Nur eine Nacht mit dem Tycoon?
Mein Vater hat sich scheiden lassen, als ich noch klein war. Man kann ihm keinen Vorwurf machen. Er ist vor ein paar Jahren gestorben und hat mir ein bisschen Geld vererbt, damit ich mein eigenes Geschäft eröffnen kann.“
„Offenbar stehst du deiner Familie nicht besonders nahe“, vermutete Cam.
„Ach, komm schon, das ist auch nicht schwer zu bemerken. Aber eigentlich wollten wir ja über dich reden.“
Er sah sie ernst an. „Das wird aber nichts ändern.“
„Vielleicht ja nicht für dich. Ich hingegen erwarte ein Kind von dir und würde gerne wissen, ob ich öfter mit so unerwarteten Ausbrüchen von dir rechnen muss. Entweder sprechen wir darüber, Cam, oder du siehst mich nie wieder.“
„Soll das eine Drohung sein, Pippa?“
„Keine Drohung, eher ein Versprechen.“
Erbost schob er den Teller beiseite und stand so rasch auf, dass er beinahe den Stuhl umgeworfen hätte. Die Hände in den Hosentaschen, stürmte er aus der Küche ins Wohnzimmer.
Unbeeindruckt folgte Pippa ihm und blieb ein paar Schritte von ihm entfernt stehen, bis er sich ihr wieder zuwandte.
„Ich hatte einen Sohn. Colton. Und eine Frau. Elise“, sagte er schließlich nach einer ganzen Weile.
Damit hatte Pippa nicht gerechnet. Überrascht öffnete sie den Mund und schloss ihn kurz darauf wieder.
„Na, hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er.
Sie beschloss, nicht darauf einzugehen, da sie wusste, dass er auf diese Weise versuchte, Herr der Lage zu bleiben. Plötzlich wurde ihr einiges klar, und sie beschloss, den verwundeten Löwen nicht noch weiter in die Enge zu treiben.
„Was ist geschehen?“, wollte sie nun wissen.
„Ich habe sie beide bei einem Unfall verloren. Mein Sohn war noch ein Baby. Das schönste Baby auf der ganzen Welt. Elise war einfach wunderbar. So jung und voller Leben. Und eine tolle Mutter“, fügte er hinzu.
Der Schmerz in seiner Stimme und in seinem Blick versetzte Pippas Herz einen Stich.
„Den Gedanken an eine Tochter konnte ich ertragen“, stieß er hervor. „Ich habe mich sogar darauf gefreut. Aber keinen Sohn. Ich will Colton nicht ersetzen.“
Obwohl sie am liebsten widersprochen hätte, dass er mit einem anderen Sohn seinen ersten ersetzen würde, schwieg sie. Sie sah Cam an, dass er völlig überzeugt von dem war, was er sagte, und wollte sich nicht mit ihm deswegen streiten.
Eine Weile überlegte sie schweigend, was sie darauf erwidern sollte. Sie sah auf ihren Babybauch und wurde überwältigt von dem Beschützerinstinkt, den sie für ihr ungeborenes Kind empfand. Cam tat ihr wahnsinnig leid, weil er einen so entsetzlichen Verlust hatte erleiden müssen. Aber sie befürchtete, dass ihr Kind den Preis dafür zu zahlen hatte.
„Du lehnst also dein Kind ab, weil es das Pech hat, ein Junge zu sein?“
„Das habe ich nie behauptet!“, widersprach Cam wütend und kam auf sie zu.
„Aber das Gegenteil hast du auch nicht behauptet.“
Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. „Ich gebe mir wirklich Mühe, Pippa. Ich habe das hier nie gewollt.“
„Das weiß ich! Okay? Glaub mir, das hast du mir bereits sehr deutlich gemacht. Du willst mich nicht. Und du willst unser Kind nicht. Aber weißt du was? Es hat keine Wahl. Es ist schließlich nicht seine Schuld, dass seine Eltern zwei Knalltüten sind, die nicht in der Lage gewesen sind, ordentlich zu verhüten. Weißt du noch was? Es tut mir kein bisschen leid“, sagte sie aufgebracht. „Ich will dieses Kind. Und wenn du lieber der Vergangenheit nachtrauerst, dann ist das dein Problem. Aber ich unterstütze dich ganz bestimmt nicht dabei.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zur Eingangstür. Sie hatte keine Ahnung, ob John noch da war, aber das war ihr egal. Wenn ihr keine Wahl blieb, würde sie eben zu Ashley laufen.
„Pippa!“
Sie riss die Tür auf und schlug sie hinter sich wieder zu. Oh, wie blöd sie gewesen war, wieder mit ihm ins Bett zu gehen, nachdem er sie in der Klinik so im Stich gelassen hatte!
Entschlossen, möglichst schnell möglichst viel Abstand zu gewinnen, ging sie die Auffahrt hinunter.
„Pippa! Verdammt! Was glaubst du eigentlich, was du da machst?“, rief Cam ihr von der Tür aus hinterher.
Unbeirrt ging sie weiter und zog dabei ihr Telefon aus der Tasche, in der Hoffnung, Ashley zu Hause anzutreffen. Als sie die Einfahrt erreicht und den Weg in Richtung Ashley eingeschlagen hatte, hörte sie das Aufheulen eines Motors. Kurz danach hielt Cams Wagen neben ihr. „Steig ein,
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