Oase der Liebe
Ausdruck nicht gleich zu erkennen. Kareefs starke Hand hielt ihre bebenden Finger noch immer umfangen.
Plötzlich wurde sein Griff so hart, dass sie fast aufgeschrien hätte. „Jasmine …“, flüsterte er heiser.
Sie konnte nicht antworten, ja, kaum Luft holen. Wie durch Watte hörte sie die Möwen draußen auf See schreien und das Summen der Insekten um sich herum. Die rund zweihundert Gäste, die sich in ihrem Rücken tummelten, hatte sie völlig ausgeblendet.
Die Zeit war stehengeblieben. Es gab nur noch sie beide. Sie sah ihn an und spürte seine Haut an ihrer. Wie in jeder einzelnen Nacht der vergangenen dreizehn Jahre, während der unruhigen Träume in ihrem Penthouse in New York …
Umar trat zwischen sie, und der Zauber verflog.
„Sire …“ , sagte er mit breitem Lächeln, „… ich habe die Ehre, Ihnen meine Braut Jasmine Kouri vorzustellen.“
Zutiefst geschockt schaute Kareef in Jasmines zauberhaftes Antlitz.
Niemals hätte er damit gerechnet, ihr je wieder zu begegnen. So unverhofft vor ihr zu stehen, sie zuberühren, verursachte eine Explosion von Feuer und Eis in seinem Körper, die ihn zu zerreißen drohte.
Gegen seinen Willen tastete er mit den Augen jedes Detail ihres ovalen Gesichtes ab. Die langen schwarzen Wimpern, die zitternd die cremige Haut ihrer Wangen berührten, wenn sie den Blick senkte. Die winzige rosa Zungenspitze, mit der sie unbewusst über die vollen roten Lippen fuhr.
Das dichte schwarze Haar, das früher offen und glatt über den Rücken herabfiel, trug Jasmine jetzt als weich fallende Lockenpracht, die perfekt zum luftigen Traumkleid im Stil der 1930er Hollywoodfilme passte. Es betonte die vollen Brüste und unfassbar schmale Taille, die schlanken Arme schimmerten trotz der langen Ärmel durch den halbtransparenten Stoff.
Eigentlich war sie von Kopf bis Fuß eingehüllt, dennoch war der Effekt fantastisch. Sie wirkte ungeheuer aufregend und glamourös und … unnahbar. Am liebsten hätte er sie einfach von hier entführt, um sie neu zu entdecken … er wollte sie noch intensiver fühlen, schmecken. Allein vom flüchtigen Kontakt ihrer Finger brannte seine Haut wie Feuer.
Dann erst realisierte er, was sein Gastgeber eben gesagt hatte.
Jasmine … Umar Hajjars Braut?
Als hätte er einen Fausthieb in den Magen bekommen, zuckte Kareef zurück. Er atmete tief durch und wandte sich Jasmine langsam zu. „Du bist verheiratet?“
Ihre Blicke begegneten sich, und Kareef verspürte einen Schmerz, der seine Brust zu sprengen drohte. Jasmine befeuchtete nervös die trockenen Lippen mit der Zungenspitze und senkte die Lider über den wundervollen Augen.
„Noch nicht“, antwortete Umar für seine Verlobte. „Doch sehr bald wird sie es sein, gleich nach dem Qais Cup .“
Kareef schaute weiter nur Jasmine an, doch die hielt den Blick gesenkt und sprach kein Wort.
Dabei hatte sie früher in seiner Gegenwart nonstop geplappert, ihn mit ihrem launigen Geplauder aus seinen schlechten Stimmungen gelockt und immer wieder zum Lachen gebracht. Er fand ihre muntere Konversation stets entspannend. Vielleicht, weil sie so natürlich und ungekünstelt herüberkam. Anfangs war Jasmine extrem schüchtern gewesen und schien eifriges Bücherstudium den Flirtversuchen eines Prinzen und Scheichs vorzuziehen. Doch nachdem es ihm gelungen war, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken, erzählte sie ihm bereitwillig alles, was in ihrem hellen Köpfchen vor sich ging.
Wie jung sie beide damals gewesen waren … und wie unschuldig.
Jasmine.
Der Name war wie eine Zauberformel, und Kareef konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ihn immer wieder laut zu sagen, um dem warmen Klang nachzulauschen. Es fiel ihm schwer, eine ausdruckslose Miene zu bewahren, während in seinem Innern eine heiße Schlacht der Gefühle tobte.
„Ich bin sehr glücklich, dass Sie unsere Verlobungsparty trotz der späten Einladung mit Ihrer Anwesenheit beehren“, sagte Umar und legte seine blassen, sorgfältig manikürten Hände von hinten auf Jasmines Schultern. „Wir erwarten Ihre Erlaubnis, das Festmahl zu servieren, mein König.“
Kareef kämpfte mit der Versuchung, Jasmine von Umar wegzureißen und den Mann zu Boden zu schlagen, der ihm einst das Leben rettete. Denn dies war nicht irgendeine Frau, sondern das Mädchen, das er vor vielen Jahren gebeten hatte, seine Frau zu werden!
„Sire …?“
„Ja, das Essen …“ Kareef versuchte, ruhig durchzuatmen, während er seine beiden Bodyguards anwies, sich um
Weitere Kostenlose Bücher