Oase der Liebe
Unschuld gewaschen! In wenigen Tagen bin ich eine verheiratete Frau und für immer aus deinem Leben verschwunden, Kareef!“ Stolz reckte sie das Kinn vor und maß ihn voller Verachtung. „Lassen Sie mich allein, Sire . Gehen Sie und setzten Sie Ihre kostbare Krone auf Ihr ehrwürdiges Haupt!“
Noch nie hatte er sie in diesem kalten, zynischen Ton reden hören. Aber durfte er ihr den Hohn und Spott wirklich übelnehmen? Was sie schon als junges Mädchen hatte durchmachen müssen, hätte die Seele jeder erwachsenen Frau zerstört. Vor langer Zeit hatte er ihr fröhliches, strahlendes Gemüt und ihr weiches, liebendes Herz gebrochen. Jetzt bekam er die Quittung dafür. Hilflos ballte Kareef die Hände zu Fäusten.
„Jasmine …“, sagte er rau. „Du sollst wissen, dass ich …“
„Vergeben Sie mir, Sire …“, forderte Umar mit unnatürlich hoher, angespannter Stimme. Zwei Köpfe wandten sich ihm fast erschrocken zu. „Das Kindermädchen meiner Kinder wollte mich sprechen. Es handelt sich um einen Notfall. Ich muss sofort los.“
„O nein!“, rief Jasmine bestürzt aus. „Warte, ich begleite dich.“
Umar hob abwehrend die Hand. „Nein, ich muss allein gehen.“
„Wie bitte? Aber warum, Umar? Lass mich doch mitkommen. Vielleicht kann ich helfen.“
„Nein!“, wehrte er barsch ab und wandte sich Kareef zu. „Mein König, hiermit stelle ich meine Braut unter Ihren persönlichen Schutz.“
„Das kannst du nicht! Das darfst du nicht tun!“, wehrte Jasmine viel zu laut ab und zog damit die Aufmerksamkeit etlicher Gäste auf sich.
„Jasmine!“, mahnte Umar mit gesenkter Stimme. „Mach bitte keine Szene!“
„Das tue ich nicht!“, flüsterte sie hitzig zurück und zog ihren Verlobten zu sich herunter. „Aber du darfst mich auf keinen Fall mit dem König allein lassen!“
„Warum?“
Jasmine befeuchtete ihre trockenen Lippen mit der Zungenspitze und warf Kareef unter gesenkten Wimpern einen verstohlenen Blick zu. „Weil … er ist zwar König, aber er ist auch … ein Mann !“
„Sei nicht albern.“ Umar richtete sich wieder auf. „Er ist unser König. Ehrenhaft, in der ganzen Welt respektiert und über jeden Zweifel erhaben. Er …“
„Nein, sie hat recht“, mischte sich Kareef unerwartet in das leise geführte Gespräch zwischen den Verlobten. „Ich bin König, aber ich bin auch ein Mann …“, bestätigte er gedehnt und fing Jasmines überraschten Blick ein.
„Und ich würde Ihnen jederzeit mein Leben anvertrauen, Sire “, sagte Umar ruhig. „Bitte, Sie müssen mir den Gefallen tun.“
Kareef wandte sich dem Älteren langsam zu. Jasmine in den königlichen Palast bringen? Mit ihr zusammen unter dem gleichen Dach schlafen? Schon so erschien ihm der riesige Palast mit den dicken Mauern, vollgestopft mit schicksalsträchtiger Geschichte, wie ein Gefängnis. Sobald er gezwungen war, ihn zu betreten, verzehrte er sich nach der Weite der Wüste. Nach dem Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit, das durch nichts zu ersetzen war.
Wirklich durch nichts …?
„Nein“, sagte er kalt. „Ich werde sie nicht mit in den Palast nehmen. Das ist unmöglich.“
Jasmine konnte ihre Erleichterung nur unvollkommen verbergen, doch Umar presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. „Solange wir nicht verheiratet sind, kann ich sie unmöglich ohne Schutz und Fürsorge hier zurücklassen. Das würde sich einfach nicht schicken. Ich muss dabei auch an meine Kinder denken.“
„Warum wohnt Jasmine nicht so lange bei ihrer Familie?“
„Es wäre … der Sache viel dienlicher, wenn sie im Palast weilen würde, Sire “, beharrte Umar.
Langsam verstand Kareef, worauf der alte schlaue Fuchs hinauswollte. Reputation und Ansehen waren die Zauberworte!
„Um Jasmines willen, Sire …“, legte sein Gönner noch einmal nach. „Angesichts Ihrer Aufmerksamkeit meiner Verlobten gegenüber, wird das Getuschel wegen des lästigen Skandals von damals endgültig verstummen.“
Kareef starrte sein Gegenüber an und fühlte sich seltsam unentschlossen.
Umar neigte ehrerbietig den Kopf. „Mein König, ich habe immer mein Bestes gegeben, Ihnen meine besondere Wertschätzung zu demonstrieren, und bitte Sie nur um diesen einen Gefallen. Stellen Sie meine Braut bis zum Tag des Qais Cups unter Ihren persönlichen Schutz. Bis ich zurückkehren und sie heiraten werde.“
Umar Hajjar unterstützte Kareef seit Jahren, hatte für wirtschaftliches Wachstum und Reichtum in seinem kleinen Wüstenstaat
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