Star Trek - the next Generation: Kristallwelt 2
1
I n Schwerelosigkeit schwebte Lieutenant Melora Pazlar über einigen Terminals, in einem zylindrischen Raum der Schale, die der Kristallwelt Schutz gewährte. Normalerweise arbeiteten in dieser Kontrollstation Techniker der Elaysianer und Alpusta. Diesmal waren nicht nur Elaysianer zugegen, sondern auch eine Einsatzgruppe vom Föderationsraumschiff Enterprise. Melora hielt sich noch nicht für ein vollwertiges Besatzungsmitglied jenes Schiffes, denn sie hatte sich erst seit einigen Stunden an Bord befunden, als sie den telepathischen Hilferuf der Lipuls empfing.
Sie blickte auf einen der Bildschirme. Weit unter der Schale mit ihren Labyrinthen aus Kollektoren, Generatoren, Pumpen und Kraftfeldern glitzerte die Kristallwelt: eine in allen Farben des Spektrums funkelnde Ansammlung von Türmen, Prismen und Bögen. Aus der Ferne gesehen wirkte Meloras schimmernde Heimat wie ein Juwel im All. In ihrem Innern sah man sich von gewaltigen Monolithen, tanzendem Licht und ewigen Schatten umgeben.
Meloras Körper schwebte und das war völlig normal. Aber mit ihrem Bewusstsein schien es sich ähnlich zu verhalten. Sie dachte an die seltsamen Erfahrungen, von denen Menschen manchmal berichteten, wenn sie den Eindruck gewannen, dass sich das eigene Selbst vom Körper löste. So ähnlich empfand sie jetzt.
Sie hielt es nicht für überraschend, dass die Traumschiffe der Lipuls von allen Völkern der Föderation ausgerechnet die Menschen für einen Kontakt ausgewählt
hatten. Im Gegensatz zu Elaysianern waren Menschen aufgeschlossen, sogar großzügig und extravertiert. Aber wie Elaysianer konnten sie auch starrsinnig und barsch sein. Letztere Eigenschaft zeigte Captain Jean-Luc Picard ganz deutlich, als er offene Worte an Tangre Bertoran und seine elaysianischen Begleiter richtete.
Der Captain hatte bereits darauf hingewiesen, dass den Bewohnern der Kristallwelt nur noch das Äquivalent von acht Tagen Zeit blieb, bis sie alle der Tod erwartete. Melora fragte sich, ob die anderen Elaysianer überhaupt begriffen, wie kurz eine solche Zeitspanne war. Es gab keine Tage auf der Kristallwelt, zumindest nicht im üblichen Sinn, nur gebrochenes Sonnenlicht und ein sonderbares Halbdunkel in den Schattenzonen. Der Planet war seit der Frühzeit des Universums bewohnt und die Einheimischen glaubten, alle Hindernisse überwunden und jedes Problem gelöst zu haben. Wie sollten solche Leute verstehen, dass sich ihre Lebenserwartung auf acht Rotationsperioden einer fernen Welt beschränkte?
Die Sorge in Reg Barclays Gesicht wies darauf hin, dass ihm ihr Dilemma durchaus klar war. Er wusste auch, dass Picard nicht übertrieb, dass tatsächlich das Ende der Kristallwelt bevorstand. Counselor Troi hörte mit der für sie typischen Ruhe zu.
»Das ist völlig ausgeschlossen, Captain«, sagte Tangre Bertoran. Er sprach wie zu einem Kind, das besonders phantasievolle Lügen erzählte. Der weißhaarige Peer der Jeptah schüttelte mitleidig den Kopf. »Thoron-Strahlung kommt auf natürliche Weise in unserer Atmosphäre vor. Und auch in der Lufthülle der Erde, soweit ich weiß. Sie könnte nicht alles Leben der Kristallwelt bedrohen, nur die Personen, die sich zu lange in der Nähe mutierter Kristalle aufhalten.«
»Und jene Kristalle wachsen mit jedem Tag«, beharrte der Captain. »Normalerweise unterlaufen Commander Data bei seinen Berechnungen keine Fehler. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage: Wir müssen die Kollektoren der dunklen Materie in spätestens acht Tagen deaktivieren und damit den Dimensionsriss schließen – andernfalls sterben wir alle. Vielleicht wird es zu diesem Zweck nötig, die Schale stillzulegen.«
Bertoran rümpfte die Nase, so als nähme er einen unangenehmen Geruch wahr. Die V-förmigen Stirnhöcker traten etwas deutlicher hervor. »Captain, nicht einmal im Scherz sprechen wir von einer Stilllegung der Schale. Genauso gut könnte man sagen, dass eine Zerstörung der Erde nötig ist, um ein bestimmtes Unkraut nicht länger wachsen zu lassen. Ja, die Maßnahme erfüllt den gewünschten Zweck – aber zu welchem Preis?«
Der Captain gestikulierte und ließ keinen Zweifel an seiner Verärgerung. »Ich möchte nicht, dass alle Bewohner der Kristallwelt sterben – immerhin sind es etwa zwei Milliarden. Mein Erster Offizier und der Chefingenieur glauben, dass wir die Kraftfelder von der Enterprise aus für kurze Zeit mit Energie versorgen können, wenn die Schale stillgelegt wird. Sie wissen ja, wie sehr die einzelnen
Weitere Kostenlose Bücher