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0714 - Die Totenfrau ist da

0714 - Die Totenfrau ist da

Titel: 0714 - Die Totenfrau ist da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er saß allein in seinem Arbeitszimmer, bei dem die hohe Holzdecke in der Dunkelheit aussah wie ein wabernder Himmel. Ebenfalls hohe Regale bedeckten die Wände. Sie waren dermaßen vollgestopft mit Büchern, daß es keine Lücken gab. Und auch der wuchtige Schreibtisch - noch ein Erbstück seines Vaters - paßte zur Einrichtung. Hinter diesem Schreibtisch hatte er oft genug gesessen und über Noten gegrübelt. Dort hatte er über Schicksale junger Menschen entschieden und ihre Zukunft sowohl zum Positiven als auch zum Negativen hin beeinflußt.
    Ihm gefiel der Sessel nicht mehr. Sein Lieblingsplatz kam ihm vor wie ein Feuerstuhl. Dr. Hyram Scott wollte nicht mehr länger hockenbleiben und sich nur auf seine Angst konzentrieren. Er mußte weggehen. Vielleicht ging es ihm dann besser.
    Als er aufstand, geriet auch die Sitzfläche des Sessels in Bewegung. Sie knarrte, und es hörte sich an, als würden verschiedene Stimmen unterschiedlicher Tonlage durcheinanderjammern.
    Dann stand er.
    Er reckte sich.
    Seine Glieder taten ihm weh. Er verzog das Gesicht, dachte an sein Alter und sagte sich, daß er eben mit zweiundsiebzig nicht mehr der Jüngste war. Da mußte er den Jahren halt Tribut zollen.
    Mit müden Schritten bewegte er sich auf das Fenster zu. Er näherte sich der Scheibe im schrägen Winkel, hatte den Kopf angehoben, schaute gegen den dunklen Nachthimmel, und da sah er ihn.
    Es war der Mond! Er stand groß und leuchtend am Himmel.
    Genau in diesem Augenblick steigerte sich seine Angst zur Todesfurcht. Er wußte sich keinen Rat, war völlig unsicher geworden und stellte dann fest, daß seine Furcht und der Anblick des Mondes in einem unmittelbaren Zusammenhang standen.
    Es gab keine logische Erklärung für dieses Phänomen. Es war einfach da. Es hatte ihn erwischt, er wußte, daß er ihm nicht widerstehen konnte, daß es jetzt andere Kräfte waren, die über sein Leben bestimmten.
    Kräfte, die sonst im Verborgenen lagen und nun hervorgekrochen kamen. Unheimliche, andere Kräfte, vom Mond angelockt, der in die Tiefen der bösen Sphären hineindrang und das Grauen zusammen mit der Angst an die Oberfläche brachte.
    Er hatte Mühe mit der Luft. Es fiel ihm sehr schwer, die Distanz bis zum Fenster zu überbrücken.
    Seine Beine waren so schwer geworden. In den Waden und auch den Oberschenkeln spürte er das Kribbeln, und die Füße schleiften über den Teppich.
    Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Er stützte seine Hände auf die Fensterbank, schaute gegen den Mond und dachte daran, daß er in dieser Nacht besonders hell schien.
    Hatte dies etwas zu bedeuten? Waren seine Strahlen tatsächlich auf ihn gerichtet, oder bildete er sich das nur ein?
    Er konnte nichts darüber sagen, keine Auskünfte geben, sein Denkvermögen funktionierte nicht mehr richtig, die Angst war wie ein Kokon, der ihn umwickelt hatte.
    Er stand da und atmete schwer. Auf der Scheibe blieb eine beschlagene Fläche zurück. Wenn er gegen die schaute, sah er das Mondlicht verschwommen.
    Noch immer hatte er sich nicht beruhigt. Seine Seele kochte, die Furcht verstärkte sich, der Mond kam ihm vor wie ein gelbes Untier, das es einzig und allein auf ihn abgesehen hatte.
    Am liebsten hätte er dagegen geschossen und es einfach zerstört. Ausradiert, zerfetzt, in zahlreiche Stücke geschossen. Er wollte ihn einfach nicht mehr sehen.
    Aber der Mond war stärker, und seine Kraft war es auch.
    Hyram Scott hatte oft darüber gelesen, er hatte sich Gedanken gemacht, er wußte Bescheid, und mehr als einmal war ihm klargeworden, daß der Mond über die Macht verfügte, das Schicksal der Menschen zu beeinflussen. Das alles stimmte ja, es gab nur keinen Grund für seine Angst.
    Oder doch?
    Möglicherweise war es die Erinnerung an die Morde, die in den letzten Jahren bei Vollmond geschehen waren.
    Er wußte nicht, wie viele Menschen ums Leben gekommen waren. Ein halbes Dutzend Tote hatte es schon gegeben, und immer wieder hatte man von einer geheimnisvollen Frau gesprochen, die bei Vollmond durch die Nacht gewandert und wie die Totengräber gekleidet war.
    Bestätigen hatte die Aussagen niemand können. Doch immer dann, wenn der Vollmond leuchtete, kamen die Erinnerungen daran zurück, und dann hatten sich auch die Katzen so seltsam benommen.
    Dann waren sie nervös geworden, sehr unruhig. Dann hatten sie geschrieen, als wäre jemand dabei, ihnen ein Leid anzutun. All das wußte er, und es gab auch Menschen, die das Erscheinen der Katzen mit den Morden in

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