Nur genießen - erotische Kurzgeschichten nicht nur für Schwule (German Edition)
meines Penis. Ein Ypsilon stand da, in
einer geschwungenen, zartgliedrigen Schrift. Lorenz holte die Folie und
verpackte mein Stück sorgfältig und behutsam.
„Ist
aber noch nicht fertig, oder?“
Lorenz
schüttelte den Kopf und zog sich das T-Shirt an. „Das mache ich beim nächsten
Mal. Wir haben ja noch eine Sitzung.“
„Von mir
aus auch mehr.“
Und so
geschah es. Wir telefonierten vier Mal, zuerst wegen scheinbar wichtiger Fragen
wie der Heilung der Haut, dann, weil wir es wollten. Eine Woche später zertackerte die Nadel meine Schulter und hüllte sie in eine
wunderschöne Lilie, die von Ranken umrahmt wurde. Ich verzichtete auf Farbe,
wollte nicht von Klarheit und Proportion ablenken. Wieder schloss Lorenz die
Tür ab. Mit einer gut versorgten Wunde und klopfendem Herzen ließen wir uns auf
dem Sofa nieder. Die Nadel lag bereit und nachdem Hand, Lippen und Zunge ihre
Arbeit fast getan hatten, vollendete Lorenz sein Werk und zelebrierte ein o und
ein u. „ You ...“ prangte nun auf meinem Schwanz und
ich war ein wenig enttäuscht. Da hätte er gleich den Spruch mit dem gut
schütteln nehmen können.
„Ist
immer noch nicht fertig“, sagte er mit einem geheimnisvollen Lächeln.
„Aber
was kommt denn noch?“
Doch da
verpflasterte er die Wunde, küsste mich ausgiebig und öffnete seinen
Hosenknopf. Sein Glied hüpfte aus dem Slip. Ich beugte mich vor, streichelte
es. Es war wunderschön, handlich groß und geziert von einem
schwarz-türkis-grünen- Mosaik, das wie ein Fabergé-Ei zu funkeln schien. Ich staunte über die Feinheit der Ausführung und die
Leuchtkraft. Dann entdeckte ich die zwei Wörter, las und schaute ihn an.
Inmitten dieser glänzenden, prallen Emaille stand: „ ... and me .“
Nur genießen
Karla ging vor ihm her. Sein Blick fiel auf ihre schön geschwungenen
Schenkel, die in schwarzem Satin glänzten. Die Perlenkette unter den
hochgesteckten Haaren schimmerte wie goldener Sand. Sie grüßten und nickten
hierhin und dorthin, dann zogen sie sich in eine Ecke zurück und betrachteten
die anderen Gäste, die in diesem exklusiven Hotel an der Strandpromenade den
Geschäftsabschluss feierten.
„Was für ein Idiot, dein Chef“, sagte sie. „Die liebe, werte Gattin,
blabla.“
„Hätte ich ihm erzählen sollen, wie es um uns steht?“, fragte er
leichthin. Sie kontrollierte anmutig den Sitz ihrer Frisur und zuckte mit den
Schultern. Ihr Solitär funkelte am Finger. Ihre Ehe stand nicht zum Besten, das
war beinahe das Einzige, worin zwischen ihm und Karla Einigkeit bestand. Das
Schlimmste daran war, dass er aufgegeben hatte, gegen die Gleichgültigkeit
anzukämpfen. Doch heute reizte sie ihn. Sie ist immer noch verdammt sexy,
dachte er, als er den Schweißschimmer auf ihren Brüsten bemerkte.
„Du bist wunderschön heute Abend“, hauchte er ihr ins Ohr. Überrascht
blickte sie auf. Augen, so blau wie Kornblumen, umkränzt von dichten Wimpern.
„Nun hör auf“, sagte sie und schaute sich um. Sofort war ihm klar: ihr
kokettes Lächeln galt nicht seinen Worten, sondern einem jungen Mann an der
Bar.
„Musst du jetzt schon damit anfangen?“ fragte er mürrisch. Der Abend lief
wie befürchtet.
„Meinst du, ich sollte warten, bis ich betrunken bin?“, entgegnete sie
und drückte ihm ihr Champagnerglas in die Hand. „Dann hol mir was Stärkeres.“
„Einen Dreck werde ich tun.“
„Dann gehe ich eben selbst“, fauchte sie und eilte davon. Er sah ihr
nach, ging zur Theke hinüber und stellte die Gläser auf die polierte Fläche.
Nicht weit von ihm entfernt stand der junge Mann, der Karlas Aufmerksamkeit
erregt hatte. Ihre Blicke trafen sich im Wandspiegel. Er mochte keine dreißig
Jahre alt sein, schlank, dunkelhaarig. Er schaute genauer hin. Ja, der Mann
lächelte ihm zu. Was denkt er von mir? fragte er sich. Verachtet er mich? Meint
er, es wäre ein Leichtes, sie mir auszuspannen? Er verkniff sich ein Seufzen.
Der junge Mann würde keinerlei Schwierigkeiten haben, wenn er darauf aus sein
sollte.
„Darf ich Sie einladen?“, hörte er. Der Unbekannte befand sich plötzlich
neben ihm, ganz unbefangen, und er lächelte immer noch, ohne penetrant zu
wirken.
„Danke, einen Martini“, sagte er automatisch und runzelte unwillkürlich
die Stirn. Es war sonst nicht seine Art, sich beschwatzen zu lassen. Bald
reicht der Barmann ihm einen eisig funkelnden Martini, diamantenklar. Nun
wandten sich die anderen Gäste dem Gastgeber zu, der eine Ansprache über
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