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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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seinem Zahnstocher in meine Richtung. Verwirrt blinzelte ich.
    »Nein, schon gut. Ich will deine Motten nicht.«
    »Er droht dir Stiche an, kein Futter. Der Unterschied mag geringfügig sein, dennoch sollte man meinen, dass du es dir ersparen möchtest, ihn am eigenen Leib zu fühlen.« Die Stimme hinter mir klang samtweich und kündete von amüsierter Herablassung. Der Pixie trat hastig den Rückzug an und ließ beinahe den Zahnstocher fallen, als er zu seinem Schwarm flüchtete. In der nächsten Sekunde waren sie allesamt verschwunden. Nur eine schwache Spur aus schimmerndem Staub hing noch in der Luft.
    »He!« Ich drehte mich um, verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine verärgerte Miene auf. »Ich war gerade im Gespräch!«
    Tybalt musterte mich belustigt, was mich erst recht aufbrachte. »Nein, du warst im Begriff, dich mit einem Zahnstocher pieken zu lassen. Wiederum ist der Unterschied gering, trotzdem denke ich, dass er zählt.«
    Mein Ärger schlug in Verwirrung um. »Warum wollte er mich denn stechen? Ich wollte doch bloß Hallo sagen. Außerdem ist er zu mir gekommen. Davor habe ich gar nichts gesagt.«
    »Endlich eine vernünftige Frage.« Tybalt streckte eine Hand aus, strich mir das Haar nach hinten und tippte mein Ohr mit dem Daumen an. »Runde Ohren, blaue Augen, der Geruch von Magie unter einer Alkoholfahne versteck t – eine perfekte Tarnung. Wirklich gelungen. Auch wenn es dir nicht steht.« Meine Verwirrung legte sich nicht. Tybalt seufzte. »Du siehst menschlich aus, October. Er wollte seinen Schwarm beschützen.«
    »Ich hab ihm doch gesagt, dass ich ein Wechselbalg bin.«
    »Und er hat dir vernünftigerweise nicht geglaubt.«
    »Oh.« Ich blinzelte und errötete. »Ups.« Dann runzelte ich die Stirn. »Was soll das heißen, es steht mir nicht? Ich mag diesen Rock!«
    Tybalt nahm seine Hand weg und trat einen Schritt zurück, um mich zu betrachten. Ich tat es ihm gleich und musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    Als König der hiesigen Katzen und mächtigster Cait Sidhe von San Francisco macht sich Tybalt selten die Mühe, irgendwohin zu gehen, wo er menschliche Tarnung braucht. Soweit ich das einschätzen kann, findet er es nicht grundsätzlich unter seiner Würde. Es ist eher so, dass ihn die menschliche Seite der Stadt nicht genug interessiert, um viele Kontakte zu pflegen. Dies war einer der seltenen Anlässe, wo ich ihn in menschlicher Gestalt sah, und es stand ihm gut. Ein großer, schlanker Mann mit scharfen Zügen und einer Raubtier-Ausstrahlung, die seinen Bewegungen katzenhafte Grazie verlieh. Sein dunkelbraunes Haar war kurz, lockig und mit schwarzen Strähnen durchzogen, die an die Streifen im Fell einer Tigerkatze erinnerten. Der Trugbann, der ihn menschlich erscheinen ließ, verbarg seine scharfen Reißzähne, spitzen Ohren und Katzenpupillen, hob jedoch seine Männlichkeit deutlicher hervor, als mir lieb war. Ich schaute rasch beiseite.
    Mein Verhältnis zu Tybalt als verzwickt zu bezeichnen wäre ein wenig untertrieben. Ich erdulde seine Hänseleien, weil das immer noch bekömmlicher ist, als sich von einem aufgebrachten Cait Sidhe die Eingeweide herausreißen zu lassen. Zu allem Überfluss schulde ich ihm etwas wegen gewisser Gefälligkeiten, die er mir nach dem Mord an Evening Winterrose erwiesen hat. Ärgerlicherweise ermutigt ihn diese Bringschuld, mich umso häufiger zu piesacken. Allmählich wird es zur Gewohnheit.
    »Der Rock geht so durch«, meinte Tybalt, als er seine Musterung abgeschlossen hatte, »auch wenn ich das vielleicht eher einen Gürtel als einen Rock nennen würde, aber dir steht wohl das Recht zu, deine Kleidung zu bezeichnen, wie du willst. Aber wo wir gerade bei der Aufmachung sind: Hast du vor, den ganzen Weg nach Hause in diesen Schuhen zu laufen?«
    »Vielleicht«, antwortete ich ausweichend. Die Riemen begannen, an meinen Knöcheln zu reiben, wodurch das Gehen noch beschwerlicher wurde, als es anfangs gewesen war, aber das brauchte er ja nicht zu wissen.
    »Du bist betrunken, October.«
    »Und du trägst eine echt enge Hose.« Erschrocken verstummte ich. Das war nicht so herausgekommen, wie ich es geplant hatte. »Ich meine, die Hose ist eigentlich schön. Was ich sagen wil l … «
    Mist.
    Tybalt prustete. Ich sah zu ihm hoch und stellte fest, dass er sich köstlich amüsierte. Gemächlich wiegte er den Kopf. »So, so. Ich vermute, du ziehst es nicht in Betracht, ein Taxi zu nehmen, oder?«
    »Hier gibt’s keine«, entgegnete ich in dem

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