Nur ein kleiner Sommerflirt
Welpe hat ein blaues Band um den Hals und sieht total niedlich aus. »Du hast ihn gewaschen«, flüstere ich, und Tränen kullern mir über die Wangen.
Er setzt mir Köter auf den Schoß. »Er gehört jetzt offiziell dir. Ich habe alles geregelt, damit du ihn mit in die Staaten nehmen kannst.«
Nicht zu fassen, wie flauschig und weich sein Fell auf einmal ist.
»Ärg!«
»Darf ich ihn wirklich mitnehmen?«
»Ja. Wahrscheinlich muss er eine Zeit lang in Quarantäne, aber –«
Ich ersticke Avis Worte mit meinen Lippen, weil das die schönste Nacht meines Lebens ist.
Den Rest des Abends verbringen wir mit Reden und Küssen, albern herum und spielen mit Köter. Kurz bevor wir die Kissen und Kerzen einpacken, fasse ich mir ein Herz.
»Dann … ist unsere Sommerliebe jetzt vorbei«, sage ich leise und taste nach dem Armband, das ich noch immer am Handgelenk trage. Ich öffne den Verschluss und halte es ihm hin.
Avi beugt sich vor und stützt die Ellbogen auf die angezogenen Knie. »Behalte es. Damit du mich nicht vergisst.«
Als ob ich das könnte. »Ich werde dich niemals vergessen. Und ich gebe zu, dass ich eine verwöhnte Ami-Zicke bin.«
»Amy, es tut mir leid, dass ich das gesagt habe …«
»Nein«, widerspreche ich. »Ich bin verwöhnt. Und deshalb sehe ich auch nicht ein, warum es zu Ende sein sollte. Ich will, dass wir in Kontakt bleiben und uns vielleicht eines Tages wiedersehen, wenn deine Zeit in der Armee vorbei ist, verstehst du.«
»Das ist ganz schön lang hin. Was, wenn du bis dahin mit jemand anderem zusammen bist?«
»Oder du?«, gebe ich zurück.
Er lacht.
»Durch dich habe ich so viel über mich selbst gelernt.«
Er streicht mir eine einzelne Strähne, die mir ins Gesicht hängt, hinters Ohr. Seine Fingerspitzen verharren an meinem Ohrläppchen und gleiten dann zu dem Davidstern hinunter, den ich noch immer um den Hals trage. »Du bist wirklich ein Geschenk Gottes, Amy«, sagt er.
»Nein, du.«
Als er sich zu mir beugt, um mich ein letztes Mal zu küssen, weiß ich mit plötzlicher Sicherheit, dass ich Avi irgendwo, irgendwann wieder küssen werde.
Und das nächste Mal könnte es vielleicht auf dem Berg von Masada sein.
31
Jedes Ende ist ein neuer Anfang.
Ich bin wieder zu Hause in Chicago. Ja, Dad und ich haben den langen Flug tatsächlich überstanden.
Ich war ziemlich nervös und habe mich gefragt, wie ich Mitch das mit Avi beibringen soll. Doch dann hat Jessica mir ihr Herz ausgeschüttet und mir erzählt, dass sie und Mitch an dem gemeinsamen Abend beim Ravinia-Festival irgendwie zusammengekommen sind, und da habe ich mich gleich viel besser gefühlt. Natürlich habe ich die beiden ein paar Stunden lang zappeln lassen, ehe ich selbst reinen Tisch gemacht und ihnen von Avi erzählt habe.
Mein israelischer Nicht-Freund ist jetzt in der Armee und wird zum Kommandosoldaten ausgebildet. Er schreibt mir, sooft es geht, also ungefähr einmal die Woche. Seinen Briefen habe ich entnommen, dass O ’dead in Wahrheit Oded geschrieben wird und Moron eigentlich Moran. (Da haben sie ja noch mal Glück gehabt.) Doo-Doo hat seinen Spitznamen behalten, aber ich hoffe, das ändert sich nächsten Sommer.
Avi hat mir nie gesagt, dass er mich liebt, aber das muss er nicht. Ich weiß es auch so. Es fällt ihm einfach schwer, so etwas auszusprechen. Und das ist für mich ganz in Ordnung, zumindest momentan.
In den nächsten Sommerferien fliegen mein Vater und ich wieder nach Israel. Wir planen einen zweiwöchigen Campingtrip quer durchs Land. Da kann Dad auch ein paar Dinge von mir lernen, zum Beispiel, dass man in Deckung gehen muss, wenn ein Alpaka komische Gurgellaute von sich gibt. Avi will sich dann auch zwei Wochen freinehmen. Ich kann es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Safta geht’s ganz okay – nächsten Monat beginnt wieder die Chemotherapie. Ich schicke ihr heute ein Care-Paket.
Die Hochzeit von Mom und Marc mit »c« war ganz erträglich. Marc und ich hatten vorher ein längeres Gespräch. Ich habe ihm gesagt, dass ich schon einen Vater habe, wir aber Freunde sein könnten, was er besser aufgenommen hat, als ich erwartet hätte. Ron war auch auf der Hochzeit und hat einen Eins-a-Tanzpartner für mich abgegeben.
Bis Marcs und Moms neues Haus am Stadtrand fertig ist, wohne ich bei meinem Dad. Und das kann noch viele Monate dauern, weil es ein frei geplantes Haus ist. Währenddessen habe ich alle Hände voll zu tun … zum Beispiel Ron beibringen, wie man sich kleidet, um die
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