Nur dieses eine Mal
das Reserverad aus der Vertiefung im Kofferraumboden und begab sich eifrig daran, den Reifen zu wechseln. Währenddessen prasselte der Regen auf sie herunter, durchnässte sie bis auf die Unterwäsche und sie brach sich zu allem Überfluss drei Fingernägel ab.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie endlich fertig. Wutentbrannt verstaute sie das defekte Rad und das Werkzeug und öffnete die hintere Tür ihres Wagens, um Loki und Vicky wieder in den Kofferraum zu verfrachten.
Im gleichen Augenblick erbrach Loki, der inzwischen die Tüte mit den Hundekeksen in ihrem Rucksack geplündert hatte, sich auf Cadys Schuhe. Mit hängenden Ohren und in geduckter Haltung hockte der Rüde auf dem Rücksitz und beobachtete sie scheinbar schuldbewusst. Einen Moment lang war sie versucht, sich einfach auf den Asphalt zu setzen und eine weitere Runde zu heulen.
Dieser Tag war eine einzige Katastrophe!
Stattdessen hatte sie die Hunde kurz an den Seitenstreifen geführt, sich erleichtern lassen und sie wieder in den Kofferraum gesperrt.
Mit Unmengen an Papiertaschentüchern hatte Cady schließlich ihre Schuhe gesäubert, den Blick in den Spiegel tunlichst vermieden und ihren Weg fortgesetzt.
Es war später Nachmittag, bis sie endlich eintraf und der Erfolg ihrer Bemühungen, die Spuren ihrer Odyssee zu beseitigen, war eher mäßig. Rasch entfernte sie die letzten, dunklen Schlieren verschmierter Wimperntusche, fuhr mit den Fingern durch das feuchte Haar und band es im Nacken zu einem Zopf.
Sie verzog das Gesicht, als dieser sich klamm und kühl an ihre Haut legte. Frustriert warf sie einen Blick auf ihr ramponiertes Outfit. Zeit zum Umziehen war ihr nicht geblieben. Die letzte Stunde war sie durchgefahren, ohne anzuhalten. Sie hielt auch nicht, als sie hörte, wie Loki sich den Rest der Hundekekse im Kofferraum noch mal durch den Kopf gehen ließ und Vicky sich an die Vernichtung der halb verdauten Leckereien machte. Cady kämpfte mühsam gegen das daraufhin einsetzende Gefühl von Übelkeit in ihrem Magen.
Vor einer halben Stunde war Caramel erwacht und tauchte seither das Innere des Fahrzeuges in ein Crescendo aus empörten, schrillen Misstönen. Seufzend zog Cady den Schlüssel ab und hängte sich ihre Handtasche über die Brust.
Keine fünf Minuten später stand sie, zwei Hundeleinen in der linken Hand und in der Rechten den Katzenkorb, vor der weiß lackierten Haustür der noblen Strandvilla, vor der sie ihren Wagen geparkt hatte.
Sie sah sich einen Moment lang um.
Geld regiert die Welt
, schoss es ihr durch den Kopf.
Hier war es unübersehbar. Die hell verputzte Villa strahlte Luxus und Eleganz aus, ohne dass es überladen wirkte. Durch die blank polierten Butzenglasscheiben konnte sie einen verschwommenen Blick in den komfortabel eingerichteten Empfangsbereich erhaschen.
Direkt am Strand gelegen bot sich den Bewohnern wahrscheinlich ein grandioser Ausblick auf malerische Sonnenauf- und Sonnenuntergänge. Weißer Sand und Palmen, azurblaues Meer und ein weiter, offener Himmel - die perfekte Urlaubskulisse. Selbst am späten Nachmittag schien die Sonne noch auf sie herunter.
Hier hatte es ganz offensichtlich nicht geregnet.
Cady seufzte.
Vielleicht könnte sie ein paar schöne Fotos knipsen. Den Moment festhalten und das Beste daraus machen. Dem Aufenthalt selbst sah sie ohnehin mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen.
Caramel gab ein lang gezogenes Maunzen von sich. Mit einem weiteren Aufseufzen drückte Cady auf den Klingelknopf.
Einen Augenblick später erkannte sie durch das gewölbte Glas die schemenhafte Gestalt eines groß gewachsenen Menschen. Offensichtlich ein Mann. Er schien für einen Moment innezuhalten, ehe er zu ihr hinüber kam. Erst kurz vor dem Eingang wurden die Konturen unwesentlich schärfer.
Die Tür öffnete sich schwungvoll und Cady sah sich plötzlich dem lebendig gewordenen Domènico Álvarez gegenüber. Sprachlos und mit geöffnetem Mund starrte sie ihn an.
„Kann ich Ihnen helfen?“, wollte Aléjandro wissen. Interessiert ließ er seinen Blick über die junge Frau wandern, die ihm gegenüberstand.
Sie sah aus, als hätte ihr jemand erst vor wenigen Stunden einen gigantischen Kübel Wasser über den Kopf gekippt. Die klamme Kleidung klebte an ihrem Körper und das feuchte Haar hatte sie zu einem behelfsmäßigen Zopf im Nacken gebunden. Sie bot einen befremdlichen Anblick.
Hübsch, doch ziemlich absonderlich.
Die weiße Bluse, die sie trug, gab nur deshalb nicht mehr
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