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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Augen, und ich lehne mich schnell in meinem Sitz zurück und tue so, als würde ich mich auf den Monitor vor mir konzentrieren, auch wenn ich keine Ohrenstöpsel anhabe. Eines muss man El Al Israel Airlines lassen – in der Rückenlehne eines jeden Sitzes ist ein Bildschirm eingelassen, was, wie ich finde, an ein Wunder grenzt.
    »Ich glaube, es wird dir dort gefallen«, sagt Ron. »Obwohl ich seit siebzehn Jahren in Amerika lebe, wird Israel immer ein Teil von mir sein.«
    »Und …?«
    Er dreht sich in seinem Sitz zu mir und sieht mich direkt an. »Und deine Grandmudder wünscht sich bestimmt, dass es auch ein Teil von dir wird. Enttäusche sie nicht.«
    Ich blinzle und schenke ihm mein berühmtes spöttisches Lächeln, bei dem sich meine Oberlippe genau so weit hochzieht, wie es sein muss. »Du musst Witze machen. Ich soll sie nicht enttäuschen. Bis gestern wusste ich nicht mal was von ihrer Existenz. Und was ist, wenn sie mich enttäuscht? Falls du es vergessen hast – sie hat mich nie verhätschelt, so wie es sich für eine Oma gehört.«
    Glaubt mir, ich kenne Leute, die total von ihren Grannys verhätschelt werden. Jessicas Großmutter Pearl hat vier Jahre lang an einer Decke für sie gestrickt. Vier Jahre! Dabei hat sie Arthritis. Ich frage mich, was sie wohl davon halten würde, wenn sie wüsste, dass ihre Enkelin unter jener Decke, an der sie vier lange Jahre mit ihren krummen Fingern gearbeitet hat, ihre Jungfräulichkeit an Michael Greenberg verloren hat.
    Ron seufzt und richtet seine Aufmerksamkeit auf seinen eigenen kleinen Bildschirm, obwohl auch er keine Kopfhörer trägt.
    Ich lehne mich zurück. Es entsteht ein langes Schweigen, so lang, dass ich schon glaube, er wäre vielleicht eingeschlafen.
    »Wie soll ich sie nennen?«, frage ich und starre noch immer auf den Monitor vor mir.
    »Sie würde sich bestimmt freuen, wenn du Safta zu ihr sagst. Das heißt auf Hebräisch Oma. «
    »Safta« , murmle ich leise und probiere, wie sich das Wort aus meinem Mund anhört. Ich werfe einen Blick auf meinen Erzeuger. Er nickt mit erhobenem Kinn und lächelt mich leicht an, als wäre er stolz. Kotz!
    Schnell sehe ich wieder geradeaus und schalte auf den Kanal mit den aktuellen Flugdaten um. Vier Stunden und fünfundfünfzig Minuten dauert es noch, bis wir in Israel landen.
    Inzwischen sind die orthodoxen Juden wieder auf ihre Plätze zurückgekehrt. Ich schließe noch einmal die Augen und dämmere weg.
    Ehe ich mich’s versehe, ertönt auf Hebräisch eine Lautsprecherdurchsage der Stewardess. Ich warte, bis sie alles in meiner Sprache wiederholt.
    »Wir befinden uns im Landeanflug auf Tel Aviv, bitte bringen Sie Ihre Rückenlehnen in eine aufrechte Position …«
    Noch mal zum Mitschreiben für alle, die es vielleicht nicht mitbekommen haben: Mein Sitz befand sich geschlagene zwölf Stunden in einer aufrechten Position!

3
    Ich bin nicht ungezogen, ich habe nur meinen eigenen Kopf.
    Die Beamtin der Einwanderungsbehörde am Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv fragt Ron (der zwei Staatsbürgerschaften hat, nämlich die israelische und die amerikanische), wer ich bin.
    »Meine Tochter«, antwortet er.
    »Ist sie als israelische Staatsbürgerin registriert?«
    Die ist ja lustig. Ich? Israelische Staatsbürgerin? Doch als ich das ernste Gesicht der Beamtin sehe, kriege ich Panik. Ich habe von Ländern im Nahen Osten gehört, in denen amerikanische Kinder festgehalten werden und nicht wieder ausreisen dürfen. Aber ich will kein Israeli werden. Ich will nach Hause, jetzt gleich!
    Ich mache auf dem Absatz kehrt und laufe zurück in Richtung Flugzeug. Hoffentlich nimmt mich der Pilot wieder mit … von mir aus auch im Gepäckraum, in irgendeinem Koffer oder in einem verdammten Transportbehälter für Tiere. Hauptsache, weg von hier!
    Ich habe schon fast die Tür erreicht, die Freiheit vor Augen, da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.
    »Amy«, sagt Rons tiefe Stimme hinter mir.
    Ich drehe mich um und funkle ihn an. »Sie lassen mich nicht wieder nach Hause, stimmt’s? Du hast mich in dieses Land entführt, und jetzt wollen die mich zwingen, die israelische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Oh Gott! Sie ziehen jeden mit achtzehn in die Armee ein, auch Mädchen, oder? Das habe ich gehört, also versuch nicht, es zu leugnen.«
    Ich weiß selbst, dass ich mich gerade wie eine hysterische Sechzehnjährige anhöre und meine Stimme mehrere Oktaven höher klingt als sonst, doch ich kann nichts dagegen tun, ja ich kann nicht

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