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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Chrysostomus, ebenso sind sie wie ihre Väter voller Mordlust! Und hört erst einmal, was uns der heilige Augustinus sagt. Er findet kaum Worte für ihre Schändlichkeit! Er sagt, sie sind sauer wie Essig … bitter wie Galle … eine triefäugige Bande … aufgerührter Dreck …“
    „Genug, genug!“ fuhr jetzt der Comes mit seiner uns wohlbekannten knarrenden Stimme dazwischen. „Das reicht, Sallustus! Wir wollen hier nicht das Zeugnis des heiligen Augustinus, sondern dein eigenes hören. Komm endlich zur Sache!“
    „Aber ich bin ja bei der Sache, gnädiger Herr!“ krähte der Kleine. „Wenn dieser Satansknecht, dieser stinkende Auswurf unseren heiligen Bischof Pappolus, eine unvergängliche Zierde der Christenheit, umbrachte, so geschah es aus unersättlichem Blutdurst, aus Mordgier! Diese Gottesmörder gieren nach Christenblut! Schon der heilige Ephraim nannte sie …“
    „Hast du nicht gehört, Sallustus, was der Comes gesagt hat?“ rief einer der Herren, die neben dem Richterstuhl standen. „Spitz deine Ohren, wenn sie denn noch nicht spitz genug sind!“
    Unter den Säulen wurde gelacht, und auch in der Menge erhob sich Heiterkeit.
    „Sie unterhalten sich anscheinend prächtig“, bemerkte Odo, wobei er einen Blick rundum warf und sich den Schnurrbart strich. „Wo steckt er eigentlich … der stinkende Auswurf, der Satansknecht?“
    Ja, wo? Es war gar nicht so leicht, den Angeklagten unter den zahlreichen vornehm gewandeten Männern, die den Richterstuhl umstanden, auszumachen.
    „Der Graubart dort muß es sein“, sagte ich, „der wie ein Orientale gekleidet ist.“
    Es war ein rundlicher Mann um die vierzig, in einer langen Tunika, über der er einen ebenso langen seidenen, pelzverbrämten Mantel trug. Zwei lebhafte dunkle Augen waren fast alles, was der gelockte Patriarchenbart von seinem Gesicht preisgab.
    „Die Anklage hast du im Namen des Presbyteriums vorgebracht“, sagte der Comes ungeduldig. „Nun aber wollen wir wissen, Sallustus, was vorgestern abend passierte. Was habt ihr beobachtet … du und die anderen Zeugen?“
    Der kleine Priester, der beleidigt geschwiegen und seinen Blick gen Himmel gerichtet hatte, als erwarte er von dort oben Lob und Bestätigung, wandte sich seufzend wieder dem Comes zu.
    „Nun, wenn es sein muß, will ich noch einmal alles berichten. Der gründlichen Aufklärung halber und damit der Verbrecher gebührend bestraft wird. Es war so. Wir hatten den heiligen Jakobus, den Bruder des Herrn, mit einer Messe geehrt, worauf sich der edle Bischof nach Hause begab. Es war Zeit für sein Nachtmahl. Ich ging derweil in den vicus hinunter zum Kaufmann Brachio, der am Durchfall darniederlag und das heilige Chrisma verlangte. Ich gab ihm natürlich nur Katechumenen-Öl, wie es Vorschrift ist …“
    „Pappolus setzte sich also zum Mahl.“
    „Das tat er, und sein Koch trug ihm auf, der Griffo. Hier ist er …“ Sallustus schob einen plumpen, kraushaarigen Burschen nach vorn, der aufgeregt stotterte:
    „Ja, ich … ich trug ihm das Nachtmahl auf. Zuerst Fisch … dann Hase mit Bohnenkraut … als Hauptgericht Eber … hinterher Honiggebäck. Aber das … das hat er … hat er nicht angerührt.“
    „Er kam nicht dazu, sein einfaches Mahl zu beenden!“ rief Sallustus. „Denn als er gerade beim Hasen war, klopfte es roh und brutal an die Haustür. Der Türhüter öffnete … der hier, der Teut …“
    Hinter einer der Säulen trat ein blonder Koloß im groben Kittel hervor, der mit Donnerbaß sagte:
    „Ich hab ihm die Tür geöffnet, ja.“
    „Zeig mal auf ihn, damit alle es glauben!“ sagte Sallustus. „War's der da?“
    „Der war's. Wer denn sonst?“ Der Türhüter machte eine Handbewegung in Richtung des Graubarts. „Der Jude da … der Tobias.“
    „Der kam schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Hab ich recht?“
    „Zum zweiten Mal, ja.“
    „Lästig und aufdringlich sind sie. Schmeißfliegen! Hundertmal kann man sie fortjagen …“
    „Beim ersten Mal war ja der Herr nicht zu Hause“, sagte der Türhüter. „Also kam er noch einmal wieder, ja.“
    „Du ließest ihn also eintreten. Führtest ihn in das Speisezimmer.“
    „Das war nicht nötig. Er kannte sich aus. War ja schon öfter im Hause, ja.“
    „Das heißt, du kümmertest dich nicht mehr um ihn. Gingst sogar in die Schenke.“
    „Der Herr erlaubte es, ja.“
    „Gewöhnlich verschlossest du aber die Haustür.“
    „Immer verschloß ich sie, ja. Der Herr hatte selbst

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