartet und jemanden dann vor einen heranrasenden Bus oder Laster geschubst. Aber das war unwahrscheinlich. Vermutlich hatten sie es nur darauf abgesehen,ein Treffen oder eine Übergabe mitzubekommen. Entweder das, oder sie wollten sehen, mit wem sie zusammenarbeitete.
    Nava fand, es sei nun Zeit. Wenn es tatsächlich Killer waren, wollte sie agieren, nicht reagieren. Alle Muskeln angespannt, ging sie entschlossenen Schritts in Richtung Tresen. Als sie sicher war, dass die Rothaarige sie entdeckt hatte, eilte Nava zum Ausgang. Draußen an der kalten Nachtluft überquerte sie die Straße und ging auf den großen Schwarzen zu.
    Er war der Rothaarigen zwar körperlich überlegen, aber Nava wollte das Überraschungsmoment für sich nutzen. Während
er
Nava unterschätzen würde, wäre die Rothaarige auf eine Auseinandersetzung vorbereitet gewesen. Nava ging in fünf Meter Entfernung an ihm vorbei, dann weiter die 7th Avenue hinab und hielt dabei nach einem Ort Ausschau, der etwas Deckung bot.
    Sie musste den Mann stellen, wenn seine Partnerin außer Sicht war. Die U-Bahn -Station 23rd Street war die nahe liegende Wahl. Sie beschleunigte ihre Schritte, in der Hoffnung, dass nur der Mann versuchen würde, ihr auf den Fersen zu bleiben, und die Frau sich ein wenig im Hintergrund halten würde. Zielstrebig ging Nava zu der Treppe, die in den Bauch der Stadt führte, und schritt dann, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinab.
    Im Untergeschoss angelangt, bog sie um die Ecke und drängte sich an eine Wand. Sie zog den Totschläger aus ihrem Rucksack. Er enthielt in einer dicken Lederhülle ein zweihundert Gramm schweres Bleigewicht und eine stählerne Spirale. Einfach, aber wirksam. Sie winkelte den Ellbogen an und zog den Arm zurück, um beim Schlag ein wenig ausholen zu können.
    Nur Augenblicke später hörte sie die Schuhe des Mannesdie Treppe herabtrappeln. Den Blick auf den Boden gerichtet, verfolgte sie, wie sich sein langer Schatten näherte. Nava wartete nicht ab, bis er um die Ecke bog. Sie wirbelte aus ihrem Versteck hervor, packte ihn mit der Linken an der Gurgel und briet ihm mit der Rechten den Totschläger über den Schädel. Er grunzte vor Schmerz und riss einen Arm hoch, um seinen Kopf abzuschirmen. Nava ergriff sein Handgelenk und riss es herum, bis sie ihm fast die Knochen

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