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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Ehrenrettung meiner Gäste: Nur weil viele nicht reiten können, sind sie noch lange keine Idioten.«
    »So empfindlich am frühen Morgen?«
    »So gerechtigkeitsliebend.«
    »Treibst du dich häufiger um diese Uhrzeit in meinem Garten herum?«
    »Nur wenn ich mit dir dein Fünfjähriges feiern will und mir die Zeit vertreiben muss, bis du endlich auftauchst.«
    »Du hast daran gedacht!«, quietschte ich vor Freude und umarmte ihn so stürmisch, dass wir Sekunden später im Gras lagen.
    »Hilfe!«
    Ich knuffte ihn in die Seite. »Stell dich nicht so an.«
    »Ich stelle mich nicht an, ich fühle mich überwältigt und hoffe, du kommst nicht auf dumme Gedanken.« Ostentativ langsam ließ er seinen Blick an meinem Körper hinabgleiten.
    »Freunde vernasche ich grundsätzlich nicht.«
    Mit einer übertriebenen Geste fasste er sich ans Herz. »Da bin ich aber beruhigt.«
    Ich drehte mich auf den Rücken und kuschelte mich an ihn. »Christian, weißt du was?«
    »Hm?«
    »Ich bin glücklich heute.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Ich meine diesen Tag.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Wollen wir zusammen frühstücken?«
    »Deshalb bin ich hier.«
    Ich sah ihn ernst an. »Habe ich dir schon mal gesagt, dass ich froh bin, dass es dich gibt?«
    »Nein. Bis zu diesem Augenblick war ich stets gezwungen, mir so etwas Ähnliches zusammenzureimen.« Er strich mir eine Locke aus der Stirn. »Woher dieser plötzliche Mut? Hast du keine Angst, ich könnte das als Aufforderung verstehen und über dich herfallen?«
    Bevor mir sein Blick zu nahe kam, knallte ich tief in meinem Inneren eine Tür zu und schob den Riegel vor. »Diese Angst hätte ich nur, wenn wir allein wären. Aber schau dich mal um.« Dutzende Nacktschnecken waren aus der umgefallenen Blechdose gekrochen und verteilten sich im Gras.
    Fast gleichzeitig sprangen wir auf. Verstohlen sah ich in sein Gesicht, das mir in den vergangenen fünf Jahren so vertraut geworden war. Und nicht zum ersten Mal sehnte ich mir die Hand herbei, die sich einmal nach mir ausgestreckt und die ich so unmissverständlich abgewehrt hatte.
    Ich trat einen Schritt zurück, um den Bann zu brechen. »Worauf hast du Appetit?«
    In seinen Augen blitzte etwas auf, das einem Appetit ähnelte, der nicht im Entferntesten mit den möglichen Bestandteilen eines Frühstücks zu tun hatte. »Ich habe die Hotelküche geplündert«, antwortete er rau. »Es ist alles noch im Auto.« »Dann mache ich uns einen Kaffee.«
    Ich hatte gerade erst Wasser in die Maschine gefüllt, als er zurückkehrte. Aus einem Korb holte er frische Brötchen und zwei Schüsseln mit Rührei und Obstsalat.
    Während er alles auf Teller verteilte, beobachtete ich ihn von der Seite. Sein von regelmäßigem Sport durchtrainierter Körper täuschte darüber hinweg, dass er häufig zwölf Stunden in seinem Hotel arbeitete. Einmal mehr wurde mir bewusst, was diesen Mann so attraktiv machte. Sein Gesicht lebte durch seine Asymmetrie, seine Sensibilität und sein beredtes Mienenspiel.
    »Viele Männer in deinem Alter sind verheiratet und haben Kinder«, überlegte ich laut.
    »Falls du damit andeuten willst, ich liefe Gefahr sitzenzubleiben, kann ich dich beruhigen: Mit dreiunddreißig liegt dieses Risiko in etwa bei Null. Für einen Mann wohlgemerkt. Als Frau mit vierunddreißig sieht es da allerdings ganz anders aus.« Mit einem Zeigefinger hob er mein Kinn und betrachtete mich kritisch. »Und dein Aussehen macht die Sache - oder sollte ich besser sagen: die Suche? - nicht einfacher. Mit braunen, noch dazu kurzen Locken, einer Stupsnase und Wangenknochen, die unter leichten Pausbäckchen verschwinden, liegst du nicht gerade im Trend.«
    »Glaubst du etwa, deine Straßenköterhaarfarbe und die Geheimratsecken, die ohne Zweifel irgendwann in einer Glatze enden werden, machen dich attraktiver?«
    »Zumindest schaden sie meiner Attraktivität nicht«, antwortete er nach kurzem Zögern.
    »Täusche ich mich, oder ist deinem Tonfall ein versteckter Tadel zu entnehmen?«
    »Das Wort Tadel hätte ich jetzt nicht unbedingt gewählt ...«
    »Spielst du wieder auf mein Liebesleben an?«
    »Wenn ich überhaupt auf etwas anspiele, dann auf deine One Night-Affairs, die mit Liebe rein gar nichts zu tun haben. Du willst Macht über diese Männer haben, mehr nicht.«
    »Ach!«, gab ich schneidend zurück und wandte mich mit der Kanne in der Hand zu ihm um, wobei ein Teil des Kaffees auf dem Fußboden landete. »Um Macht geht es dabei? Ich dachte immer,

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