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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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brach.
    Mit einer Hand immer noch sein Handgelenk haltend, ließ sie den Totschläger fallen, zog die Waffe des Mannes aus seinem Schulterholster unter dem Poncho, entsicherte sie, drückte ihm die Mündung an den Hals und zwang ihn so, sich an die Wand zu stellen.
    «Für wen arbeiten Sie?»
    Die Blicke des Mannes schossen zu der Waffe hinab und dann wieder zurück zu Nava, so als könnte er überhaupt nicht begreifen, wie das hatte passieren können.
    «Ihre Partnerin wird in dreißig Sekunden hier sein. Ich kann Sie nicht beide in Schach halten, also wenn Sie jetzt nicht anfangen zu reden, erschieße ich Sie und hole mir die Informationen dann von ihr.» Nava zuckte mit keiner Wimper. «Ich gebe Ihnen zehn Sekunden. Neun. Acht. Sieben   –»
    «Mein Gott», ächzte er, «ich bin bei der Agency, genau wie Sie, und das ist nur eine Routine-Observierung! Meine Brieftasche steckt vorne im Poncho, schauen Sie doch nach!»
    Als er damit herausplatzte, wusste Nava sofort, dass er nicht log, aber dennoch musste sie sichergehen. Sie drückte ihm die Mündung fester an den Hals und tastete nach seiner Brieftasche. Wie die meisten Agenten hatte er zwei. Die in der linken Tasche enthielt einen ganz normalenFührerschein, die in der rechten hingegen einen Dienstausweis der CIA – Agent Leon Wright. Nava atmete aus und trat einen Schritt zurück.
    Wright sackte an der Wand in sich zusammen und hielt sich vorsichtig das verstauchte Handgelenk. In diesem Moment hörte Nava den Widerhall der Schuhe seiner Partnerin, die die Treppe hinabrannte. Nava nickte Wright zu, und er rief: «Ich bin enttarnt, Sarah! Ganz ruhig!»
    Nava schritt hinter der Ecke hervor, mit erhobenen Händen, Wrights Waffe zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, um seine Partnerin nicht zu erschrecken. Der Rothaarigen waren Erstaunen, Enttäuschung und Wut anzusehen, ehe sie einen maskenhaft professionellen Blick aufsetzte. Als Sarah Wright erblickte, stieß sie einen leisen Pfiff aus. An seiner Handkante hatte sich bereits eine purpurrote Beule von der Größe einer Flipperkugel gebildet.
    «Ich bin bereit, diesen Zwischenfall zu vergessen, wenn Sie mich meinen nächtlichen Spaziergang ungehindert fortsetzen lassen», sagte Nava.
    Sarah wollte protestieren, aber Wright schnitt ihr das Wort ab.
    «Einverstanden», sagte er, und nur an seinen verzerrten Mundwinkeln sah man, dass er Schmerzen litt. Nava sicherte Wrights Waffe und warf sie Sarah zusammen mit dem Dienstausweis zu.
    «Dann wünsche ich noch eine angenehme Nacht», sagte Nava.
    Ohne sich noch einmal umzusehen, ging sie die Treppe hinauf. Ihr zitterten die Hände. Um ein Haar hätte sie ihn umgebracht. O Gott. Sie ließ wirklich nach. Früher hatte sie die Absichten eines Agentenkollegen allein anhand seines Gangs erkennen können, doch in letzter Zeit fühltesie sich ausgebrannt. Nava sah sich um, fragte sich mit einem Mal, ob das Ganze ein Trick gewesen sei. Aber da war niemand. Sie war allein.
    Nava wusste, wenn man sie observierte, bedeutete das noch nicht, dass staatliche Stellen der USA sie des Landesverrats verdächtigten. Wenn dem so wäre, hätten die beiden Agenten sie nicht so einfach davonkommen lassen. Das war doch paranoid. Es war genau so, wie Wright gesagt hatte: eine routinemäßige Observierung, wie sie von Zeit zu Zeit bei allen Agenten durchgeführt wurde, um sicherzustellen, dass sie alle noch ganz koscher waren.
    Dennoch ging Nava noch dreimal um den Block, nur für alle Fälle. Dann öffnete sie mit dem Schlüssel, den ihre Kontaktperson ihr am Abend zuvor kommentarlos in die Tasche gesteckt hatte, die Eingangstür eines schäbigen Mietshauses. Drinnen stieg sie zum Treppenabsatz in der zweiten Etage hoch und zog ihre Waffe, eine Glock 9mm. Langsam atmete sie aus, fühlte sich mit der schweren Waffe in der Hand schon viel wohler. Sie richtete die Pistole auf die Haustür und wartete geschlagene fünf Minuten lang, um sicherzugehen, dass ihr niemand gefolgt war.
    Es kam niemand.
    Zufrieden ging sie die übrigen drei Treppen zu der leer stehenden Wohnung hinauf, steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte den Türknauf. Mit einer Hand schob sie die Tür weit auf, und mit der anderen schwenkte sie die Waffe einmal von links nach rechts. Der zierliche Koreaner, der auf dem einzigen Stuhl des Zimmers saß, regte sich kaum. Sein glatt rasiertes, breites Gesicht war ausdruckslos. Nava betrat den Raum und sah sich schnell um, um sich zu vergewissern, dass sie alleine

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