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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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so hier auf den Albenpfaden den Tod finden.
    Nuramon lächelte ihnen aufmunternd zu. Auch wenn er den Bewohnern der Stadt Teredyr in der Vergangenheit mit seinen heilenden Händen gelegentlich beigestanden hatte, wussten sie nicht viel von ihm. Er hatte immer nur wenig von sich preisgegeben. Sie jedoch hatten ihm viel von sich offenbart, und so war in ihm mit der Zeit eine Schwäche für die Menschen von Teredyr gewachsen. Er ließ sich immer leichter für ihre Zwecke gewinnen.
    Nun hatten sie nichts Geringeres getan, als ihr Schicksal an seine Fähigkeiten zu knüpfen. Denn ob Teredyr stehen oder fallen würde, lag allein daran, ob der Plan, den Nuramon ersonnen hatte, aufgehen würde. Nuramon dankte den Teredyrern dieses Vertrauen nicht nur durch seine Fürsorge und Loyalität. Zum Zeichen seiner Verbunden heit trug er die gleiche grau getünchte Lederrüstung und den gleichen schwarzen Fellumhang wie seine Gefährten. Das fehlende Halstuch mochte nicht weiter auffallen. Wer aber seine Ohren sah, würde sich an die Märchen und Sagen über die Elfen erinnern.
    »Ihr dürft nicht vom Pfad abweichen«, sagte er in die Runde. »Die Magie, die uns schützt, wirkt nur hier. Draußen hingegen lauert der Tod oder Schlimmeres.«
    Die Krieger folgten seinem Rat und mieden den Rand, als loderte dort ein Feuer, während Nuramon sie einen leicht abschüssigen Pfad hinab bis zum nächsten Albenstern führte. Hier kreuzten sich sieben Pfade, von denen einer senkrecht verlief und den Blick der Teredyrer auf sich zog. Nur Yargir schaute verwundert zu dem Ort zurück, an dem sie die Albenpfade betreten hatten. »War das etwa der ganze Weg von der Quelle oben im Wald zum Hügel hinab?«, fragte er.
    Nuramon nickte. »Wer neben der Welt schreitet, geht kürzere Strecken. Auch Höhen, Tiefen, Längen und Breiten entsprechen hier nicht denen in deiner Welt. Jeder Pfad hat sein eigenes Maß.«
    »Und warum führt dieser hier nach oben?« Nylma deutete auf den grauen Pfad, der einer von dünnen Lichtadern durchzogenen Kristallsäule gleich senkrecht aus dem Lichtplateau stieß.
    »Dieser Pfad führte einst nach Albenmark. Wenn ich draußen in der Welt am Albenstern ein Tor öffnete und dabei diesen Pfad mit meiner Magie berührte, wäre ich früher nicht hier auf den Pfaden, sondern sogleich in meiner Heimat erschienen. Wer diesen Weg aber heute betritt, wird sein Ziel nicht erreichen. Er würde einfach zurückgeworfen. Der Weg in meine Heimat gleicht einem verschütteten Tunnel. Diesen wieder gangbar zu machen, liegt nicht in meiner Macht.«
    Nylmas grüne Augen schimmerten. »Es tut mir leid«, sagte sie schließlich, und Nuramon schien es, als sei sie verlegen, als sie sich schließlich von ihm abwandte und zu Yargir hinüberging. Gewiss hatte sie seinen Schmerz bemerkt. Obwohl er seine Gefühle vor den Blicken der Menschen sonst zu verbergen wusste, hatte sie ihn durch schaut; denn es quälte ihn noch immer, dass es keinen Weg zurück in seine Heimat gab. Die Elfenkönigin Emerelle hatte ihm gesagt, die Menschenwelt und die Zerbrochene Welt würden von Albenmark abgetrennt sein. Er, Nuramon, sei das letzte Albenkind in der Welt der Menschen. Und sie hatte recht behalten. Denn er wusste, dass die Königin allen Kindern der Alben Schutz angeboten und sie nach Albenmark zurückgerufen hatte. Selbst die Trolle waren diesem Ruf gefolgt, und so gab es kaum Hoffnung, dass noch irgendwer freiwillig geblieben war. Dennoch hatte er im Netz der Zauberpfade lange nach einem Weg gesucht, der ihn zurück nach Albenmark hätte bringen können. Vergeblich.
    In seiner Verzweiflung hatte er sich sogar über die Albenpfade in die Zerbrochene Welt begeben – jene Welt, die im Kampf zwischen den Alben und ihren Feinden, den Devanthar, zerborsten war und nun aus nichts weiter bestand als Inseln in der Leere. Doch auch dort hatte er weder einen Heimweg noch andere Albenkinder gefunden, die sein Schicksal teilten und mit den gleichen Ängsten lebten. Ängste, die er in den acht Jahrzehnten seit dem Auszug aus Albenmark nicht losgeworden war.
    Dass sein Schicksal nun in der Menschenwelt lag, hatte er angenommen. Hier würde er seine Bestimmung suchen, und falls er sie fand, würde er ins Mondlicht gehen. Silberschein und Blütenduft würden ihn umgeben, und mit einem Ruck würde es ihn ins Jenseits der Albenkinder hinfortreißen. Davon träumte er seit vielen Leben, doch immer hatte der Tod seine Mühen unterbrochen, und er war wiedergeboren worden.
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